„Symbole für Offenheit“entstehen
Die Spaichinger Stadtkünstler 2017, Emilia Neumann und Urban Hüter, über ihre Absichten
SPAICHINGEN - Allein die Größe der beiden Arbeiten, die in den kommenden drei Wochen auf dem Spaichinger Marktplatz entstehen werden, fällt aus dem Rahmen: Sechs Meter hoch könnte die eine Skulptur werden, bis zu vier Meter lang die andere. Emilia Neumann aus Frankfurt und der Nürnberger Urban Hüter sind auch im wahren Leben ein Paar und bilden ab Montag, 7. August, das Stadtkünstler-Tandem. Redakteur Michael Hochheuser sprach vorab mit ihnen. Es ist das erste Mal, dass sie gemeinsam vor den Augen der Öffentlichkeit Kunst schaffen. Lag darin ein besonderer Reiz? Emilia Neumann: Absolut. Es ist reizvoll, dass jeder von uns sein eigenes Werk schafft, die dann am Ende zueinander finden. Natürlich tauschen wir uns ständig aus. Urban Hüter: Sonst arbeiten wir jeder für sich. Es ist das erste Mal, dass wir eine gemeinsame Konzeption haben, innerhalb derer die beiden Skulpturen miteinander eine Verbindung eingehen. Welcher Art soll diese Verbindung sein? Offenbar sind ja vielerlei Assoziationen möglich... Hüter: Es werden keine Eindeutigkeiten geschaffen, sondern Mehrdeutigkeiten. Die Werke entstehen in der Nähe einer Verkehrsinsel. Bei meiner Skulptur könnte deshalb mancher an ein Stopp-Schild denken, bei Emilias an ein zertrümmertes Auto. Vielleicht wird mein Werk mal die „Spaichinger Keule“heißen oder „Große rote Zucchini“, auch an einen Lutscher oder Luftballon kann die Form erinnern. Vieles verselbstständigt sich beim Schaffensprozess. Auch die Farbgebung ist offen, ob blau oder rot-weiß gestreift. Die Skulpturen könnten auch für Lebewesen stehen, Mann und Frau, oder Räuber und Beute. In jedem Fall sollen sie Symbole für Offenheit sein. Wie wird der Arbeitsprozess in Spaichingen ablaufen? Neumann: Ich verwende Beton, der im Guss eingefärbt wird. Bei meiner Arbeitsweise steht der Prozess im Vordergrund. Es gibt viele Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann und will, das entwickelt sich vor Ort. Ich habe eine grobe Vorstellung von der Form – ich denke an etwas glitschigglattes. Hüter: Bei mir sind lackierte Aluminiumbleche die Grundlage. Diese niete ich auf einem Alu-Gerüst übereinander, wie Patchwork. Die Skulptur dürfte fünf bis sechs Meter hoch werden. Bei diesen Dimensionen – reichen ihnen dafür drei Wochen? Neumann: Es könnte sein, dass es ein bisschen länger dauert als geplant, der Zeitplan ist knapp – auch, weil ich nach dem Ausgießen erst mal warten muss, bis ich weiterarbeiten kann. Die Übergabe ist ja erst für den 15. September geplant. Sind Sie zufrieden mit dem geplanten Aufstellungsort an der Schlüsselwiese? Neumann: Ich finde den Platz gut, weil er nicht eben ist, sondern ein leichter Hügel – dadurch werden die Arbeiten nicht auf einer gängigen Präsentationsfläche stehen. Auch ist es schön, dass der Ort am Rande der Innenstadt ist. Ich finde es toll, dass wir Kunst in einer kleineren Stadt machen können, da ist es etwas ruhiger. Zudem sind die drei Wochen unser Arbeitsurlaub, wir werden an den Wochenenden Ausflüge machen, etwa zu Freunden in Konstanz. Apropos „ruhiger“– wie aufgeschlossen reagieren sie, wenn sie Spaichinger während ihres Wirkens auf dem Marktplatz ansprechen? Hüter: Wir können beide gut arbeiten und gleichzeitig reden. Und wenn ich Ruhe brauche, ziehe ich Kopfhörer auf. Wie ist es dazu gekommen, dass Sie die Spaichinger Stadtkünstler 2017 wurden? Neumann: Wir haben beide im Forum Kunst in Rottweil ausgestellt. Von mir sind dort noch bis 27. August Arbeiten zu sehen. Jürgen Knubben, der Kustos des Stadtkünstler-Projekts, hat uns für Spaichingen vorgeschlagen. Wir durften uns aussuchen, ob jeder für sich ein Werk macht oder zwei, die miteinander kommunizieren – letzteres fanden wir spannender. Wann geht es los am Montag? Hüter: Wir reisen am Montagvormittag an, am Nachmittag werden wir den Arbeitsplatz einrichten. Richtig los geht es am Dienstag. Wo sind Sie während der drei Wochen als Spaichinger Stadtkünstler untergebracht? Neumann: Im Haus von Sylvia Reichle-Teufel vom Förderverein Stadtkünstler. Dort können wir freundlicherweise wohnen, während sie in Urlaub ist.