Holzwurm beschädigt Eustasius-Kapelle
Die Stützbalken des Turms in Seitingen-Oberflacht müssen saniert werden
SEITINGEN-OBERFLACHT - Prunkvoll und mit vielen kleinen Verzierungen steht der Altar in der Eustasius-Kapelle in Seitingen-Oberflacht. Die Wände sind mit Bordüren bemalt. Fast alles entspricht noch dem ursprünglichen Zustand der Kapelle, die seit 1585 existiert. Unter dem Dach sieht es ganz anders aus: Der Holzwurm hat sich durch die Stützbalken des Turms gebohrt.
Vor eineinhalb Jahren hatte eine Fachfirma die Schäden des Holzwurms an der Kirche Mariä Himmelfahrt in Seitingen-Oberflacht repariert. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Kapelle untersucht und der Schaden festgestellt. Innerhalb von zwei Tagen, wie bei der Kirche, werden die Mängel an der Kapelle aber wohl nicht behoben sein.
Sägemehl liegt auf dem Boden, die Balken sind angefressen, der Boden ist teilweise herausgerissen. Der stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Karl Lehmann, und Heinz Abend, der die Kapelle betreut, stehen unter dem Dach der Kapelle und begutachten die Schäden. „Wenn man Sägemehl auf dem Boden liegen sieht, weiß man, dass etwas nicht stimmt“, sagt Lehmann. Deshalb fehlten auch an manchen Stellen die Bodenbretter. Die seien entfernt worden, um zu sehen, was sich darunter befindet, erklärt er.
Die Balken sind mit Holz verzapft, Nägel gibt es dort nicht. „Man muss bedenken, dass die Kapelle ein paar hundert Jahre alt ist“, sagt Lehmann und ergänzt: „Die Reparatur muss angegangen werden. So ein Kulturdenkmal darf man nicht vergammeln lassen.“
Derzeit laufen Verhandlungen: Eine Fachfirma muss den Schaden begutachten und die Vorgehensweise festlegen. Auch das Landesdenkmalamt wird in die Sanierung miteinbezogen. Lehmann schätzt, dass die Maßnahmen gut 100 000 Euro kosten könnten. Er hofft, Zuschüsse zu bekommen. Endgültig geklärt sei das aber noch nicht. Historische Bausubstanz erhalten Seitens des Regierungspräsidiums Stuttgart, zu dem das Landesamt für Denkmalpflege gehört, heißt es, dass „noch keine verbindlichen Zahlen für die Instandsetzung des Dachreiters“vorliegen. Die Höhe der Sanierungskosten hänge vom Umfang der Schäden ab. Ziel sei, möglichst umfassend die historische Bausubstanz, also die hölzerne Dachkonstruktion und die Kupferverblechung, zu erhalten.
Matthias Kreuzinger von der Pressestelle des Regierungspräsidiums Stuttgart erklärt, wie der Schaden beseitigt werden könnte: „Gegen tierische Schädlinge gibt es eine Reihe von verschiedenen Verfahren. Grundsatz ist immer, Substanzaustausch zu vermeiden und keine chemischen Stoffe einzubringen, die ihrerseits das Holz dauerhaft schädigen können.“Eine Wärmebehandlung oder eine Begasung mit unterschiedlichen Mitteln wäre möglich.
Ein Einzelfall ist die Eustasius-Kapelle aber nicht. Kreuzinger sagt: „Die Instandhaltung und Baupflege historischer Kirchen und Kapellen ist eine Daueraufgabe. Restaurierungsmaßnahmen im Bereich der hölzernen Dach- und Tragwerkkonstruktion aufgrund von tierischen oder pflanzlichen Schädlingen, mechanischer Überlastung oder chemischen Holzschutzmitteln kommen regelmäßig vor.“