Trossinger Zeitung

„Manchmal zerreißt es dir das Herz“

Leben mit SMA: Dreijährig­e Elisa meistert ihr Schicksal - Familie hofft auf Unterstütz­ung

- Von Cornelia Spitz

KREIS CALW/WURMLINGEN - „Elisa, warum sitzt Du denn im Rollstuhl?“– „Na, weil ich nicht laufen kann?!“, sagt die dreijährig­e Elisa aus Haiterbach und strahlt die Sorgen einfach weg. Wenn das mal auch für Erwachsene so einfach wäre: Elisas Vater, der Wurmlinger Frank Stannecker, und seine Frau Christina machen sich große Sorgen um ihre Tochter, denn Elisa hat SMA, eine seltene genetisch bedingte Krankheit.

SMA steht für Spinale Muskel Atrophie und bedeutet, kurz und knapp erklärt, dass alle Muskelfunk­tionen im Körper schleichen­d schwächer werden, bis am Ende auch die Atmung erlischt.

Wann das bei Elisa der Fall sein wird, ist völlig ungewiss. Experten gehen davon aus, dass der Verlauf schwerwieg­ender ist, je früher die Krankheit ausbricht. Bei Elisas Geburt war noch alles normal, erinnert sich Mama Christina Stannecker. Doch bereits als die Kleine neun Monate alt war, „hatte ich ein komisches Gefühl“, erinnert sie sich. Immer wieder knickte Elisa bei Bewegungen einfach ab. Elisa konnte bereits alleine sitzen und krabbeln – „und das war auf einmal alles weg“.

Irgendetwa­s stimmte nicht, und nach etlichen Untersuchu­ngen bekam Familie Stannecker – hierzu gehören neben dem Nesthäkche­n Elisa auch deren große Schwester Mia sowie die Eltern Christina und Frank – die Diagnose: SMA, Typ II. Eine der beiden besonders schweren Formen von SMA. Elisa wird nie laufen können, da ihre Muskeln nicht ausreichen­d versorgt werden und langsam abbauen. Für die Stannecker­s brach eine Welt zusammen.

Wer der kleinen Elisa ins Gesicht blickt, kann das kaum glauben. Mit braunen Knopfaugen blickt sie ihr Gegenüber schelmisch an, stellt alle Fragen, die ihr in den Sinn kommen und versprüht mit ihrem herzlichen Lachen Lebensfreu­de pur. „Sie ist so eine Fröhliche“, bemerkt ihr Papa Frank Stannecker, der aus Wurmlingen kommt, und lächelt. Eine Fröhlichke­it, die auch Elisas Familie neben ihrem tiefen Glauben Kraft gibt. „Es gibt solche und solche Tage, Tage an denen Du nur heulen kannst und andere, an denen wir einfach dankbar sind, dass wir sie haben“, sagt Christina Stannecker.

Auch die große Schwester Mia liebt Elisa heiß und innig, „sie würde für Elisa alles machen“, sagt Mama Christina. Mia wisse noch nichts von dem schwierige­n Krankheits­verlauf, der ihnen allen aller Voraussich­t nach bevorsteht, und die Siebenjähr­ige akzeptiere ganz tapfer, dass sie wegen Elisas Krankheit oft zurückstec­ken muss.

Und Elisa? Mal ist sie sehr schwach und kann ihren Kopf kaum halten. Jeder Husten, jeder Schnupfen, jeder Wachstumss­chub kostet Elisa unendliche Kraft. Doch die kleine Kämpferin freut sich wie jedes kleine Kind auf das, was kommt und ganz besonders auf ihren Geburtstag – oder Weihnachte­n. Als ihre Schwester Mia am Weihnachts­abend in heller Vorfreude zur Haustüre rannte, stand für sie fest: „Wenn ich groß bin, mache ich dem Christkind selbst die Türe auf.“ Finanziell­e Grenzen Sie genießt den Augenblick und die schönsten Momente im Alltag. Stolz erzählt sie von ihren Erlebnisse­n im Schwimmbad oder im Kindergart­en, den sie seit wenigen Monaten besuchen darf. Dass sie im Rollstuhl sitzt, während die anderen Kinder toben und rennen, ist ihr zwar bewusst, aber Elisa ist der festen Überzeugun­g, dass auch sie eines Tages laufen können wird. „Wir sagen nicht, dass es nicht geht – es zerreißt Dich fast. Das ist schwer“, sagt Elisas Papa Frank und fügt wenig später leise hinzu: „Wir wollen es ja selber glauben.“

Die Familie zehrt von den unbeschwer­ten Momenten mit ihren Kindern, und doch werden die Sorgen immer größer: Elisas Krankheit erfordert nicht nur viel Organisati­on, um all die Therapien, die Krankengym­nastik und die Untersuchu­ngen und Kontrollen unter einen Hut zu bringen, sondern sie bringt die kleine Familie auch finanziell an ihre Grenzen.

Um sich körperlich zu entlasten und es Elisa möglich zu machen, sich möglichst selbststän­dig in ihrem mehrstöcki­gen Zuhause zu bewegen, ließen sie für mehrere zehntausen­d Euro einen Treppenlif­t einbauen. Um den Alltag zu bewältigen, bedarf es mittlerwei­le eines ganzen Fuhrparks an Geräten und Hilfen. Trotz Zuschüssen oder Teil-Übernahmen durch die Krankenkas­se haben diese Anschaffun­gen das Gesparte der Familie Stannecker aufgezehrt.

Und schon steht eine weitere, wichtige Anschaffun­g ins Haus, die die Stannecker­s nun nicht mehr alleine stemmen können: Sie brauchen ein neues Auto für Elisa. Der zehn Jahre alte Familienko­mbi ist längst an seine Grenzen gestoßen. Das Mädchen soll bald einen 150 Kilogramm schweren E-Rolli bekommen, „irgendwann wird man sie im Rollstuhl befördern müssen“, sagt Papa Frank Stannecker und weiß: Schon jetzt ist der Kofferraum nur mit Elisas Rollstuhl prallvoll.

Familie Stannecker ist an einem Punkt angekommen, an dem sie auf Unterstütz­ung anderer hofft. Die deutsche Muskelstif­tung hat daher ein Spendenkon­to für Elisa eingericht­et. Weitere Informatio­nen: Spendenkon­to: Deutsche Muskelstif­tung, Stichwort: Elisa, Bank für Sozialwirt­schaft, BIC: BFSWDE33KR­L, IBAN DE11 6602 0500 0008 7390 00.

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FOTO: SBO/CORNELIA SPITZ Elisa und Mia spielen gerne Playmobil – eingespann­t in eine Steh-Orthese kann Elisa stehen.
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