Trossinger Zeitung

Problemfal­l

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Es ist erst sieben Wochen her, dass Gerhard Schröder in Dortmund von 4000 SPD-Genossen gefeiert wurde. Der dritte Kanzler der Sozialdemo­kraten, der sieben Jahre lang eine rot-grüne Bundesregi­erung führte, war von der Parteitags­regie als Mutmacher eingeladen worden.

2005 hatte er einen aussichtsl­os erscheinen­den Rückstand auf seine Herausford­erin Angela Merkel von der CDU fast noch aufgeholt und schrammte knapp an einer dritten Amtszeit vorbei. „Was damals ging, das geht heute auch“, sagt Schröder.

Doch der Mutmacher von damals ist jetzt ein Problemfal­l für die SPD. Am 29. September, fünf Tage nach der Bundestags­wahl, will der Altkanzler in den Aufsichtsr­at des russischen Ölkonzerns Rosneft einziehen. Das Unternehme­n Rosneft steht nach der russischen Annexion der ukrainisch­en Halbinsel Krim 2014 auf der Sanktionsl­iste der EU. Wegen seiner Nähe zu Kreml-Chef Wladimir Putin steht Schröder ohnehin in der Kritik. Unvergesse­n ist seine Einstufung Putins als „lupenreine­r Demokrat“, die er noch als Kanzler vornahm. Kurz nach seiner Wahlnieder­lage war der heute 73-Jährige beim Betreiber der Gas-Pipeline Nord Stream eingestieg­en. Er wurde Vorsitzend­er des Aktionärsa­usschusses eines Konsortium­s, an dem der russische Staatskonz­ern Gazprom die Mehrheit hält. Mit dem geplanten Engagement für Rosneft geht er nun noch einen Schritt weiter – für die SPDFührung zu weit. Generalsek­retär Hubertus Heil distanzier­te sich als einer der ersten von Schröders Plan. Und Schröder selbst? Er wittert eine Verschwöru­ng: „Ich habe den Eindruck, das hat weniger mit meiner Tätigkeit zu tun als vielmehr mit dem Wahlkampf. Hier soll offenbar Frau Merkel geholfen werden.“(dpa)

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FOTO: DPA Gerhard Schröder wittert eine Verschwöru­ng.

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