„Alle sind so gastfreundlich“
Stadt ermöglichte Julia Dressler und Stephanie Klaut ein Praktikum in Beaverton
Julia Dressler und Stephanie Klaut sind zum Praktikum in die USA gereist.
TROSSINGEN - Von der Familienzusammenführung bis zum Mittagessen aus überbackenen TortillaChips: Ihr dreiwöchiges Praktikum in Trossingens US-Partnerstadt Beaverton werden FSJlerin Julia Dressler und Auszubildende Stephanie Klaut wohl nicht so bald vergessen.
Die Idee zu diesem Austausch war entstanden, nachdem Bürgermeister Clemens Maier, Hauptamtsleiter Dieter Kohler und die erfolgreiche Chromonikasolistin Susan Sauter 2016 zu Besuch in Beaverton waren. „Wir haben dort die German International School (GIS) kennengelernt“, erzählt Maier. Der Schulalltag der dortigen Vorschulkinder gestaltet sich größtenteils auf Deutsch, der Unterricht komplett. Für die Trossinger bot sich hier eine Möglichkeit, die sie weiterverfolgten, als der Bürgermeister der Stadt Beaverton, Mayor Denny Doyle, im September desselben Jahres die Musikstadt besuchte.
Anfang Juli war es dann soweit: Die Stadt schickte ihre Auszubildende Stephanie Klaut und FSJlerin Julia Dressler für ein Praktikum an der GIS in den nordwestlichen Bundesstaat Oregon. Für beide war es der erste Aufenthalt in den USA.
„Wir haben vor allem bei den Vorbereitungen zum jährlichen Christmas Market der Schule geholfen“, berichtet Julia Dressler. Vom Teelicht bis zum Nussknacker sichteten die beiden alles, was die Schule für den Weihnachtsmarkt verwendet und waren deutlich schneller fertig als erwartet. Auch ein Naturwissenschafts-Klassenzimmer gestalteten die beiden jungen Frauen neu.
Abgesehen von ihren Praktikumsaufgaben blieb Julia Dressler und Stephanie Klaut aber auch genug Zeit, um Land und Leute kennenzulernen. Untergekommen sind die zwei bei einer Freundin von Susan Sauter. „Die Menschen sind alle unheimlich nett, unheimlich gastfreundlich“, erzählt Stephanie Klaut. „An jeder Supermarktkasse wird man nach seinem Tag gefragt. Gleich am ersten Wochenende haben sie eine Willkommensparty für uns veranstaltet.“Eine andere Party überraschte die beiden mit einem ganzen Schwein auf dem Grill: „Das war eine sogenannte Pig-Party“, sagt Julia Dressler und lacht. Mit dem Essen mussten sich die beiden überhaupt erst anfreunden: So gab es etwa nur Leitungswasser - und zum Mittagessen schon mal mit Käse überbackene Tortilla-Chips und Bohnen.
Begeistert sind die Trossingerinnen von der Multikulturalität des Landes: „Alle Nationalitäten leben nebeneinander und verstehen sich“, sagt Stephanie Klaut, „das gibt es hier bei uns in dieser Form nicht.“Die Gastfamilie der beiden bot das beste Beispiel: Die Mutter stammt aus Deutschland, der Vater ist griechischer Abstammung und die beiden Kinder aus Afrika adoptiert. Neoprenanzug statt Bikini Auf dem Programm der beiden standen auch Ausflüge in die Stadt und die Natur. „Es gibt tolle Wasserfälle und Nationalparks“, erzählen sie. Nur der Strand war eine kleine Enttäuschung: menschenleer, das Wasser kalt, die Begleiter alle im Neoprenanzug unterwegs - und die zwei Trossingerinnen in ihren Bikinis fühlten sich ein bisschen fehl am Platz.
Trotzdem: Von ihrem Aufenthalt nehmen sie durchweg positive Erfahrungen und Erinnerungen mit. Stephanie Klaut hatte sogar die Gelegenheit, Verwandte in Vancouver zu treffen, die sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hatte: „Das war eine Riesenüberraschung, dass sie so nah an Beaverton wohnen“, freut sie sich. Vom derzeitigen Chaos in der US-Regierung sei nichts zu spüren gewesen, berichten die beiden.
Ob auch künftig städtische Auszubildende nach Beaverton reisen können? „Wir möchten den Austausch auf jeden Fall nicht einschlafen lassen“, sagt Clemens Maier. Denkbar wäre für ihn in der Zukunft auch ein Schüleraustausch mit der dortigen High School.
Der Austausch mit Beaverton bleibt jedenfalls lebendig - und ist jetzt um eine Verbindung stärker: Julia Dressler und Stephanie Klaut möchten auf jeden Fall versuchen, den Kontakt zu ihren neuen Bekannten in den USA aufrecht zu erhalten: „Sie haben uns schon geschrieben, dass sie uns vermissen“, erzählen die jungen Frauen.