Ensembles übertreffen sich gegenseitig
Musikverein Deilingen-Delkhofen und niederländisches Blasorchester geben überragendes Konzert
DEILINGEN - Da haben sich am Freitagabend in der Gemeindehalle zwei getroffen, die gut miteinander können: Der heimische Musikverein Deilingen-Delkhofen unter der Leitung von Johannes Nikol und das niederländische Blasorchester „Oefening & Uitspanning“mit Dirigent Fried Dobbelstein hatten zu einem „Galakonzert“eingeladen. Diese Bezeichnung darf eigentlich nur vergeben werden, wenn die Akteure Musik auf Höchstniveau zur Aufführung bringen. Beide Orchester wurden diesem Anspruch zu hundert Prozent gerecht.
Die makellose Leistung der Deilinger wurde durch den Auftritt der Holländer sogar getoppt. Noch nie hatte Nikol mit seinem Orchester die Möglichkeit, einen so hochkarätigen Konzertpartner an seiner Seite zu haben. Daher lag es nahe, dass sie sich aus ihrem musikalischen Fundus die Sahnestückchen heraussuchten, mit denen sie schon glänzen konnten. Nach dem Mercury Konzertmarsch mit seinem filigranen Klanggeflecht beschrieben sie kontrastreich mit „Lebuinus ex Daventra“von Peter Kleine Schaars den Bau einer Kirche im Mittelalter, indem sie dramatische Stimmungen nuanciert zum Ausdruck bringen konnten. Auch mit „Sacri Monti“von Mario Bürki hatten die Deilinger einen fulminanten Auftritt, innerhalb dessen sich die Akteure in vielfältiger Weise, auch solistisch in Szene setzen konnten. Mit „Adele 21“öffneten Nikols Musiker die Tür zu aktuellen U-Musik mit zahlreichen Solopassagen. Das saß! Nikol schwärmte von der Klasse seines Orchesters, das sich gegenüber dem letzten Weihnachtskonzert noch einmal hatte steigern können.
80 Männer und Frauen aus Beek en Donk in Holland toppten diese Leistung. Ihr Dirigent, Fried Dobbelstein, führte dieses Orchester mit „San Michele Arcangelo“auf einen Kurs der Superlative, in dem seine Akteure, einer musikalischen Schlacht gleich, die Säbel kreuzten. Mit optimaler Klangdichte arbeiteten sich die Musiker, teilweise einem Präzisions-Uhrwerk gleich, durch den Notenwald dieses rasanten Musikstücks.
Und dann ein Highlight: Solist Robbert Vos zelebrierte auf dem Euphonium in hochprofessioneller Manier, begleitet vom Gesamtorchester „Les Ruses du Renard“. Das kann man mit der „Schlauheit des Fuchses“übersetzen. Unglaublich variantenreich, scheinbar mühelos, mit einer überragenden Finger- und Zungentechnik durchstieg er Höhen und Tiefen, mal schön legato, mal ausgesprochen stakkato. Ein grandioses Werk stellte „Tierra Mitica“von B.A. Ferrero in vier Sätzen dar. Das Ohr hat Mühe, diesem wechselvollen Klangsturm, rasanten Kaskaden, Takt- und Rhythmuswechseln zu folgen. Aber immer hat man das Gefühl, dass jeder Musiker seinen Part verinnerlicht hat und die Summe dieser persönlichen Verbindung zum Instrument in eine geniale Ausdrucksmöglichkeit mündet. Südländisches Flair Im letzten Stück, „Consuelo Cisar“, lebt der Klangkörper seine südländische Lust am Musizieren aus, bevor der große Euphonium-Solist seine Qualität noch einmal professionell zum Ausdruck bringt. Pierre Heesakkers und Tobias Schätzle beschenken sich am Schluss dieses gigantischen Konzerts, die Zuhörer geben „Standing Ovations“. Und die Deilinger haben neue Freunde gewonnen, weil sie, wie Heesakkers es ausdrückte, halt „unglaublich nette Leute“sind, die man nur deshalb kennenlernen durfte, weil die Freunde aus Dotternhausen es nicht einrichten konnten.