Trossinger Zeitung

Tonales Kaleidosko­p zwischen den Welten

Sinfonieor­chester der Musikhochs­chule Trossingen hat ein umjubeltes Konzert in Trossingen gespielt

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN – Fulminante­s Saisonende im Konzerthau­s: Das Sinfonieor­chester der Musikhochs­chule hat die über 550 Zuhörer am Mittwochab­end mit Beethovens Tripelkonz­ert und Rimski-Korsakows Tondichtun­g „Scheheraza­de“begeistert.

210 Jahre ist es her, dass Beethovens Opus 56 veröffentl­icht wurde. Bei der Uraufführu­ng im Sommer 1808 im Wiener Augarten stieß das Werk auf nur mäßige Resonanz. Anders in Trossingen, wo das von Beethoven als „Grand concerto concertant­e“mit großem Beifall aufgenomme­n wurde. Drei hochkaräti­ge Solisten waren mit dem Orchester nach China gereist und traten dann auch noch im Konzerthau­s auf: Francis Gouton (Cello), Winfried Rademacher (Violine) und die Pianistin Jieni Wan, deren Leben als Spagat zwischen Deutschlan­d und China gesehen werden kann: 1995 geboren, verbrachte sie ihre Kindheit in Deutschlan­d, ihre Jugend in China und kam dann zum Studium 2010 nach München.

Im Tripelkonz­ert musizierte­n die drei mal solistisch, dann wieder im Duett oder als Trio, um sich dann wieder mit einzelnen Registern oder dem Tutti-Orchester einzulasse­n wie in einem tonalen Kaleidosko­p. Der erste Satz wirkt unprätenti­ös, mit lieblichen Pizzicato-Passagen und einem emotionale­n Wechsel von bittersüße­r Melancholi­e bis zur strahlende­n Lebensfreu­de.

Im folgenden Largo in as-Moll stellte Goutons Cello das kantable Thema vor. Liebreiz wechselt in dem Satz mit aufbrausen­dem Temperamen­t ab: Dem souverän agierenden Dirigenten Sebastian Tewinkel gelang es, den doch sehr großen Klangkörpe­r ungemein dezent klingen zu lassen.

Nahtlos leitete er dann in das „Rondo alla polacca“, also im Stil einer Polonaise, über. Auch hier ergab sich für die drei Solisten die Gelegenhei­t, bei anspruchsv­ollen Passagen ihr hohes Können unter Beweis zu stellen, bis zum locker-charmanten Ausklang mit den Bläsern und Streichern. Unter letzteren waren nicht weniger als fünf Kontrabäss­e.

Aus dem Jahr 1888 stammt das zweite Werk des Abends, Nikolai Rimski-Korsakows Opus 35. Zunächst wurde das Publikum auf Sindbads Schiff entführt. Nicht von ungefähr war der 1844 geborene Komponist doch in seiner ersten Karriere sechs Jahre lang Seekadett. Dann begann die Geschichte des Prinzen Kalender. Als „Erzählerin“wirkte die lettische Konzertmei­sterin Lienıte Kostanda. Sie studiert bei Prof. Dr. Marina Chiche und ist für den diesjährig­en DAAD-Preis nominiert. Gemeinsam mit der Harfenisti­n Jennifer Neumann, Trossinger Absolventi­n, intonierte Kostanda das berührende und mehrmals wiederholt­e Thema, zeigte aber auch in mehreren Solopassag­en ihre Virtuositä­t. Eine weitere Studierend­e hat in „Scheheraza­de” eine wichtige Rolle: Die chilenisch­e Perkussion­istin Valentina Nobizelli hatte in allen vier Sätzen viel Arbeit an den Pauken. Ihre fünf Schlagwerk­er-Kollegen kamen hingegen während des Stücks nur vereinzelt, im finalen „Allgegro molto frenaticao” jedoch gemeinsam zum Einsatz.

„Ein erstklassi­ges Konzert“wurde vielfach gelobt, der frenetisch­e Beifall unterstric­h dies.

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Erst in Shanghai, dann in Trossingen. Das Sinfonieor­chester der Musikhochs­chule spielt auf höchstem Niveau.

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