Klassik aus der heiligen Stadt Indiens
Pandit Vikash Maharaj und Söhne Abhishek und Prabhash spielen im Atelier Wernert
TROSSINGEN – Sitar, Sarod, Tabla: Das Maharaj-Trio aus der heiligen Stadt Varanasi gastierte am Samstagabend im Atelier Wernert mit einem Werk indischer Klassik und mit weltmusikalischen Eigenkompositionen.
Vater Pandit Vikash Maharaj (Sarod-Spieler) mit seinen Söhnen Abhishek (Sitar) und Prabhash (Tabla) sind weit über ihre Heimat hinaus bekannt. Derzeit sind sie auf Europatournee, werden demnächst in Berlin und beim „International Yoga Day“in Frankfurt zu hören sein. Vor einem sicher zahlenmäßig größeren Publikum als die rund 30 Liebhaber indischer Musik, die sich im Loft der ehemaligen Kartonagenfabrik Birk in der Bohnengasse eingefunden hatten. Dafür hatten die aber den Vorteil, das Trio „unplugged“, also ohne jegliche Elektronik, und hautnah zu erleben.
Zwei Arten indischer Musik gebe es, meinte Prabhash, der auf Englisch durch den langen Abend führte: „Die eine schüttelt die Beine, die andere geht in den Kopf und heilt wie Medizin“. Das 2012 gegründete Trio agiert als „Jugalbandi“, also im Stil der „verflochtenen Zwillinge“: Zwei gleichberechtigte Solisten gestalten in abwechselnden Paarungen die melodische Improvisation. Anders als in der westlichen Musik kann so ein Stück schon mal 45 Minuten dauern, so wie der romantische, hindustanische Raga „Madhuvanti“, bei dem es schlicht um Liebe geht. Immer wieder erscholl Zwischenapplaus, etwa wenn der Tabla-Spieler sang, oder die beiden Saiteninstrumente, die laut Prabhash nur äußerst selten zusammen zu hören sind, sich gegenseitig aufzustacheln schienen. Traditionsreiche Musikerfamilie Dem heiligen Fluss Ganges widmete Pandit Vikash Maharaj eine seiner über 70 Kompositionen. Der fast 60Jährige stellt die 14. Generation der traditionsreichen Musikerfamilie dar. Zunächst studierte er wie seine Vorfahren die Tabla, orientierte sich aber mit 17 Jahren um: Die ursprünglich aus Afghanistan stammende Sarod wurde sein „muslimisches“Instrument, auf dem er es zu Weltruhm brachte.
Dessen Rhythmus-, Melodie- und Resonanzsaiten sind aus Metall. Wie es sich anhört, wenn die Melodiesaiten – regelwidrig –mit Fingerkuppen statt mit den Nägeln verkürzt werden, demonstrierte der Großmeister.
Als besondere Schwierigkeiten beim Spiel auf der Sarod gilt, dass das Griffbrett keine Bünde aufweist. Offenbar kein Problem für Maharaj. Der Sitar verschrieben hat sich der jüngere Sohn Abhishek, der beim Studium des Instruments aus der Lautenfamilie den Masterabschluss erreicht hat. Einen seiner Schüler, Anton Haendrigs aus Bräunlingen, unterrichtet er im Spiel der Esraj, einer gestrichenen Bogenhalslaute.
Beim dritten Programmpunkt, „Heart of Purab“, einer westindischen Melodie, waren die Zuhörer aktiv eingebunden: Sie sollten dem auf der Tabla geschlagenen Takt mit Händeklatschen folgen. Was aber nur anfangs gelang. Beim vierten, einem noch titellosen Stück baten die Inder Haendrigs, der sie nach Trossingen vermittelt hatte, mit ihnen zu spielen. Für den langen und kräftigen Applaus dankte das Trio mit einer Zugabe von knapp 30 Minuten Dauer.