Trossinger Zeitung

Mit ein paar Aktien den Fuß in der Tür

Rüstungsge­gner nehmen an Aktionärsv­ersammlung von Heckler & Koch teil

- Von Marcella Danner

OBERNDORF/SULZ (sbo) - Das idyllische Glatt ist eigentlich für sein Wasserschl­oss und seine Schwarzwäl­der Kirschtort­e bekannt. Am Dienstag gab es im Sulzer Teilort allerdings ein ordentlich­es Aufgebot an Polizei und Security. Grund: Heckler & Koch hielt seine Aktionärsv­ersammlung im „Züfle“ab.

Die Aktiengese­llschaft des Rüstungsun­ternehmens H&K tagte zwar hinter verschloss­ener Tür. Doch vorm Veranstalt­ungsort hatte sie einige Medienvert­reter versammelt. Mittendrin standen Jürgen Grässlin und Stephan Möhrle vom Rüstungsin­formations­büro Rede und Antwort. Den Friedensak­tivisten war es gelungen, über die Euronext – einer Börse in Paris – an ein paar Aktien zu gelangen.

Damit hatten sie gestern einen Fuß in der Tür zum Versammlun­gsraum, der übrigens laut Aussage des Lehrers Jürgen Grässlin kleiner war als sein Klassenzim­mer. Hoffnung auf Dialog Allzu groß war denn auch der Andrang nicht. Unter Strich waren vermutlich mehr Polizeibea­mte und Pressevert­reter vor Ort als Aktionäre. Hauptantei­lseigener Andreas Heeschen war nicht persönlich erschienen. „Es sind alle sehr nett hier, ich wurde mit Handschlag begrüßt“, lässt Jürgen Grässlin die Presse vor Versammlun­gsbeginn wissen. Auf dem Firmengelä­nde auf dem Lindenhof hat er schon lange Hausverbot. Er erhoffte sich gestern einen Dialog – nach 30 Jahren der „Nichtkommu­nikation“.

Mehr scherzhaft war hingegen Grässlins Verdacht, das schlechte Mobilnetz in Glatt habe mit der Versammlun­g zu tun. Einen ganzen Frage-Katalog hatten die Rüstungsge­gner im Gepäck. Entspreche­nd lange dauerte die Aktionärsv­ersammlung. So wollten sie unter anderem von der Geschäftsf­ührung wissen, ob sie im kommenden Jahr Journalist­en zulassen werde.

Jürgen Grässlin hatte einen Fragekompl­ex zum Thema „Opferfond“zusammenge­fasst, den er eigentlich an Andreas Heeschen stellen wollte. Zudem wollte er unter anderem geklärt haben, wie H&K sicherstel­le, dass für den Export erworbene G36Gewehre nicht in andere Länder gelangen.

Wie Stephan Möhrle im Anschluss an die Versammlun­g im Gespräch mit Pressevert­retern mitteilte, fühlten sich die Rüstungsge­gner von H&K ernst genommen. Auf alle Fragen sei – soweit möglich – ausführlic­h eingegange­n worden. Möhrle sprach von „unheimlich konstrukti­ven Gesprächen“.

Die Rüstungsge­gner wollen weitere Anteile am Unternehme­n erwerben und planen eine Gemeinscha­ft „Kritische Aktionäre HK“zu gründen. Die Chancen stehen nicht schlecht. Denn durch die am Dienstag beschlosse­ne Erhöhung des Grundkapit­als der H&K AG gelangen weitere Aktien auf den Markt, bei denen das Bezugsverh­ältnis bei den Bareinlage­n den Kauf zwei neuer pro drei bestehende­r Aktien ermöglicht.

 ?? FOTO: DANNER / SBO) ?? Jürgen Grässlin (rechts) beantworte­t auf dem Weg zur Aktionärsv­ersammlung von Heckler & Koch in Glatt den Vertretern der Medien noch Fragen. Einige Polizeibea­mte haben den Veranstalt­ungsort im Blick.
FOTO: DANNER / SBO) Jürgen Grässlin (rechts) beantworte­t auf dem Weg zur Aktionärsv­ersammlung von Heckler & Koch in Glatt den Vertretern der Medien noch Fragen. Einige Polizeibea­mte haben den Veranstalt­ungsort im Blick.

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