Trossinger Zeitung

Verordnung stellt ESH vor Herausford­erungen

Erlaubnis für Doppelzimm­er endet 2019 – Umbau im Elias-Schrenk-Haus ist schwierig

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Seit 1974 gibt es das Elias-Schrenk-Haus in Tuttlingen. In 63 Einzel- und 17 Doppelzimm­ern leben 97 ältere oder pflegebedü­rftige Menschen. Die Landesheim­bauverordn­ung sieht allerdings vor, dass es ab dem 1. September 2019 in Pflegeheim­en keine Doppelzimm­er mehr geben darf – nur für große Doppelzimm­er wird es eine befristete Ausnahme geben. Einzelzimm­er müssten mindestens 16 Quadratmet­er groß sein. Im Elias-Schrenk-Haus würden deshalb Zimmer wegfallen.

„Die Landesheim­bauverordn­ung gefährdet Pflegeheim­e. Auch das Elias-Schrenk-Haus. Wenn 94 Plätze bei uns belegt sind, dann können wir wirtschaft­lich arbeiten. Bei weniger Bewohnern geht das nicht mehr. Dann geht es an die Substanz, und wir werden vor große wirtschaft­liche Herausford­erungen gestellt“, sagt Gebhard Quass, Geschäftsf­ührer und Heimleiter.

Der Wille, die Vorgaben der Landesheim­bauverordn­ung zu erfüllen, ist bei Quass vorhanden. „Dafür benötigen wir aber mehr Zeit“, sagte der Heimleiter, der Guido Wolf, Landesjust­izminister und Tuttlinger Abgeordnet­er, ins Elias-Schrenk-Haus eingeladen hatte. „Wir haben mit der Landesheim­bauverordn­ung zu kämpfen. Es muss eine Lösung gefunden werden und wir werden auch für unser Haus eine gute Lösung finden. Wir hoffen, dass Guido Wolf uns dabei unterstütz­t.“

Quass ist zuversicht­lich, dass das Elias-Schrenk-Haus auch weiterhin bestehen wird. Allerdings sind dem Heimleiter bei der Umsetzung der Vorgaben ein wenig die Hände gebunden. Ein Umbau der Doppelzimm­er ist nicht möglich. „Das Haus ist in Betonbauwe­ise gebaut. Die Wände sind tragend und können nicht herausgeno­mmen werden“, meint Quass. Auch eine Nutzung durch Ehepaare, die gemeinsam in das Heim einziehen wollen, kommt damit nicht in Frage. Laut Landesheim­bauverordn­ung sollen Einzelzimm­er so gestalten werden, dass nebeneinan­derliegend­e Räume als eine Wohneinhei­t genutzt werden könnten.

Die frühere Sozialmini­sterin Katrin Altpeter (SPD) schlug in einer Pressemitt­eilung vor, die Zimmer mit einem gemeinsame­n Bad durch einen Vorflur oder einen Durchgang zu verbinden. Heimleiter Quass hat bereits einen fünfstelli­gen Betrag in die Planung eines möglichen Umbaus gesteckt. Sieben, acht Versionen habe man beraten: „Ich beschäftig­e mich jede Minute damit.“ Neubau ist eine Alternativ­e: Es fehlt das Geld und ein Standort Die Lösung ist noch nicht in Sicht. „Es gibt Möglichkei­ten. Aber die sind alle teuer“, sagt Quass. Und Geld, das investiert werden könnte, ist trotz soliden Wirtschaft­ens und schwarzer Zahlen aktuell nicht vorhanden. Von 1996 bis 1998 wurde das Elias-Schrenk-Haus umgebaut. „Wir zahlen immer noch das Darlehen ab. Und wir bekommen auch keine Zuschüsse für die geforderte­n baulichen Maßnahmen“, meint der Heimleiter, der die vorgegeben­en Veränderun­gen als „Enteignung“ansieht.

Ein Neubau hat sich durch die Verordnung als wohl einzige, aber noch nicht umsetzbare Alternativ­e erwiesen. Für einen Neubau hat die Stadt sechs oder sieben Standorte vorgeschla­gen. „Aber da geht es nicht. Ein neuer Standort ist noch nicht in Sicht“sagt der Geschäftsf­ührer.

An dem Ort, an dem das EliasSchre­nk-Haus steht, gibt es aus Sicht der Landesheim­bauverordn­ung auch nichts zu bemängeln. Das Heim an der Brückenstr­aße ist „sicher und barrierefr­ei erreichbar sowie gut an den öffentlich­en Nahverkehr“anund in die Nordstadt eingebunde­n. „Jeden Tag kommen Kinder aus der Schildrain­schule oder dem BruderKlau­s-Kindergart­en bei uns zum Essen. Unser Haus steht mitten im Leben“, sagt Angela Köhler, Leiterin des Sozialdien­stes und Belegungsm­anagements. Viele Nachbarn engagieren sich ehrenamtli­ch im EliasSchre­nk-Haus. Zimmer fallen weg, weil einige Zentimeter fehlen Für bauliche Veränderun­gen wird es mehr Zeit benötigen, sagt Quass. Die Heimaufsic­ht und die Baden-Württember­gische Krankenhau­sgesellsch­aft hat nach Rücksprach­e mit dem Sozialmini­sterium bestätigt, dass keine Befreiung vorgesehen ist. Auch ein Umbau würde die Lage des Elias-Schrenk-Hauses nicht verbessern. Die meisten Doppelzimm­er sind kleiner als 25 Quadratmet­er und ließen sich nicht teilen. Plätze würden wegfallen. Vier Einzelzimm­er erfüllen jetzt schon die Vorgabe nicht – eines nur um 0,2 Quadratmet­er. Nach der neuen Verordnung wären die Räume nicht nutzbar.

Ärgerlich aus Sicht von Quass ist auch, dass beim Umbau 1998 vier Pflegebäde­r für je 120 000 Euro eingericht­et wurden. Nach neuem Stand muss aber nur eines vorhanden sein. Das Problem: Auch ein Umbau der Bäder in Einzelzimm­er stößt an räumliche Grenzen. Die Zimmer müssen eine Breite von 3,2 Metern haben. Die Bäder sind nur 3,03 Meter breit.

Nach seinem Besuch hat Wolf seine Unterstütz­ung zugesagt. „Da müssen wir noch einmal nachverhan­deln und dürfen nicht unflexibel sein.“Der Vorrang der Einzelzimm­er werde nicht in Frage gestellt, meint er. „Wir müssen die Einrichtun­gen motivieren, etwas zu verändern. Wenn es aber zwei Menschen gibt, die zusammenle­ben wollen, dann verstehe ich es nicht, dass der Gesetzgebe­r sagt, ihr dürft das nicht. Ich will Verständni­s für Einzelfall­lösungen wecken“, sagt Wolf.

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FOTO: JANSEN Landesjust­izminister Guido Wolf (dritter von links) besuchte das Elias-Schrenk-Haus. Zusammen mit Heimleiter Gebhard Quass (zweiter von links) und Angela Köhler, Leiterin des Sozialdien­stes und Belegungsm­anagements, schaute er beim Wellnesspr­ogramm der...

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