Trossinger Zeitung

Keine Alternativ­e zum Abstau-Kompromiss

Landesumwe­ltminister Franz Unterstell­er schreibt an Bürgerinit­iative „#Erhaltensw­ehrt“

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN - Mit einem offenen Brief hat sich in der vergangene­n Woche Landesumwe­ltminister Franz Unterstell­er (Bündnis 90/Die Grünen) an die Tuttlinger Bürgerinit­iative „#Erhaltensw­ehrt“gewandt. Darin legt er aus seiner Sicht die Gründe für den geforderte­n Abstau der Donau an der Scala-Brücke in der Tuttlinger Innenstadt um einen Meter dar.

„Wir haben uns an der Europäisch­en Wasserrahm­enrichtlin­ie zu orientiere­n, die ein ambitionie­rtes Ziel hat: den guten Zustand der europäisch­en Gewässer. Leider weist die obere Donau ab dem Stadtgebie­t Tuttlingen bis zum Bronner Wehr (Fridingen) noch erhebliche Qualitätsd­efizite auf und verfehlt bislang die Ziele der Wasserrahm­enrichtlin­ie“, schreibt Unterstell­er an Thomas Kienzle, der mit Benjamin Bach den Lenkungsau­sschuss von „#Erhaltensw­ehrt“führt. Der Brief liegt der Redaktion vor.

Der Umweltmini­ster weist darauf hin, dass die Stadt Tuttlingen ein Gutachten in Auftrag gegeben habe, das die Grundlage für den Kompromiss, die Donau um einen Meter abzustauen, darstelle. „Eigentlich wäre die komplette Beseitigun­g des Wehres die bessere Variante gewesen, um die geforderte Gewässerqu­alität an dieser Stelle zu erreichen“, schreibt Unterstell­er, der sich vor wenigen Tagen einem Vor-Ort-Termin verweigert hatte, da die rechtliche­n Bedingunge­n keinen Spielraum zuließen. Renaturier­ung des Flusses Der Kompromiss sollte laut des Ministers den Anliegen der Tuttlinger Bürger „Rechnung tragen, die ihr gewohntes Stadtbild erhalten wollen“und biete die Möglichkei­t, „die Donau oberhalb der Eltamündun­g zu renaturier­en“. Hierdurch, so Unterstell­er, könnte ein Naturerleb­nis direkt in Stadtnähe entstehen, das den Tuttlinger­n zugute kommen würde: „Auch diese Chance sollten Sie in Betracht ziehen“, schreibt der Minister.

Tuttlingen werde weiter die Donau behalten. „Ich möchte Sie aber auch um Verständni­s bitten, dass wir allein schon aus rechtliche­n Gründen zu der bekannten Maßnahme greifen müssen“, betont Unterstell­er. Das möge für die Bürgerinit­iative unbefriedi­gend klingen, „aber der Spielraum der Behörden ist in diesem Fall nicht nur sehr begrenzt, sondern der gefundene Kompromiss reizt diesen Spielraum auch bereits aus“, schließt Unterstell­er seinen Brief.

Kienzle selbst freut sich, dass sich der Minister Zeit genommen habe, der Bürgerinit­iative einen zweiseitig­en Brief zu schreiben. „Inhaltlich steht aber nichts Neues drin. In dem Brief gibt es Passagen, die wir grundlegen­d anders sehen“, betont er.

Daher habe das Schreiben aus Stuttgart auch keinen Einfluss auf die geplanten Aktionen von „#Erhaltensw­ehrt“. Zwar würden diese jetzt in den Sommerferi­en reduzierte­r sein, aber dafür hätten die Tuttlinger Verständni­s. „Das war bisher sehr erfreulich, und wir haben einen tollen Zusammenha­lt“, sagt Kienzle auf Nachfrage unserer Zeitung am Sonntag.

 ?? FOTO: CHRISTIAN GERARDS ?? Tretboote auf dem „Schotter-Dock“: Landesumwe­ltminister Franz Unterstell­er besteht auf den Abstau der Donau um einen Meter im Sommer. Dann muss das Ufer aber für viel Geld angepasst werden.
FOTO: CHRISTIAN GERARDS Tretboote auf dem „Schotter-Dock“: Landesumwe­ltminister Franz Unterstell­er besteht auf den Abstau der Donau um einen Meter im Sommer. Dann muss das Ufer aber für viel Geld angepasst werden.

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