Das will ich alles nicht wissen
n Zeiten von Facebook, Whatsapp und Instagram sind wir immer erreichbar, immer online. Das ist ja eine feine Sache, so prinzipiell. Aber muss ich denn deswegen wirklich jeden Scheibenhonig der Welt mitteilen?
Mal ehrlich, wie oft hätten Sie früher – also in der Zeit, in der man noch kein Handy besaß – mit einem Freund kommuniziert, bevor Sie ihn im Kino getroffen hätten. Genau einmal am Telefon. Man hätte Ort und Zeit ausgemacht – fertig. Heute heißt es am Telefon: „Ich bin so gegen zehn da.“Fünf Minuten später kommt eine Whatsapp: „Brauche zehn Minuten länger.“Und nach weiteren 15 Minuten folgt eine Facebook-Nachricht mit dem aktuellen Standort, der wissen lässt, dass man sich um weitere zehn Minuten verspätet.
Andere Frage: Was haben Sie gemacht, wenn Sie gemerkt haben, dass Sie ihren Mann mit einer unvollständigen Einkaufsliste losgeschickt haben? Nichts. Gewartet, bis er nach Hause kam, gehofft, dass er von allein dran gedacht hat, dass in ein Paprika-Gulasch auch Paprika gehören und wenn nicht (was ja wahrscheinlich ist), ihn nochmal losgeschickt. Heute würden Sie versuchen, ihn anzurufen. Klappt das nicht, wird eine Whatsapp-Nachricht hinterhergeschickt. Und zeigt auch die keine Wirkung wird die digitale, in einer Cloud abgespeichert und für alle Familienmitglieder erreichbare Einkaufslisten-App, die 800 Artikel vordefiniert, ergänzt, in der Hoffnung, das wenigstens das auffällt.
Weitere Frage: Wann haben Sie aus dem Urlaub daheim angerufen? Genau, wenn Sie mitteilen wollten, dass Sie gut angekommen sind. Aber sicherlich nicht, wenn Sie eine besonders schöne Dattel eingekauft haben. Doch heute ist das Standard. So schickt meine Tante aus ihrem seit nun drei Tage währenden Frankreich-Urlaub Bilder von roten Blüten irgendeiner Blume, einem leeren Pool, einer Steinmauer, irgendeinem grünen Strauch und wie gesagt von vier Datteln in einer weißen Schale. Dazu gibt es Kommentare wie „Frisch geerntet“oder „Hier ist die Hitze anders“oder auch sehr beliebt „Kein Kommentar“. Mein ehrlicher Kommentar wäre: „Das will ich doch alles gar nicht wissen.“(ajs)