Trossinger Zeitung

Ein Vorreiter der Trossinger Ökumene

Der frühere Pfarrer Albert Rohr wird heute 80 Jahre alt - Festgottes­dienst am Sonntag

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Er war ein Vorreiter der Trossinger Ökumene und der Fasnet. In der Zeit von 1975 bis 1987, als Albert Rohr katholisch­er Pfarrer in Trossingen war, entstanden viele Einrichtun­gen, die heute aus dem Gemeindele­ben nicht mehr wegzudenke­n sind. Am heutigen Samstag wird er 80 Jahre alt.

Eng verbunden war Rohr dem christlich­en Glauben schon immer. In Oberndorf am Neckar wuchs er in einem katholisch­en Elternhaus auf. Sein Vater fiel im Zweiten Weltkrieg, als er vier Jahre alt war. Mit fünf Jahren schon diente er als Ministrant einer der jüngsten überhaupt, wie Albert Rohr selbst sagt. „Schon morgens vor der Schule war Frühmesse“erinnert er sich.

Trotzdem: Dass aus ihm einmal ein Pfarrer werden sollte, war Albert Rohr bis zu seinem 22. Lebenjahr nicht klar. Er absolviert­e nach der Mittleren Reife sein Abitur am Rottweiler AlbertusMa­gnus-Gymnasium und studierte zunächst in Tübingen Philosophi­e. Regelmäßig unternahm er Reisen ins Ausland, von Spanien bis nach Holland. Seine Offenheit für die Menschen und fremde Kulturen, die sich in dieser Zeit verstärkte, sollte später seine Arbeit als Pfarrer prägen. Seine Berufung, so erzählt Albert Rohr heute, erkannte er in der Basilika St. Martin und Oswald in Weingarten.

Am 17. Juli 1965 feierte Albert Rohr mit 28 Jahren in Rottenburg seine Priesterwe­ihe, die Primiz am 25. Juli 1965 in Oberndorf. Es folgten Pfarrstell­en in Stuttgart und Schömberg, wo damals eine bedeutende Lungenheil­anstalt lag. Seine erste Pfarrei übernahm Albert Rohr 1967 in Schwaikhei­m, wo er zahlreiche Flüchtling­e betreute und „zum ersten und einzigen Mal etwas sichtbares baute: Die neue Kirche und das Pfarrhaus.“

Nach Trossingen kam Rohr 1975, „ohne es mir vorher anzuschaue­n“. Er wollte näher bei seiner Familie sein. Zu sagen, dass er in der Musikstadt nichts sichtbares geschaffen hätte, wäre aber nicht richtig: Während seiner Zeit entstanden Einrichtun­gen wie die Kindergott­esdienste, die Geburtstag­sbesuche, die Sternsinge­r-Aktion, der Frauenkrei­s, der Familienkr­eis oder der Orgel-Fördervere­in. Als gebürtiger Oberndorfe­r führte Fasnetsfan Rohr in Trossingen die Gemeindefa­snet ein. „Und sie hat sich gehalten“, sagt er heute schmunzeln­d. Harmonisch­es Miteinande­r Auch die Ökumene –etwa mit den gemeinsame­n Auferstehu­ngsfeiern an Ostern – blühte durch Albert Rohr und den evangelisc­hen Pfarrer Dankwart Zeller auf. „Ein toller Bursche“, erinnert Rohr sich. Sehr stolz sei er auf die Ökumene, und sehr gerne denke er an die gemeinsame Arbeit mit Dankwart Zeller zurück.

Das harmonisch­e Miteinande­r erstreckte Albert Rohr aber nicht nur auf die evangelisc­he Kirche. Auch mit dem damaligen Bürgermeis­ter Heinz Mecherlein und der Polizei habe er sich glänzend verstanden. Er pflegte den Kontakt zu italienisc­hen und kroatische­n Mitbürgern, übernahm teilweise deren Taufen. Und wie schon in Schwaikhei­m hieß er Asylsuchen­de in der Stadt willkommen - in diesem Fall Trossingen­s erste Flüchtling­sfamilie, die aus Vietnam stammte. Auch in Südamerika engagierte sich Rohr.

Theologisc­h war er sehr interessie­rt. Albert Rohr unterricht­ete in Trossingen Studenten aus der ganzen Diözese. „Eine tolle Zeit“, sagt er - dennoch nahm er nach zwölf Jahren den Hut: „Es ist gut, wenn Raum für Neues entsteht“, begründet er den Schritt. Es folgen Jahre in Ulm, Geisingen und Rottweil - und am Ende zog es den Pfarrer im Ruhestand wieder in die Musikstadt zurück: „Ich habe viele gute Bekannte in Trossingen“, sagt er.

Einer davon ist der derzeitige katholisch­e Pfarrer Thomas Schmolling­er, mit dem er am Sonntag anlässlich seines 80. Geburtstag­s gemeinsam den Gottesdien­st gestaltet. Albert Rohr wird die Fürbitten und die Predigt halten - letzteres sei ihm seit eh und je ein Anliegen gewesen.

Es ist bei weitem nicht die erste Zusammenar­beit mit Schmolling­er: 2015 feierten die beiden zum Beispiel gemeinsam ihre Priesterju­biläen. Damals hatte Schmolling­er gelobt, er könne auf vielem aufbauen, was sein Vorgänger in Gang gebracht habe. „Ich habe manches gesät“, sagt Albert Rohr heute, „vieles ist aufgegange­n.“ Anlässlich seines 80.Geburtstag­s feiert Pfarrer i. R. Albert Rohr in Konzelebra­tion mit Pfarrer Schmolling­er und Diakon Michael Wollek am morgigen Sonntag um 10.30 Uhr in der Theresienk­irche einen Festgottes­dienst. Anschließe­nd sind alle Besucher zum Stehempfan­g im Hof eingeladen.

 ?? FOTO: ARCHIV/FRANK CZILWA ?? Pfarrer Thomas Schmolling­er (links) und Pfarrer i. R. Albert Rohr gestalten am Sonntag gemeinsam den Gottesdien­st. Sie stehen nicht zum ersten Mal gemeinsam am Altar: Auf unserem Bild feierten sie gemeinsam ihre Priesterju­biläen.
FOTO: ARCHIV/FRANK CZILWA Pfarrer Thomas Schmolling­er (links) und Pfarrer i. R. Albert Rohr gestalten am Sonntag gemeinsam den Gottesdien­st. Sie stehen nicht zum ersten Mal gemeinsam am Altar: Auf unserem Bild feierten sie gemeinsam ihre Priesterju­biläen.

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