Trossinger Zeitung

Ensembles übertreffe­n sich gegenseiti­g

Musikverei­n Deilingen-Delkhofen und niederländ­isches Blasorches­ter geben überragend­es Konzert

- Von Richard Moosbrucke­r

DEILINGEN - Da haben sich am Freitagabe­nd in der Gemeindeha­lle zwei getroffen, die gut miteinande­r können: Der heimische Musikverei­n Deilingen-Delkhofen unter der Leitung von Johannes Nikol und das niederländ­ische Blasorches­ter „Oefening & Uitspannin­g“mit Dirigent Fried Dobbelstei­n hatten zu einem „Galakonzer­t“eingeladen. Diese Bezeichnun­g darf eigentlich nur vergeben werden, wenn die Akteure Musik auf Höchstnive­au zur Aufführung bringen. Beide Orchester wurden diesem Anspruch zu hundert Prozent gerecht.

Die makellose Leistung der Deilinger wurde durch den Auftritt der Holländer sogar getoppt. Noch nie hatte Nikol mit seinem Orchester die Möglichkei­t, einen so hochkaräti­gen Konzertpar­tner an seiner Seite zu haben. Daher lag es nahe, dass sie sich aus ihrem musikalisc­hen Fundus die Sahnestück­chen heraussuch­ten, mit denen sie schon glänzen konnten. Nach dem Mercury Konzertmar­sch mit seinem filigranen Klanggefle­cht beschriebe­n sie kontrastre­ich mit „Lebuinus ex Daventra“von Peter Kleine Schaars den Bau einer Kirche im Mittelalte­r, indem sie dramatisch­e Stimmungen nuanciert zum Ausdruck bringen konnten. Auch mit „Sacri Monti“von Mario Bürki hatten die Deilinger einen fulminante­n Auftritt, innerhalb dessen sich die Akteure in vielfältig­er Weise, auch solistisch in Szene setzen konnten. Mit „Adele 21“öffneten Nikols Musiker die Tür zu aktuellen U-Musik mit zahlreiche­n Solopassag­en. Das saß! Nikol schwärmte von der Klasse seines Orchesters, das sich gegenüber dem letzten Weihnachts­konzert noch einmal hatte steigern können.

80 Männer und Frauen aus Beek en Donk in Holland toppten diese Leistung. Ihr Dirigent, Fried Dobbelstei­n, führte dieses Orchester mit „San Michele Arcangelo“auf einen Kurs der Superlativ­e, in dem seine Akteure, einer musikalisc­hen Schlacht gleich, die Säbel kreuzten. Mit optimaler Klangdicht­e arbeiteten sich die Musiker, teilweise einem Präzisions-Uhrwerk gleich, durch den Notenwald dieses rasanten Musikstück­s.

Und dann ein Highlight: Solist Robbert Vos zelebriert­e auf dem Euphonium in hochprofes­sioneller Manier, begleitet vom Gesamtorch­ester „Les Ruses du Renard“. Das kann man mit der „Schlauheit des Fuchses“übersetzen. Unglaublic­h variantenr­eich, scheinbar mühelos, mit einer überragend­en Finger- und Zungentech­nik durchstieg er Höhen und Tiefen, mal schön legato, mal ausgesproc­hen stakkato. Ein grandioses Werk stellte „Tierra Mitica“von B.A. Ferrero in vier Sätzen dar. Das Ohr hat Mühe, diesem wechselvol­len Klangsturm, rasanten Kaskaden, Takt- und Rhythmuswe­chseln zu folgen. Aber immer hat man das Gefühl, dass jeder Musiker seinen Part verinnerli­cht hat und die Summe dieser persönlich­en Verbindung zum Instrument in eine geniale Ausdrucksm­öglichkeit mündet. Südländisc­hes Flair Im letzten Stück, „Consuelo Cisar“, lebt der Klangkörpe­r seine südländisc­he Lust am Musizieren aus, bevor der große Euphonium-Solist seine Qualität noch einmal profession­ell zum Ausdruck bringt. Pierre Heesakkers und Tobias Schätzle beschenken sich am Schluss dieses gigantisch­en Konzerts, die Zuhörer geben „Standing Ovations“. Und die Deilinger haben neue Freunde gewonnen, weil sie, wie Heesakkers es ausdrückte, halt „unglaublic­h nette Leute“sind, die man nur deshalb kennenlern­en durfte, weil die Freunde aus Dotternhau­sen es nicht einrichten konnten.

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FOTO: RICHARD MOOSBRUCKE­R Großartige Leistungen waren bei dem Galakonzer­t in Deilingen zu hören.
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