Heilen mit Humor
Eckart von Hirschhausen besucht für Reportagereihe „Check-up“Altenheim, Psychiatrie und Frühchenstation
er Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen lacht gerne, aber er will auch andere zum Lachen bringen. Deshalb schickt seine Stiftung ausgebildete Clowns in Kliniken und Krankenhäuser, wo das Leben oft sehr traurig ist. Seine Stiftung heißt HHH (laut zu lesen), also „Humor hilft heilen“. Denn man kann Leben auch dann noch Freude abgewinnen, wenn der Körper nicht mehr so funktioniert, wie man es gerne hätte. Im Alter zum Beispiel, wie in Teil eins der dreiteiligen Reportage „Hirschhausens Check-up“heute Abend zu erfahren.
Dem erfolgreichen Fernsehmoderator geht es immer wieder darum, seine Zeitgenossen über die Vorgänge im Körper aufzuklären. Er will deutlich machen, was diesem guttut, was ihm schadet, und wie man durch eine gesunde Lebensweise möglichst lange seine Mobilität und Selbstständigkeit behält. Dass er das mit einer gehörigen Portion Humor verbindet, ist inzwischen hinlänglich bekannt. „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“lautete der Titel eines seiner Bestseller, und wenn er über die Endlichkeit des Lebens nachdenkt, dann zitiert er gerne aus seinen Lieblingscartoons, den unvergesslichen „Peanuts“. Charlie Brown zu Snoopy: „Eines Tages werden wir alle sterben.“Snoopy weise: „Ja, aber an allen anderen Tagen nicht.“Das findet der ebenso gefragte wie beliebte Moderator ziemlich beruhigend. Deshalb geht es ihm in seinem Check-up um die Frage, wie das Leben gelingen kann – von der Wiege bis zur Bahre.
Er startet aber gerade nicht im Kreißsaal, sondern im Altenheim. Dazu passt der hoffnungsvolle Titel dieser Folge: „Wie gutes Altern gelingt“. Um zu erfahren, wie sich das Alter tatsächlich anfühlt, zieht der 49-Jährige für drei Tage in einer Seniorenanlage der Diakonie in Düsseldorf ein. Im Einzelzimmer testet er zunächst einmal die automatische Hebevorrichtung in seinem Bett. Natürlich endet das mit einer Schieflage – wie könnte es bei dem Humoristen anders sein! Aber dann wird es doch ernsthafter. Zusammen mit dem Altenpfleger dreht er abends die Runde, sieht Männer und Frauen, die eben nicht mehr beweglich sind und sich nicht mehr selbst von einer Seite auf die andere Seite drehen können. Dabei lernt er das Pflegepersonal näher kennen – Männer und Frauen, die ihre Arbeit mit viel Herzblut machen. Das finanzielle Entgelt ist mäßig. Aber was sie von den Heimbewohnern an Dankbarkeit zurückbekommen, scheint für sie mit Geld nicht aufzuwiegen.
Hirschhausen, der Arzt, fragt natürlich auch, was die Senioren so alles an Medikamenten schlucken, und das ist nicht wenig. Jeder zweite Mensch über 70 Jahre nimmt durchschnittlich fünf bis sieben verschiedene Medikamente pro Tag ein – bei ungeklärten Wechselwirkungen. Hirschhausen hält viele Medikamente für unnütz. Schlafmittel zum Beispiel und Anti-Aging-Produkte bezeichnet er schlichtweg als „Bullshit“. Er plädiert für viel Bewegung, körperlicher und geistiger Natur. „Das Gehirn will beschäftigt werden“, sagt er. „Geh’ mit deinen Enkeln in den Zoo, setzte dich für die Gemeinschaft ein, das ist besser als jede Pille“, rät er. Dass selbst bei dementen Männern und Frauen noch bestimmte Gehirnareale intakt sind, beweist eine Musiktherapeutin. Durch das Abspielen von Liedern aus der Jugend der Senioren kann sie einen glückseligen Ausdruck auf ihre Gesichter zaubern. Und Hirschhausen tanzt mit einer über 90-Jährigen in den „Himmel hinein“. Statistik stimmt hoffnungsfroh Begleitet wird die Dokumentation von den beiden Straßen-Reportern Nico Wirth und Lisa Weitemeier, die bei Umfragen und Geschicklichkeitsübungen die Fitness der Bevölkerung testen. Außerdem gibt es viel Zahlenmaterial, das allerdings etwas sehr schnell über den Bildschirm rauscht. Aber so manche Statistik stimmt hoffnungsfroh. So sinkt das individuelle Risiko, an Demenz zu erkranken. Bildung heißt dabei das Zauberwort. Durch den Aufbau kognitiver Reserven können Erinnerungslücken besser kompensiert werden, wird erklärt.
Für Teil zwei seiner Reportage „Wie die Mitte des Lebens gelingt“(ARD, Montag, 19. Juni, 20.15 Uhr) zieht Hirschhausen für drei Tage in eine psychiatrische Klinik und lernt dort Menschen kennen, die nach seelischen Erkrankungen wieder zurück in den Alltag finden. Unter dem Motto „Wie der Start ins Leben gelingt“(ARD, Montag, 26. Juni, 20.15 Uhr) führt Teil drei den Moderator an seine frühere Arbeitsstätte zurück, an die Berliner Charité. In der Kinderund Geburtsklinik spricht er mit werdenden Eltern und Ärzten und erfährt auf der Frühgeborenenstation auch, wie verletzlich der Start ins Leben verlaufen kann. Teil eins von „Hirschhausens Check-up“läuft heute um 20.15 Uhr in der ARD.