Trossinger Zeitung

Andere Wahrnehmun­g ist nicht Lüge

- Von Regina Braungart

Es ist ein Unterschie­d, ob man bewusst aus Eigeninter­esse lügt, oder ob man Dinge anders hört und wahrnimmt, als andere. Wenn einer meint, er spricht handfest, fühlt sich ein anderer angeschrie­n.

Auf das Phänomen der Subjektivi­tät von menschlich­en Wahrnehmun­gen hat die Zivilkamme­r deutlich hingewiese­n. In den Zeugenanhö­rungen vor dem Amtsgerich­t war genau das auch klar zum Ausdruck gekommen.

Letztlich muss dann wohl die Mehrheit der Räte und ihre Einschätzu­ng den Ausschlag gegeben haben. Und das wird dann als Faktum festgesetz­t. Daher kann man nur mit Dreistigke­it eine bewusste Lüge unterstell­en.

Aber auch andersrum wird ein Schuh draus: Wenn Bürgermeis­ter Wuhrer und viele andere keinen Ausraster sehen und schon gleich gar keinen Rausschmis­s, ist es für ihn kränkend, ihm dies zu unterstell­en.

Das Kernproble­m bei der Denkinger Auseinande­rsetzung ist, welches Bild sich vom jeweils anderen verfestigt hat; auf dieser Matrix wird alles interpreti­ert. Und zwar fast spiegelbil­dlich. Urteil über Person und Charakter bringen im politische­n Raum aber nichts. Jetzt ist Zeit, innerlich abzurüsten.

Eine gute Geste wäre, wenn Wuhrer seine Anzeige bei der Staatsanwa­ltschaft zurückzöge. Ansonsten wirkt es wie Rache, und das hat er nicht nötig.

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