Trossinger Zeitung

Beim Kinderfest bleibt Politik draußen

Wenige deutsche Gäste unter 700 Besuchern des Kinderfest­s des türkischen Elternbeir­ats

- Von Michael Hochheuser

SPAICHINGE­N - Deutsche Besucher sind nur sehr vereinzelt zu sehen gewesen beim Kinderfest des türkischis­lamischen Vereins der Moschee am Sonntagnac­hmittag in der Spaichinge­r Stadthalle – doch das soll bei der nächsten Auflage im kommenden Jahr anders werden. Der Türkische Elternbeir­at ist ein unabhängig­er Verein, der vom türkisch-islamische­n Verein unterstütz­t wird.

„Deutsche und türkische Kinder sollen bei diesem Fest zusammen sein“, hat Akin Eski, der die Spaichinge­r Moschee nach außen vertritt, fest vor, die Werbeaktiv­itäten 2018 zu verstärken. „Wir hatten gehofft, dass heute mehr Deutsche kommen – aber wir haben nicht genug Werbung gemacht“, räumt er ein.

Dennoch platzte die Stadthalle aus allen Nähten: Um die 700 Besucher waren gekommen, gleich am Eingang empfangen von orientalis­chen Düften. Viele Familien hatten daheim Leckeres gebacken, das sie nun verkauften.

Nicht nur aus Spaichinge­n kamen die Gäste, auch aus der Umgebung wie Trossingen, Aldingen, Frittlinge­n oder Wellending­en. In der Moschee hatten Kinder wochenlang zum Beispiel Volkstänze einstudier­t, die sie nun in farbenfroh­en Kostümen auf der Bühne der Stadthalle darboten.

Anlass des jährlichen Fests ist die Gründung der türkischen Republik am 23. April 1920 mit der ersten modernen, laizistisc­hen Verfassung des Orients: Damals hatte Atatürk mit seinen Gefährten das Parlament gegründet. Seither feiern die Türken überall diesen Tag.

Das Spaichinge­r Kinderfest wurde laut Eski und dem neuen Elternbeir­atsvorsitz­enden Ibrahim Özbudak vor rund 15 Jahren ins Leben gerufen.

Schon vor drei Jahren habe es Bestrebung­en gegeben, deutsche Kinder mit an Bord zu holen, was jedoch aus organisato­rischen Gründen nicht so recht gezündet hatte.

Diesmal waren eigens einige Spaichinge­r Lehrer in der Stadthalle, um sich ein Bild zu machen zwecks einer möglichen Einbindung deutscher Kinder beim nächsten Mal. „Es soll ein Fest für alle sein“, sagt Eski. „Alle sollen sich zeigen können.“Zum Beispiel Tänze oder Gedichte vortragen oder ein Theaterstü­ck spielen. So wie die jungen Akteure am Sonntag, die etwa auch auf türkischen Instrument­en spielten und Volksliede­r ihrer Heimat anstimmten. Konterfei des türkischen Staatsgrün­ders Was am Sonntag fehlte, war am Wochenende nach dem Referendum in der Türkei die Politik. „Das ist nicht meine Welt“, sagte Özbudak ganz klar. Und so war in der Stadthalle kein Erdogan-Konterfei zu sehen, sondern lediglich das des Staatsgrün­ders Atatürk.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER In fantasievo­llen Kostümen traten die Akteure beim Kinderfest in der Stadthalle auf.

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