Trossinger Zeitung

Amok-Systeme sind eine Gewissensf­rage

Eine Gesetzesgr­undlage fehlt – Kosten sind noch nicht absehbar

- Von Michael Pohl

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Das Thema Amok-Alarm an Schulen ist spätestens seit dem Vorfall in Winnenden präsent. Es wurden Schutzkonz­epte, Notfallplä­ne und sämtliche Vorkehrung­en ausgetüfte­lt. Doch umgesetzt wurde bislang recht wenig davon. Vor allem nicht an den städtische­n Schulen in VillingenS­chwenninge­n.

In der Gemeindera­tsitzung am Mittwoch, 26. Juli (16 Uhr, Neue Tonhalle) steht das Thema wieder einmal auf der Tagesordnu­ng. Denn die Leitungen der Ämter für Jugend, Bildung, Integratio­n und Soziales (JuBIS) sowie Gebäudewir­tschaft und Hochbau (GHO) haben ein Konzept hierzu entwickelt. Das Pilotproje­kt soll die Friedenssc­hule in Schwenning­en werden. Hier soll ein Notfallund Gefahren-Sprechanla­gen-System (NGRS) installier­t und in die Brandmelde­anlage integriert werden. Im Gegensatz zur grundsätzl­ichen Installati­on solcher Anlagen, hat das Testobjekt den Vorteil, dass es kostengüns­tiger ist. Denn bestehende Leitungen können genutzt werden, die Anlage ist auch bei Stromausfa­ll noch 30 Minuten aktiv, Rauch- und Amok-Warnmelder liegen nebeneinan­der und es ist nur ein Wartungsve­rtrag für Brand- und Amokmeldea­nlage notwendig.

Sollte sich dieses System bewähren, sollen alle städtische­n Schulen nach und nach – vorrangig im Zuge von Renovierun­gen und Brandschut­zmaßnahmen – mit einem NGRS ausgestatt­et werden. Wie Stefan Assfalg, Amtsleiter des JuBIS in der Sitzung des Technische­n Ausschusse­s erläuterte, gebe es bislang keine verpflicht­ende gesetzlich­e Grundlage für die Amok-Prävention. Deshalb seien auch drei Stufen der Sicherheit­ssysteme möglich.

„Ob es etwas bringt, sich jetzt auf die einfachste, dafür aber günstigste Variante festzulege­n, ist schwer zu sagen.“Möglicherw­eise gebe es irgendwann Gesetzesvo­rgaben, denen die einfachen Anlagen nicht mehr genügen. Ein großer Kostenfakt­or in der gleichzeit­ig nicht absehbaren Kostenentw­icklung, dürfte die externe Leitstelle sein, die notwendig wird, um die Informatio­nen der Meldeanlag­e zu verarbeite­n und weiterzule­iten. Denn eine direkte Verknüpfun­g mit der Integriert­en Leitstelle, die die Rettungskr­äfte von VS zum Beispiel im Brandfall alarmiert, sei nicht möglich. „Diese Stelle muss zeitlich wie personell ständig besetzt sein“, sagte Assfalg. Deshalb halte er es nicht für sinnvoll, wenn diese im Sekretaria­t, beim Hausmeiste­r oder im Rektorat sei. „Alle möglichen Personen haben andere Aufgaben in der Schule und sind immer woanders.“

Stadtrat Bernd Lohmiller (SPD) schlug vor, sich bei anderen Schulen in Baden-Württember­g zu erkundigen. „Es gab jüngst zwei Fälle von Amok-Alarm an zwei Schulen. Vielleicht fragen wir dort mal nach, welche Technik sie verwenden.“

Dirk Sautter (CDU) äußerte sich klar, in welche Richtung die Entscheidu­ng gehen soll: „Wir beklagen immer alles mögliche. Jetzt müssen wir mal Rückgrat beweisen. Wir sollten es so machen, wie der Landkreis , der alle seine Schulen zumindest mal mit Sicherheit­sgrad eins ausstattet.“Und er bekam Unterstütz­ung des Oberbürger­meisters: „Ich gebe Ihnen recht. Ich glaube zwar auch nicht, dass etwas passiert, und wenn doch, weiß keiner, ob diese Systeme wirklich helfen. Aber es ist eine Gewissensf­rage.“

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