Andere Wahrnehmung ist nicht Lüge
Es ist ein Unterschied, ob man bewusst aus Eigeninteresse lügt, oder ob man Dinge anders hört und wahrnimmt, als andere. Wenn einer meint, er spricht handfest, fühlt sich ein anderer angeschrien.
Auf das Phänomen der Subjektivität von menschlichen Wahrnehmungen hat die Zivilkammer deutlich hingewiesen. In den Zeugenanhörungen vor dem Amtsgericht war genau das auch klar zum Ausdruck gekommen.
Letztlich muss dann wohl die Mehrheit der Räte und ihre Einschätzung den Ausschlag gegeben haben. Und das wird dann als Faktum festgesetzt. Daher kann man nur mit Dreistigkeit eine bewusste Lüge unterstellen.
Aber auch andersrum wird ein Schuh draus: Wenn Bürgermeister Wuhrer und viele andere keinen Ausraster sehen und schon gleich gar keinen Rausschmiss, ist es für ihn kränkend, ihm dies zu unterstellen.
Das Kernproblem bei der Denkinger Auseinandersetzung ist, welches Bild sich vom jeweils anderen verfestigt hat; auf dieser Matrix wird alles interpretiert. Und zwar fast spiegelbildlich. Urteil über Person und Charakter bringen im politischen Raum aber nichts. Jetzt ist Zeit, innerlich abzurüsten.
Eine gute Geste wäre, wenn Wuhrer seine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft zurückzöge. Ansonsten wirkt es wie Rache, und das hat er nicht nötig.