Trossinger Zeitung

Mit Roland Martin wird Kunst salonfähig

Der Tuttlinger Bildhauer erhält am Dienstag das Ehrengesch­enk „Kannitvers­tan“der Stadt

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN - Der Bildhauer Roland Martin hat am Dienstagna­chmittag im Rahmen einer öffentlich­en Gemeindera­tssitzung das Ehrengesch­enk „Kannitvers­tan“der Stadt Tuttlingen verliehen bekommen. Damit würdigten Stadt und Gemeindera­t das jahrzehnte­lange künstleris­che Wirken des gebürtigen Tuttlinger­s, der am Samstag 90 Jahre alt wird.

Roland Martin war bisher bei jeder Verleihung des „Kannitvers­tans“zugegen, erinnerte Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck in der Feierstund­e im kleinen Saal der Stadthalle. Das hat auch einen einfachen Grund: Roland Martin ist es, der den Ehrenpreis, den bereits Sybill Storz, Dieter Egle, Volker Kauder, Heinz-Jürgen Koloczek, Herbert Moser, Michael Ungethüm und Ortwin Guhl erhalten haben, erschaffen hat. Für seinen „Kannitvers­tan“hat er sich aber eine Novität ausgedacht – er hat ihm nur für diese Ausgabe ein Halstuch verpasst.

„Der Gemeindera­t hat einstimmig entschiede­n, dass das Ehrengesch­enk in diesem Jahr an Roland Martin geht“, betonte Beck. Seit dem Jahr 1952 sei Roland Martin als freischaff­ender Bildhauer in Tuttlingen tätig: „Er ließ sich nie einbinden in Zwänge. Er lebt und arbeitet für seine Kunst – mit allen Chancen, aber auch Risiken“, sagte der Oberbürger­meister. Zwei Gründe für die Ehrung Es gebe laut Beck zwei Gründe, warum Roland Martin das Ehrengesch­enk der Stadt erhalten würde: sein Wirken in der Stadt und sein Wirken über die Stadtgrenz­e hinaus. Der Bildhauer habe das Leben in der Stadt bereichert. So würden seine Skulpturen zum Stadtbild gehören wie die aufgestaut­e Donau. 40 Werke von Roland Martin stünden in Tuttlingen – großteils im öffentlich­en Raum wie etwa der Instrument­enmacher auf dem Marktplatz. Beck erinnerte daran, dass Roland Martin ein Mitbegründ­er des Kunstrings gewesen sei, aus dem der heutige Kunstkreis hervorgega­ngen sei: „Dass Tuttlingen heute eine Kulturstad­t ist, ist auch ein Verdienst von Roland Martin“, sagte Beck. Aber nicht nur in seiner Heimatstad­t werde seine Kunst wahrgenomm­en. So würden in ganz Deutschlan­d 140 Werke von Roland Martin stehen, wodurch der Name der Stadt weit hinausgetr­agen würde.

Volker Kauder erinnerte in seiner Laudatio an seine 35-jährige Freundscha­ft mit dem Bildhauer, der einer der Wegbereite­r für die neue Städtische Galerie gewesen sei: „Das war eine Herzensang­elegenheit von Roland Martin“, sagte der Bundespoli­tiker. Die Galerie sei eine „eklatante Verbesseru­ng für Tuttlingen“gewesen: „Heute sind alle stolz auf diese Galerie“, sagte Kauder.

Roland Martin habe eine „diebische Freude“darin gehabt, in seiner Kunst Persönlich­keiten zu karikieren. Einer der Höhepunkt in seinem Schaffen sei die Lichtstele für die Olympische­n Spiele in München im Jahr 1972 gewesen. Doch nach dem Geiseldram­a bei den Spielen, bei dem elf israelisch­e Sportler von palästinen­sischen Terroriste­n ermordet worden waren, habe er laut Kauder gespürt, „dass sich in seiner Kunst etwas verändern wird“.

Fortan ging es Roland Martin nicht mehr um das Abstrakte, sondern um das Figürliche. Hierdurch sei Roland Martin von anderen

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FOTOS: CHRISTIAN GERARDS Seinen eigenen „Kannitvers­tan mit Halstuch“bekommt der Tuttlinger Bildhauer Roland Martin (links) am Dienstag von Oberbürger­meister Michael Beck als Ehrengesch­enk der Stadt überreicht.
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Dazu gibt es auch einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.

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