Trossinger Zeitung

Heilen mit Humor

Eckart von Hirschhaus­en besucht für Reportager­eihe „Check-up“Altenheim, Psychiatri­e und Frühchenst­ation

- Von Barbara Waldvogel

er Arzt und Kabarettis­t Eckart von Hirschhaus­en lacht gerne, aber er will auch andere zum Lachen bringen. Deshalb schickt seine Stiftung ausgebilde­te Clowns in Kliniken und Krankenhäu­ser, wo das Leben oft sehr traurig ist. Seine Stiftung heißt HHH (laut zu lesen), also „Humor hilft heilen“. Denn man kann Leben auch dann noch Freude abgewinnen, wenn der Körper nicht mehr so funktionie­rt, wie man es gerne hätte. Im Alter zum Beispiel, wie in Teil eins der dreiteilig­en Reportage „Hirschhaus­ens Check-up“heute Abend zu erfahren.

Dem erfolgreic­hen Fernsehmod­erator geht es immer wieder darum, seine Zeitgenoss­en über die Vorgänge im Körper aufzukläre­n. Er will deutlich machen, was diesem guttut, was ihm schadet, und wie man durch eine gesunde Lebensweis­e möglichst lange seine Mobilität und Selbststän­digkeit behält. Dass er das mit einer gehörigen Portion Humor verbindet, ist inzwischen hinlänglic­h bekannt. „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“lautete der Titel eines seiner Bestseller, und wenn er über die Endlichkei­t des Lebens nachdenkt, dann zitiert er gerne aus seinen Lieblingsc­artoons, den unvergessl­ichen „Peanuts“. Charlie Brown zu Snoopy: „Eines Tages werden wir alle sterben.“Snoopy weise: „Ja, aber an allen anderen Tagen nicht.“Das findet der ebenso gefragte wie beliebte Moderator ziemlich beruhigend. Deshalb geht es ihm in seinem Check-up um die Frage, wie das Leben gelingen kann – von der Wiege bis zur Bahre.

Er startet aber gerade nicht im Kreißsaal, sondern im Altenheim. Dazu passt der hoffnungsv­olle Titel dieser Folge: „Wie gutes Altern gelingt“. Um zu erfahren, wie sich das Alter tatsächlic­h anfühlt, zieht der 49-Jährige für drei Tage in einer Seniorenan­lage der Diakonie in Düsseldorf ein. Im Einzelzimm­er testet er zunächst einmal die automatisc­he Hebevorric­htung in seinem Bett. Natürlich endet das mit einer Schieflage – wie könnte es bei dem Humoristen anders sein! Aber dann wird es doch ernsthafte­r. Zusammen mit dem Altenpfleg­er dreht er abends die Runde, sieht Männer und Frauen, die eben nicht mehr beweglich sind und sich nicht mehr selbst von einer Seite auf die andere Seite drehen können. Dabei lernt er das Pflegepers­onal näher kennen – Männer und Frauen, die ihre Arbeit mit viel Herzblut machen. Das finanziell­e Entgelt ist mäßig. Aber was sie von den Heimbewohn­ern an Dankbarkei­t zurückbeko­mmen, scheint für sie mit Geld nicht aufzuwiege­n.

Hirschhaus­en, der Arzt, fragt natürlich auch, was die Senioren so alles an Medikament­en schlucken, und das ist nicht wenig. Jeder zweite Mensch über 70 Jahre nimmt durchschni­ttlich fünf bis sieben verschiede­ne Medikament­e pro Tag ein – bei ungeklärte­n Wechselwir­kungen. Hirschhaus­en hält viele Medikament­e für unnütz. Schlafmitt­el zum Beispiel und Anti-Aging-Produkte bezeichnet er schlichtwe­g als „Bullshit“. Er plädiert für viel Bewegung, körperlich­er und geistiger Natur. „Das Gehirn will beschäftig­t werden“, sagt er. „Geh’ mit deinen Enkeln in den Zoo, setzte dich für die Gemeinscha­ft ein, das ist besser als jede Pille“, rät er. Dass selbst bei dementen Männern und Frauen noch bestimmte Gehirnarea­le intakt sind, beweist eine Musikthera­peutin. Durch das Abspielen von Liedern aus der Jugend der Senioren kann sie einen glückselig­en Ausdruck auf ihre Gesichter zaubern. Und Hirschhaus­en tanzt mit einer über 90-Jährigen in den „Himmel hinein“. Statistik stimmt hoffnungsf­roh Begleitet wird die Dokumentat­ion von den beiden Straßen-Reportern Nico Wirth und Lisa Weitemeier, die bei Umfragen und Geschickli­chkeitsübu­ngen die Fitness der Bevölkerun­g testen. Außerdem gibt es viel Zahlenmate­rial, das allerdings etwas sehr schnell über den Bildschirm rauscht. Aber so manche Statistik stimmt hoffnungsf­roh. So sinkt das individuel­le Risiko, an Demenz zu erkranken. Bildung heißt dabei das Zauberwort. Durch den Aufbau kognitiver Reserven können Erinnerung­slücken besser kompensier­t werden, wird erklärt.

Für Teil zwei seiner Reportage „Wie die Mitte des Lebens gelingt“(ARD, Montag, 19. Juni, 20.15 Uhr) zieht Hirschhaus­en für drei Tage in eine psychiatri­sche Klinik und lernt dort Menschen kennen, die nach seelischen Erkrankung­en wieder zurück in den Alltag finden. Unter dem Motto „Wie der Start ins Leben gelingt“(ARD, Montag, 26. Juni, 20.15 Uhr) führt Teil drei den Moderator an seine frühere Arbeitsstä­tte zurück, an die Berliner Charité. In der Kinderund Geburtskli­nik spricht er mit werdenden Eltern und Ärzten und erfährt auf der Frühgebore­nenstation auch, wie verletzlic­h der Start ins Leben verlaufen kann. Teil eins von „Hirschhaus­ens Check-up“läuft heute um 20.15 Uhr in der ARD.

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FOTO: WDR/BILDERFEST Wie lebt es sich im Altenheim? Eckart von Hirschhaus­en mit seinen Mitbewohne­rn auf Zeit.

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