Sotheby’s-Flair in der Primstadt
Fundsachen-Versteigerung der Stadtverwaltung verläuft aber eher schleppend
SPAICHINGEN - Ein Hauch SothebyFlair mitten in der Primstadt Spaichingen: Die Stadtverwaltung hat in die Alte Turnhalle eingeladen, um die Dinge zu versteigern, die sich über ein halbes Jahr angesammelt haben.
Die Gäste, 20 bis 25 Personen, sitzen auf ihren Stühlen und schauen erwartungsvoll nach vorne zum Tisch. Dort sitzen Beate Orner und Anja Stöckle-Polzin vom Bürgerbüro, um alle Gebote und Käufe zu dokumentieren. Ringsherum an den Hallenwänden sind Fahrräder aufgestellt, für die nun neue Besitzer gesucht werden. Links ist noch eine Hand-Kehrmaschine aufgestellt, das kurioseste Fundstück bei dieser Auktion, rechts ein blauer Motorroller, der augenscheinlich schon bessere Zeiten gesehen hat. Denn er ist ausgeschlachtet worden.
Insgesamt 70 Fahrräder sollten versteigert werden, außerdem kleine Gegenstände, Kleidungsstücke, Uhren, Brillen und Taschen. Tobias Schuhmacher von der Stadtverwaltung beginnt. Als erstes fragt er aber noch, ob jemand sein eigenes Rad erkannt hat. Das ist nicht der Fall.
Erstes Objekt ist die Hand-Kehrmaschine, die mit zehn Euro angesetzt ist und für die sich auch sofort ein neuer Besitzer findet. So könnte es eigentlich weitergehen. Doch es verläuft eher schleppend und der Berg an Fahrrädern, die keiner haben möchte, wächst.
Versteigert werden die Fundsachen, die nach sechs Monaten nicht abgeholt worden sind, erklärt Tobias Schuhmacher. Einmal im Jahr besteht dann für alle Schnäppchenjäger die Gelegenheit, einen tollen Fang zu machen. Doch so kaufwütig sind die Leute diesmal einfach nicht. Und zocken wollen sie auch nicht.
Manfred Werner vom Radfahrverein ist da, weil ja dieses Jahr kein Fahrradmarkt stattgefunden hat. Es haben sich einfach nicht genügend Helfer gefunden, so Manfred Werner. Doch er habe viele Anfragen erhalten, ob er nicht doch nach einem Fahrrad, meist fürs Kind oder Enkelkind, schauen könne. Diese Räder seien natürlich alle reparaturbedürftig, aber er möchte schauen, ob er fündig wird. Räder für die Enkel Und er wird fündig. Genau wie Jochen Kupferschmid, der sich für fünf Euro ein Dreirad mit Korb ersteigert hat. Mit diesem Rad wolle er mit seiner kleinen, gerade 15 Monate alten Tochter spazieren fahren oder es zum Einkaufen nutzen. „Ich habe so etwas noch nie gehabt.“
Kurt Stehle hat für zehn Euro ein Kinderfahrrad erstanden. „Die Enkele kommen. Dann sollen sie damit fahren oder das Rad mitnehmen“, erzählt er. Da er zwei Enkelkinder hat, kauft er gleich noch ein Rad und noch ein drittes dazu.
Doch viele Räder finden einfach keinen Gefallen beim Auktionspublikum. Nicht einmal für 50 Cent findet sich für sie ein Abnehmer. Dabei sind sehr schöne Räder dabei, für die die Käufer sogar auf einem Flohmarkt wesentlich tiefer in die Tasche hätten greifen müssen. Günstiger als bei dieser Versteigerung ist an ein Fahrrad nicht mehr zu kommen.
Fritz Götz kaufte ein Rad für einen Euro für seinen Enkel, der jetzt sechs Jahre alt ist. Noch ist er nicht groß genug für das Rad, doch die Großmutter hat zur zeitlichen Überbrückung noch einen Tretroller erstanden. Gemeinsam mit einem „Bulls“auf Tour Spannend wird es, als ein hochwertiges Rad der Marke Bulls von Tobias Schuhmacher präsentiert wird. Hier entbrennt jetzt ein kurzer Preiskampf, doch letztendlich holt sich Adriana Steimer für 50 Euro das Prachtstück. „Ich habe dasselbe“, erzählt ihr Freund Robert Dornfeld glücklich über diesen Kauf. Am Rad fehle ein Schild und die Kette müsse nachgezogen werden. Doch er könne es problemlos reparieren, so dass gemeinsamen Radtouren nichts mehr im Weg stehen.
Nachdem alle Räder präsentiert sind, geht es noch an kleinere Gegenstände. Tobias Schuhmacher bietet Jacken, einen Fahrradhelm, ein Warndreieck, Uhren, Brillen. Doch lediglich zwei Taschen, ein Koffer, eine Jacke und ein Schmuckset werden verkauft.
Das Skateboard findet zum Beispiel keinen Abnehmer und der Motorroller auch nicht.
Sehr viele Dinge, vor allem Fahrräder, sind übrig geblieben. Tobias Schuhmacher erläutert: „Sie kommen jetzt in einen Container und werden nochmal per Anzeige angeboten. Findet sich dann kein Abnehmer, wird alles verschrottet.“
Und das bei der Versteigerung eingenommene Geld kommt in die Haushaltskasse der Stadt.