Profis und Ehrenamtler wirken zusammen
Nach Diebstahl starten DRK-Rettungswache und Wehinger Ortsgruppe Aktion
WEHINGEN - Die Nachricht lautet: Weil der DRK-Rettungswache in Wehingen die frisch angeschafften Grillmöbel gestohlen worden sind, werden DRK-Ortsgruppe und die Profis von der Rettungswache gemeinsam eine Aktion für einen Ersatzkauf starten. Die eigentliche Nachricht aber ist: Auf dem Heuberg arbeiten Profis und Ehrenamtler zusammen wie nur selten im Landkreis Tuttlingen.
Denn durch die finanziellen Probleme der Vergangenheit im Kreisverband fühlten sich beide Standbeine des DRK in vielen Bereichen des Kreises eher gegeneinander gestellt. Davon ist in Wehingen nichts zu spüren.
Zum Gespräch finden sich in der Rettungswache Rettungsassistent Robert De Martin, Wachenleiter Holger Bartsch und der Gruppenleiter, also Vorsitzende des ehrenamtlichen Zweigs, Jörg Klaiber ein.
Die Ortsgruppe hat ihr Domizil in der alten Wache, gegenüber dem schönen Neubau. Der beinhaltet eine Küchenzeile, ein Wohnzimmer und Duschen, daneben die Räume für die Desinfektion und eine Dusche in diesem Desinfektionsbereich. Diese Ausstattung macht einem erst bewusst, wie die Rettungskräfte arbeiten: in Zwölf-Stunden-Schichten, jederzeit bereit zum Abruf. Bezahlt werden dabei übrigens nur 9,6 Stunden – egal, ob sich ein Einsatz an den anderen reiht, oder die Teams nur zweimal raus müssen und ansonsten die Wache reinigen oder warten. Insgesamt gelten mit dem Gehalt 48 Stunden Arbeitszeit pro Woche abgegolten. Das ist die zeitliche Seite. Sprich, die Rettungskräfte verbringen sehr viel Zeit in der Wache.
Der zweite Aspekt der Arbeit, der sich in der Ausstattung des Gebäudes spiegelt, ist, wie Retter und Fahrzeuge von ihren Einsätzen zurückkommen können: vollkommen verschmutzt. Denn lebensbedrohliche Notfälle sind schwere Unfälle, Zusammenbrüche und mehr. Und Menschen in diesen Situationen, auch wenn sie nicht bluten, lassen alles los, was der Körper nicht zum Überleben braucht.
Das bedeutet, auch die Rettungswagen müssen gründlich gesäubert, nachgerüstet und desinfiziert werden. Das gilt auch für die ehrenamtlichen Kollegen von gegenüber. Wehingen bildet mit Deilingen auch eine Schnell-Einsatzgruppe, und die Wehinger haben seit rund zwei Jahren „Helfer vor Ort“. Diese gibt es auch in Bubsheim und an anderen Orten. Die Wehinger betreuen Wehingen, den Harras, Reichenbach und Egesheim, letzteres zusammen mit Bubsheim. Bedeutet: Wenn irgendwo ein Notfall ist und die Profis vielleicht nicht schon nach ganz wenigen Minuten dort sein können, werden die „Helfer vor Ort“alarmiert – und diese sind oft schon in fünf Minuten zur Ersten Hilfe dort, retten Leben, bis der Notarzt und die Rettungskräfte da sind.
„Wenn es was zu arbeiten gibt, dann hält man zusammen“, sagt Gruppenleiter Jörg Klaiber. „Das Rote Kreuz ist das Rote Kreuz, und so ist auch das Verhältnis.“Aber auch, wenn es um andere Anforderungen in diesem Geist geht, halten die beiden Säulen des DRK zusammen: Jüngst mussten die Retter auf einem abgelegenen Hof die Mutter einer Flüchtlingsfamilie mitnehmen – doch was ist mit den vier Kindern? Ein Anruf, und die Wehinger Rotkreuzler aktivierten aus ihren Reihen ein paar junge Frauen, die innerhalb weniger Minuten dort waren und sich um die Kinder kümmerten, bis der Vater kam. Und weil sie dabei sahen, dass die Kinder keinerlei Spielsachen hatten, wurden kurzerhand welche organisiert. Die Leute seien glücklich gewesen. Gegenseitige Hilfe und Austausch über Einsätze Und hier schließt sich der Kreis: Profis und Ehrenamtler treffen sich bei Einsätzen, helfen sich beim Neu-Bestücken der Fahrzeuge schon mal aus, tauschen sich aus über die Einsätze – und die Ehrenamtler lernen von den Profis, können ihr eigenes Handeln mit ihnen reflektieren. Und das geschieht im Sommer schon mal am Grill hinterm Haus. Auch die VorSchicht bleibt dann manchmal da, um zu sprechen.
Geschah. Denn vor einigen Tagen haben Diebe – wahrscheinlich mit einem Fahrzeug auf der Parallelstraße über die angrenzende Wiese hinweg – die erst im April angeschafften sechs Stühle und den Kohlegrillwagen gestohlen (wir berichteten). Der Tisch ist ihnen wohl zu groß gewesen. Das Ärgerliche: Die Möbel haben sich die Beschäftigten vom eigenen Geld angeschafft. Der Kaffee wurde über Jahre so berechnet, dass ein kleiner Centbetrag übrig blieb, und mit den 300 Euro wurde die Ausstattung gekauft. „Mit dem Diebstahl wurde direkt das Personal getroffen“, sagt Wachenleiter Holger Bartsch. Weil für die neue Haus-Anlage aber weitere Geräte wie eine Schneefräse angeschafft werden mussten, ist das Geld nicht so einfach vom Kreisverband zu ersetzen.
Eigentlich wollen die DRK’ler das auch nicht, so hat man den Eindruck. Sie nehmen den Diebstahl zum Anlass, eine Aktion zu organisieren, bei der sie gemeinsam ihre Arbeit mitsamt der Fahrzeuge vorstellen können, Würstchen verkaufen und vom Erlös neue Möbel anschaffen. Wenn mehr Geld dabei herauskommt, springt vielleicht auch noch eine kleine Gerätehütte im hinteren Bereich des Gebäudes heraus. Verantwortlich für die Spenden ist dann die Ortsgruppe, die als Verein diese Spenden annehmen kann. Die „Grillwürstchen-Solidaritätsaktion“samt Vorstellung von Profi-Rettungskräften und der DRK-Ortsgruppe und ihrer Fahrzeuge findet am Freitag, 29. September, voraussichtlich von 8 bis 16 Uhr auf dem Edeka-Parkplatz in Wehingen statt. Genaueres werden wir noch veröffentlichen.