Geisterspiel und Chaos
Die Löwen-Mitglieder wollen den Investoren loswerden
MÜNCHEN (SID) - Trotz seiner Bestätigung als Präsident des Fußball-Regionalligisten 1860 München hatte Robert Reisinger kaum Grund zur Freude. Auf einer hitzigen Mitgliederversammlung votierte eine Mehrheit für eine Trennung vom jordanischen Investor Hasan Ismaik innerhalb eines halben Jahres. „Das wird die Verhandlungen nicht leichter machen“, sagte Reisinger: „Wir wissen nicht genau, was das für Konsequenzen haben wird. Es wird aber rechtlich geprüft werden.“Beim Ex-Zweitligisten aus Giesing weiß man nicht, wie die Zukunft aussieht – wieder einmal. Es droht ein langer Rechtsstreit.
Dass es tatsächlich zu einer Trennung von Ismaik kommt, gilt deshalb als unwahrscheinlich. Zwar ist die Mitgliederversammlung laut Satzung das oberste beschließende Vereinsorgan der Löwen, das geschäftsführende Präsidium unterliegt aber der Sorgfaltspflicht. Ein Ende des Kooperationsvertrags würde ohnehin nicht das Ende der Zwangsehe mit dem Jordanier bedeuten. Ismaik hält 60 Prozent der stimmberechtigten Anteile, die würden ihm auch im Falle einer Aufkündigung der Zusammenarbeit bleiben. „Wir können ihn ja nicht wegdenken – oder ihn mit Tipp-Ex löschen“, sagte Reisinger.
Genau das wollte Antragstellerin Ulla Hoppen. Die Verweigerung der Zahlung für die Drittligaligalizenz sei eine Hauptpflichtverletzung Ismaiks gewesen und damit ein Kündigungsgrund, argumentierte die 57-Jährige. „Wir schaffen es auch ohne Investor“, auf Basis der „cholerischen und erpresserischen Zusammenarbeit mit Ismaik“sei eine Genesung der abgestürzten Löwen nicht möglich.
Der Antrag war auf Reisingers Bestreben überarbeitet und die Frist auf sechs Monate erweitert worden. Hoppen hatte zunächst für eine fristlose Kündigung des Kontrakts plädiert. Ismaik hat alle Trümpfe 331 der Mitglieder votierten für die Trennung, 56 – darunter Reisinger und seine Vizepräsidenten Heinz Schmidt und Hans Sitzberger – stimmten dagegen. Die Basis machte klar: Man wolle sich von dem unberechenbaren Investor nicht länger gängeln lassen. Finanziell dürfte es ohne Ismaik, der rund 70 Millionen Euro in die Löwen investiert haben soll, aber düster aussehen: Der 40-Jährige könnte seine Darlehen sofort fällig stellen. Geschäftsführer Markus Fauser erinnerte an die Zitterpartie nach dem Abstieg: „Wir haben die Insolvenz haarscharf vermieden.“Gerade noch rechtzeitig hatte der Investor, der seinerseits gegen die umstrittene 50+1-Regel klagen will, einer Stundung eines Acht-Millionen-Darlehens zugestimmt.
Weiterer Dämpfer für 1860 München: Das Heimspiel am 1. August gegen den 1. FC Nürnberg II müssen die Löwen nach wiederholten Ausschreitungen ihrer Fans unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten. Das DFB-Sportgerichts bestrafte damit die Krawalle beim Rückspiel der Zweitliga-Relegation gegen Regensburg und Verfehlungen in fünf weiteren Spielen.