Trossinger Zeitung

CDU-Minister wollen Zugriff auf Mautdaten

Nach Festnahme im Endinger Mordfall plädieren Unionspoli­tiker für Regeländer­ungen – Grüne warnen vor Hast

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STUTTGART (lsw/ume) - Zwei Morde: einer nahe Freiburg, ein weiterer in Kufstein in Österreich. Lkw-Mautdaten von dort führen zu einem Verdächtig­en. Dass deutsche Daten zur Aufklärung von Verbrechen nicht genutzt werden dürfen, halten Justizmini­ster Guido Wolf und Innenminis­ter Thomas Strobl (beide CDU) für falsch. Die Grünen sehen eine Aufweichun­g der bestehende­n Regeln skeptisch.

„Die Ermittlung­serfolge in den Mordfällen von Endingen und Kufstein zeigen: Wir müssen unseren Ermittlung­sbehörden die notwendige­n Instrument­e an die Hand geben, um allen Spuren und Hinweisen auch konsequent nachgehen zu können“, sagte Strobl der Deutschen PresseAgen­tur. Deswegen solle das Mautgesetz von 2005 geändert werden. Justizmini­sterkonfer­enz steht an Justizmini­ster Wolf will das Thema auf der nächsten Justizmini­sterkonfer­enz am 21. und 22. Juni in Rheinland-Pfalz ansprechen, berichtete die „Südwestpre­sse“. „Wenn es um die Aufklärung schwerer Verbrechen wie zuletzt im Endinger Mordfall geht, sind wir uns nicht zu schade, auf österreich­ische Mautdaten zurückzugr­eifen“, sagte Wolf der Zeitung. „Dann ist es aber scheinheil­ig, den Zugriff auf deutsche Mautdaten zu verbieten.“

Der grüne Koalitions­partner reagiert mit Skepsis auf den Vorstoß der CDU-Minister. „Wir wenden uns dagegen, in einer überhastet­en Reaktion auf einen einzelnen Kriminalfa­ll einen so weitgehend­en Eingriff zu vollziehen“, sagt Uli Sckerl, innenpolit­ischer Sprecher der Landtagsfr­aktion, auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Nutzung von Mautdaten für Zwecke der Strafverfo­lgung stelle einen weitgehend­en Eingriff in das Recht auf informatio­nelle Selbstbest­immung dar. „Bevor wir grundrecht­sbeschränk­ende Maßnahmen fordern oder gar einführen, prüfen wir genau, ob sie notwendig und angemessen sind“, so Sckerl. Zunächst müsse deswegen der Rat von Kriminalis­ten, Juristen und Datenschüt­zern eingeholt werden. Der Grünen-Politiker betont aber auch: „Wir verschließ­en uns nicht verhältnis­mäßigen Maßnahmen, die für die Sicherheit im Lande ein Gewinn sind.

Innenminis­ter Strobl nannte als Beispiel einen Fall, in dem Mautdaten möglicherw­eise weitergeho­lfen hätten: Im November 2015 sei der Wächter eines Rasthof-Parkplatze­s nahe der A 6 (Landkreis Schwäbisch Hall) von einem Lastwagen angefahren und so schwer verletzt worden, dass er wenig später starb. Der Fahrer wurde bis heute nicht ermittelt.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Justizmini­ster Guido Wolf (CDU) nennt den Umgang mit Mautdaten scheinheil­ig.

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