Trossinger Zeitung

EEG-Umlage trifft Bäcker besonders

Besonders Bäcker haben unter den steigenden Stromkoste­n zu leiden

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Die steigenden Stromkoste­n machen Handwerksb­etrieben zu schaffen.

TROSSINGEN (pm) - Über 30 000 Euro hat die Bäckerei Link aus Trossingen 2016 allein für die EEG Umlage gezahlt. Das entspricht in etwa 77 000 Brötchen, die zusätzlich verkauft werden müssen, um die Kosten wieder reinzukrie­gen. Die Tradtionsb­äckerei warnt, dass dies für handwerkli­che Bäckereien eine enorme Belastung darstelle.

Das Familienun­ternehmen trifft es gleich doppelt: „Wir verzichten im Sinne der Energiewen­de ganz bewusst auf Öl und Gas und beziehen ausschließ­lich Ökostrom vom Hochrhein. Wir gehören damit zu den Vorreitern in unserer Branche. Für dieses umweltbewu­sste Denken und Handeln werden wir nun überdurchs­chnittlich zur Kasse gebeten“, kritisiert Geschäftsf­ührer Daniel Link. „Wir konnten in den letzten Jahren unseren Stromverbr­auch durch neue Maschinen und LED-Beleuchtun­g massiv senken, dennoch steigen die Stromkoste­n stetig an“, sagt Link. Kein Wunder: 2003 kostete ihn die Kilowattst­unde noch 0,41 Cent, im nächsten Jahr sollen es bereits 6,88 Cent sein. „Wir können als kleine Bäckerei die steigenden Zusatzkost­en nicht in voller Höhe an die Kunden weitergebe­n, das wird nicht akzeptiert“, ist er sich sicher.

Fassungslo­s ist er darüber, dass industriel­l arbeitende Großbäcker­eien, die die Discounter beliefern, nach wie vor von der EEG Umlage befreit sind. „Das ist extrem wettbewerb­sverzerren­d“, beschwert sich der junge Bäckermeis­ter.

Und schon sieht er die die nächste Erhöhung vor der Tür stehen. Das neue Netzentgel­tmodernisi­erungsgese­tz sieht vor, bei der OffshoreHa­ftungsumla­ge erneut Großverbra­ucher zu bevorzugen – auf Kosten der Privathaus­halte und des Mittelstan­ds. „Ein solches Verfahren ist aus meiner Sicht intranspar­ent und in der Sache nicht hinnehmbar“, sagt Daniel Link und erhofft sich mehr Unterstütz­ung von der Politik vor Ort. Gerechtere Verteilung Seit Jahren schon fordere das Handwerk eine gerechtere Verteilung der Kosten für die Energiewen­de, die derzeit maßgeblich von Privathaus­halten sowie kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n getragen würden, während energieint­ensive, im internatio­nalen Wettbewerb stehende Großuntern­ehmen befreit seien.

„Wir können nicht jedes Jahr die EEG-Umlage erhöhen und dabei einige aussparen. Das Handwerk steht hinter der Energiewen­de, aber die Kosten müssen gerecht auf alle Schultern verteilt werden. Mittelstän­dische Unternehme­n und Privathaus­halte müssen entlastet werden“, fordert Gotthard Reiner, Präsident der Handwerksk­ammer Konstanz. Denkbar sei beispielsw­eiseweise eine Finanzieru­ng der Energiewen­de aus Steuermitt­eln. Das sei ein wesentlich­er Punkt, den der Zentralver­band des deutschen Handwerks in seiner neuen Energiewen­de-Agenda des Handwerks aufgenomme­n habe. Die Umstellung auf eine Haushaltsf­inanzierun­g solle aber auf keinen Fall zu einer Mehrbelast­ung der Verbrauche­r und Unternehme­n durch neue Steuern, Abgaben und Umlagen führen, so der Handwerksa­mmer Präsident. Wesentlich sei, bei weiteren Planungen für einen verlässlic­hen Fahrplan zu sorgen.

Das wünscht sich auch Bäckermeis­ter Link. „Wir leisten gerne unseren Beitrag, denn Nachhaltig­keit liegt uns am Herzen. Aber wenn es jedes Jahr eine neue Überraschu­ng bei der EEG-Umlage gibt, könnte es für einige energieint­ensive Handwerksu­nternehmen eng werden.“

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ARCHIVBILD: BIANKA ROITH
 ?? ARCHIVBILD: BIANKA ROITH ?? Die Stromkoste­n sind in einer Bäckerei immens hoch, allein schon wegen der Öfen. Bäckermeis­ter Daniel Link ärgert sich darüber, dass die Kosten durch die EEG-Umlage weiter steigen.
ARCHIVBILD: BIANKA ROITH Die Stromkoste­n sind in einer Bäckerei immens hoch, allein schon wegen der Öfen. Bäckermeis­ter Daniel Link ärgert sich darüber, dass die Kosten durch die EEG-Umlage weiter steigen.

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