Trossinger Zeitung

Für Merkel läuft es gut

- Von Hendrik● Groth

Koalitions­verhandlun­gen sind wie Tarifverha­ndlungen. Am Ende wird es einen Kompromiss geben, mit dem die beteiligte­n Parteien leben beziehungs­weise regieren können. Es kann auch sein, dass ein Wahlergebn­is Menschen an einen Tisch zwingt, die mit ihrem jeweiligen Gegenüber eigentlich keine Partnersch­aft eingehen wollen. Leidenscha­ft ist dann fehl am Platze, eher unsentimen­tale Nüchternhe­it gefragt.

Wer demnächst regieren will und auf vorliegend­e Umfragen schaut, der sollte sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass genau das nach der Bundestags­wahl geschehen kann. Am 24. September um 18.01 Uhr wird es nicht mehr um Wünsche, Träume und Visionen gehen, ab dann geht es um die Macht. Für Angela Merkel, die Weltmeiste­rin des strategisc­hen Machterhal­ts, läuft es in diesen Tagen einmal mehr prima. Sie wird die stärkste Partei repräsenti­eren. An der Union vorbei wird keine Regierung auf Bundeseben­e gebildet werden können. Innerparte­ilich gibt es niemanden, der ihr gefährlich werden kann. Merkel kann das Wahlergebn­is ohne Druck abwarten und anschließe­nd entscheide­n.

Für die potenziell­en Partner ist das Spiel komplizier­ter. Dennoch beziehungs­weise genau deshalb wägen Liberale wie Grüne ihre Worte fein ab, um nicht Brücken einzureiße­n, über die sie möglicherw­eise noch gehen werden müssen. Es ist ja kein großes Geheimnis, dass sich Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n bis heute darüber ärgert, dass seine Partei vor vier Jahren fahrlässig die Bildung einer schwarz-grünen Bundesregi­erung versemmelt hat. Wenn die Union tatsächlic­h nicht mehr mit der SPD koalieren möchte oder auch die Sozialdemo­kraten lieber in die Opposition wollen, dann ist die Wahrschein­lichkeit hoch, dass nur ein Jamaika-Bündnis aus Union, FDP und Grünen eine solide Mehrheit hinter sich versammeln kann.

Für die Kanzlerin wäre es eine neue Erfahrung, aber kein Abenteuer. Für das Klein-Klein und den Zank wären die schmächtig­eren Partner zuständig. Um das Große kümmert sich Angela Merkel.

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