Chance für „hässlichen Tuttlinger Schlauch“
Berthold Laufer kritisiert verkürzte Darstellung
TUTTLINGEN (cg) - In die Diskussion um das Abstauen des Stauwehrs an der Scala-Brücke in Tuttlingen hat sich jetzt auch Berthold Laufer, Vorsitzender des BUND Tuttlingen, mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet. Er findet, dass seine Aussage, die er in der vergangenen Woche im Umweltbeirat des Gemeinderats gemacht hat, zu verkürzt in unserer Zeitung Einzug gehalten hat.
Die Diskussion werde laut Laufer von optischen Aspekten dominiert, wobei fachliche Argumente zu kurz kämen: „Dabei würde ich mir wünschen, dass der Gränzbote einer offenen sachlichen Diskussion eine Plattform bietet, anstatt mit dem Titel des Artikels vom 19. Mai ,Reihen für den Donau-Stau schließen sich’ schon fast das Bild einer Entscheidungsschlacht zu entwerfen.“ Wehrmanagement reicht nicht aus Zwar habe sich durch das Wehrmanagement die Gewässergüte deutlich verbessert, es würden aber erhebliche ökologische Probleme bleiben: Die Durchwanderbarkeit des Wehrs sei nicht nur für Kleinlebewesen, sondern auch für Kleinfische nicht gegeben, und Großfischen wie Barben und Nasen werde während der Laichzeit, die auch die Hauptwanderzeit ist, der Weg abgeschnitten: „Vor allem aber habe ich im Umweltbeirat betont, dass das Phänomen der Donauversickerung sich sehr schnell entwickelt und verstärkt: Die erste Vollversinkung war 1874, inzwischen haben wir 140 bis 160 Vollversinkungstage im Jahr, im Extremfall bis zu 180.“Niedrigwasser-Situationen würden häufiger werden – da sei es sinnvoll, möglichst wenig Wasser zu stauen und aufzuheizen.
Vor diesem Hintergrund sei der Kompromissvorschlag des Landes, die Donau dauerhaft um einen Meter abzustauen, ein Angebot, das Tuttlingen entgegenkomme, und kein Angriff auf die Donau, um diese den Tuttlingern wegzunehmen. Der Vorschlag stamme vom Gewässerökologen Dr. Wurm und beinhalte erfolgversprechende Wanderhilfen für Fische und Kleinlebewesen während der Stauphase. „Der dann immer noch 1,3 Kilometer lange Stau würde noch bis zur B 14 reichen und sich auf das Stadtgebiet beschränken. Flussaufwärts würde die Elta frei einströmen, und wiederum weiter oberhalb böte sich die Chance, den hässlichen ,Tuttlinger Schlauch’, dem der unnötige Aufstau am meisten schadet, zu einem Fließgewässer zu renaturieren“, ist sich Laufer sicher.
Die bisherige Staustrecke würde um die Hälfte verkürzt, und das Stauvolumen um mehr als die Hälfte verringert. Dabei müssten die Auswirkungen eines sommerlichen Abstaus auf die Bäume im Donaupark noch verifiziert werden; das vorliegende Baum-Gutachten basiere auf einer eintägigen Begehung und vielen Annahmen. Ufer muss umgestaltet werden „Was die Ufer des Staubereichs betrifft, so müssen diese ohnehin umgestaltet werden, unter angemessener Beteiligung des Landes – auch während des winterlichen Abstaus sehen nur die Ufer hässlich aus, nicht das Flussbett. Dabei können die Ufer mit Natursteinblöcken und Donaukies erlebbar gestaltet werden. Der bisherige Donau-Stau ist für Kinder nicht erlebbar, sie können nur hineinfallen.“