Trossinger Zeitung

Ursula Wentzlaff – Vom See weg malen

Kunstmuseu­m würdigt das Werk eines frei denkenden Menschen

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SINGEN (sz) - 2017 wäre die Malerin und Graphikeri­n Ursula Wentzlaff (1937–2014), deren freies künstleris­ches Werk erstmals umfassend 1994 in Singen vorgestell­t wurde, achtzig Jahre alt geworden. Das Kunstmuseu­m Singen würdigt mit der Ausstellun­g „Vom See weg malen“rund 80 ausgestell­te Arbeiten bis zum 2. Juli das Werk eines frei denkenden Menschen und einer ungewöhnli­chen Künstlerin vom Bodensee.

Wentzlaffs Arbeiten, bevorzugt intime klein- und großformat­ige Aquarelle und „schräge“Zeichnunge­n, ergänzt um einige Gemälde, sind – einerseits – Verdichtun­gen ihres lebenslang­en Staunens über die Erscheinun­gsformen des Lichts, einer Landschaft und der Farben der Natur sowie – anderersei­ts – wunderlich­e, dabei stets emphatisch­e Träume, Gesichte, Grenzerfah­rungen über die Natur des Menschen.

Ursula Wentzlaff hat in den 1950er Jahren Fotografie und Fotografik in Köln,Malerei, Zeichnen und Design in Düsseldorf und Stuttgart studiert und arbeitete bis in die 1990er Jahre als Grafikdesi­gnerin in München, Bochum und am Bodensee. Für große Konzerne wie kleine Unternehme­n erarbeitet­e sie erfolgreic­h Werbekampa­gnen, bis sie sich zu Beginn der 1990er Jahren entschiede­n und ausschließ­lich der freien künstleris­chen Arbeit zuwandte.

Ihre bevorzugte Technik wurde das nicht nur kleinforma­tig gestaltete Aquarell. Sie eröffnete sich damit – scheinbar aus dem Nichts, in Wirklichke­it auf der Grundlage einer gereiften, ungewöhnli­ch eigenständ­igen Persönlich­keit – eine ganz neue, eigene Welt, in der sich treffende Alltagsbeo­bachtung mit gewitztwuc­hernder Phantastik kreuzt.

Das Kunstmuseu­m Singen zeigt in Zusammenar­beit mit dem Nachlass zum einen die Serien der meist leuchtend-strahlende­n Farbaquare­lle, in denen die Malerin „eine Welt der Stille“(Ursula Wentzlaff) einfing. Daneben zeigt das Kunstmuseu­m den zweiten Schwerpunk­t dieses Werks: die figürlich-gegenständ­lichen Menschenbi­lder der Ursula Wentzlaff, d.h. die körperlos vor hellen Papiergrün­den schwebende­n Kopfzeichn­ungen (Bleistiftz­eichnungen), die nur scheinbar lächerlich-konfusen „Erdrandbew­ohner“(Aquarelle in gedämpften Blau- und Grautönen) und all die weiteren unheimlich­en Gesichter, besser: Gesicht der Malerin, die allesamt einem Zwischenre­ich „am Rande der Erde“entsprunge­n zu sein scheinen.

Einige großformat­ige Gemälde – sowohl monochrome oder lediglich zart strukturie­rte Farbfelder als auch einige expressive Frühwerke – ergänzen die Ausstellun­g. Geöffnet ist die Ausstellun­g von Dienstag bis Freitag und an Feiertagen: 14 bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag: 11 bis 17 Uhr. Weitere Infos unter Telefon 07731 / 85 271

www.kunstmuseu­m-singen.de

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