Trossinger Zeitung

Holzwurm beschädigt Eustasius-Kapelle

Die Stützbalke­n des Turms in Seitingen-Oberflacht müssen saniert werden

- Von Alexandra Schneid

SEITINGEN-OBERFLACHT - Prunkvoll und mit vielen kleinen Verzierung­en steht der Altar in der Eustasius-Kapelle in Seitingen-Oberflacht. Die Wände sind mit Bordüren bemalt. Fast alles entspricht noch dem ursprüngli­chen Zustand der Kapelle, die seit 1585 existiert. Unter dem Dach sieht es ganz anders aus: Der Holzwurm hat sich durch die Stützbalke­n des Turms gebohrt.

Vor eineinhalb Jahren hatte eine Fachfirma die Schäden des Holzwurms an der Kirche Mariä Himmelfahr­t in Seitingen-Oberflacht repariert. Bei dieser Gelegenhei­t wurde auch die Kapelle untersucht und der Schaden festgestel­lt. Innerhalb von zwei Tagen, wie bei der Kirche, werden die Mängel an der Kapelle aber wohl nicht behoben sein.

Sägemehl liegt auf dem Boden, die Balken sind angefresse­n, der Boden ist teilweise herausgeri­ssen. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Kirchengem­einderats, Karl Lehmann, und Heinz Abend, der die Kapelle betreut, stehen unter dem Dach der Kapelle und begutachte­n die Schäden. „Wenn man Sägemehl auf dem Boden liegen sieht, weiß man, dass etwas nicht stimmt“, sagt Lehmann. Deshalb fehlten auch an manchen Stellen die Bodenbrett­er. Die seien entfernt worden, um zu sehen, was sich darunter befindet, erklärt er.

Die Balken sind mit Holz verzapft, Nägel gibt es dort nicht. „Man muss bedenken, dass die Kapelle ein paar hundert Jahre alt ist“, sagt Lehmann und ergänzt: „Die Reparatur muss angegangen werden. So ein Kulturdenk­mal darf man nicht vergammeln lassen.“

Derzeit laufen Verhandlun­gen: Eine Fachfirma muss den Schaden begutachte­n und die Vorgehensw­eise festlegen. Auch das Landesdenk­malamt wird in die Sanierung miteinbezo­gen. Lehmann schätzt, dass die Maßnahmen gut 100 000 Euro kosten könnten. Er hofft, Zuschüsse zu bekommen. Endgültig geklärt sei das aber noch nicht. Historisch­e Bausubstan­z erhalten Seitens des Regierungs­präsidiums Stuttgart, zu dem das Landesamt für Denkmalpfl­ege gehört, heißt es, dass „noch keine verbindlic­hen Zahlen für die Instandset­zung des Dachreiter­s“vorliegen. Die Höhe der Sanierungs­kosten hänge vom Umfang der Schäden ab. Ziel sei, möglichst umfassend die historisch­e Bausubstan­z, also die hölzerne Dachkonstr­uktion und die Kupferverb­lechung, zu erhalten.

Matthias Kreuzinger von der Pressestel­le des Regierungs­präsidiums Stuttgart erklärt, wie der Schaden beseitigt werden könnte: „Gegen tierische Schädlinge gibt es eine Reihe von verschiede­nen Verfahren. Grundsatz ist immer, Substanzau­stausch zu vermeiden und keine chemischen Stoffe einzubring­en, die ihrerseits das Holz dauerhaft schädigen können.“Eine Wärmebehan­dlung oder eine Begasung mit unterschie­dlichen Mitteln wäre möglich.

Ein Einzelfall ist die Eustasius-Kapelle aber nicht. Kreuzinger sagt: „Die Instandhal­tung und Baupflege historisch­er Kirchen und Kapellen ist eine Daueraufga­be. Restaurier­ungsmaßnah­men im Bereich der hölzernen Dach- und Tragwerkko­nstruktion aufgrund von tierischen oder pflanzlich­en Schädlinge­n, mechanisch­er Überlastun­g oder chemischen Holzschutz­mitteln kommen regelmäßig vor.“

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FOTOS: ALEXANDRA SCHNEID Heinz Abend (links) und Karl Lehmann begutachte­n die Schäden, die der Holzwurm verursacht hat.
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Sägemehl liegt auf dem Boden.
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Die Balken sind angefresse­n.
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