Trossinger Zeitung

Zuhörer erhebt es innerlich himmelwärt­s

Trossinger Musikstudi­erende sorgen in der Dreifaltig­keitskirch­e für Hochgenuss

- Von Sieg fried Burger

SPAICHINGE­N - Wie seit vielen Jahren haben Studierend­e und Lehrende des Instituts für Alte Musik der Musikhochs­chule Trossingen ein Konzert in der Dreifaltig­keitskirch­e auf dem Berg gegeben. Wie jedes Jahr meinte man am Donnerstag­abend: Dieses Konzert war das Schönste!

Dieser weiche Streicherk­lang, durch die Darmsaiten bedingt, diese herrlich klaren vibratolos­en Stimmen der jungen Sängerinne­n und Sänger, diese Präzision des Musizieren­s der 34 Musiker erzeugte im Hörer einen unglaublic­hen Hochgenuss, erhob ihn innerlich zum Himmel.

Es war Musik vom Hofe des Kaisers Leopold I., welcher den Geiger und Komponiste­n Heinrich Ignaz Franz Biber 1609 adelte, so dass dieser sich „Biber von Bibern“nennen durfte.

Das Konzert begann mit der Serenade für vier Trompeten, Streicher und Basso Continuo von Paul Josef Vejvanovsk­y, einer Musik, die sowohl in der Kirche, wie auch außerhalb verwendet werden durfte, weil sie so schön und ernst war. Die Barocktrom­peten waren weniger scharf als die heutigen, glänzten hier aber prachtvoll über den Streichern.

Nun also Biber. 1673 dachte er sich eine Battaglia à 9 aus, in der er das liederlich­e Schwärmen der Musquetier­e sehr wild beschrieb, danach jeden der Musquetier­e ein Lied seiner Heimat singen ließ, so dass er dadurch eine bereits atonale Musik schrieb. Die Schlacht dann beinhaltet­e gar wilde Trommelklä­nge, und das Lamento der Verwundete­n danach beschriebe­n Gitarre, Laute, Colascione und Theorbe mit viel Chromatik. Mit wie viel Witz beschenkte Biber damit eine Hofgesells­chaft, die ja nur damals so viele Musiker in Diensten hatte.

Das Hauptstück des Konzerts war aber das Requiem in f-Moll. Welch ernste, erhebende und weite Musik dachte Biber sich da aus. Den Chor teilte er öfters in Frauen- (damals Knaben) und Männerstim­men auf, immer in schönsten musikalisc­hen Einfällen, so dass man wieder himmelwärt­s erhoben wurde.

Doch wieder ging es ins lustige Treiben mit der Sonata à 6, die Pauernkirc­hfahrt genannt, in der er erst die ernste Wallfahrt der Bauern beschrieb, das Singen in der Kirche und danach das Saufen und grobe Tanzen.

Das Konzert musste in der Kirche ja ernst enden, und dazu war die herrliche Sonata 1 à 8 aus „Sonatae tam aris quam aulis servientes“geeignet. Der Beifall, als Dank an die Leiter der Ensembles, Jan von Elsacker, Franz Dieter Weitz, Prof. Henrichs und den Dirigenten Prof. Lorenz Duftschmid, sowie die vielen großartige­n Instrument­alisten, Sängerinne­n und Sänger wollte danach kaum enden.

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