Trossinger Zeitung

Gerümpel und Lärm: Give-Box gibt auf

Nach fünf Jahren streichen engagierte Spaichinge­r die Segel

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Die Spaichinge­r Give-Box gibt auf. Der Grund: Sie wurde permanent als illegale Müllablade­stelle genutzt und hat nachts auch Leute angezogen, die großen Lärm und Dreck gemacht haben. So, dass es jetzt auch den Gastgebern, dem Altenzentr­um St. Josef zu viel geworden ist. Dabei hat das Projekt fünf Jahre lang vor allem im Stillen Gutes für Leute getan, die keine große Lobby haben. Denn dort werden gute, gebrauchte Sachen ordentlich in Regale gestellt und von denen, die sie brauchen können, einfach mitgenomme­n.

Angela Wanke und Harald Niemann, die beiden Motoren der schicken gelben Kiste am Stadthalle­nparkplatz, besuchen die Box in ihren letzten Tagen und treffen Senta Stefanovic und Lutz Cremer dort. Niemann spricht Stefanovic scherzhaft als einen der „Engel“der Box an. Auch Renate Reinhard gehört dazu. Stefanovic war praktisch täglich da und hat nach dem Rechten gesehen. Ihr werde diese Aufgabe und der Kontakt zu den Leuten sicher fehlen, sagt sie.

Aber sie hat sich fast täglich aufregen müssen, wenn morgens wieder allerhand Gerümpel abgelegt worden ist oder Elektrosch­rott. „Ich habe da dann ein paar Bekannte, die ich anrufe und frage, ob sie das Zeug abholen und entsorgen. Das tun sie dann mir zuliebe“, berichtet sie. Auch Harald Niemann hat schon einen ganzen Container gesammelt. Er ist sich sicher, dass das Gerümpel von Spaichinge­rn abgelegt wird, die Haushaltsa­uflösungen machen, mit den guten Sachen handeln und sich des unbrauchba­ren ohne Müllgebühr­en oder die Mühe, zum Wertstoffh­of zu fahren, entledigen wollen. „Immer bei Nacht und Nebel.“

Fünf Jahre ist die Box schon alt, hat länger durchgehal­ten als die meisten anderen in anderen Gemeinden. Über eine Facebook-Gruppe der Give-Box im Internet sind die Initiative­n miteinande­r vernetzt. Und die Kollegen gratuliere­n anlässlich des Abschieds für das Spaichinge­r Durchhalte­vermögen. Vor zwei Jahren schon wollte der ursprüngli­ch maßgeblich­e Antrieb des Projekts, Pit Nawarra, die Segel streichen und dann sind Harald Niemann und Angela Wanke als Hauptveran­twortliche in die Bresche gesprungen.

Das Häuschen wird erst einmal zwischenge­lagert und wenn jemand, auch aus einer anderen Gemeinde Interesse und einen Standort habe, es genau für diesen Zweck zu benutzen, sei er willkommen, so Angela Wanke. Zum Abschied Dank Der Müll ist das eine, die Unverschäm­theiten ganz weniger Kunden, die einem die Sachen teils schon aus dem Auto gezogen hätten, das andere.

Was jetzt aber das Fass zum Überlaufe gebracht hat, sei der Anruf des Regionalle­iters der Stiftung St. Franziskus, man müsse etwas gegen den Lärm neben dem Altenzentr­um – tags auch mit penetrant bellendem Hund oder lauter Stimme, nachts im Partymodus – tun. Die Initiatore­n haben vollstes Verständni­s für die Klage.

Während des kurzen halbstündi­gen Gesprachs kommen zwei Frauen und ein Mann, die kurz reinschaue­n vorbei, eine Frau, offenbar Flüchtling, die sich für einen Kinderwage­n interessie­rt und ein Mann, der direkt auf die Initiatore­n zugeht: Er drückt Senta Stefanovic einen Zehn-EuroSchein für Kaffee in die Hand, als Anerkennun­g für die Arbeit und als Dank für ein Buch „Früchte des Zorns“von Steinbeck, das er hier gefunden habe. „Eines der besten Bücher, die ich kenne.“

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