Getöse im Wahlkampf
Erstaunlich, dass sich Umweltministerin Barbara Hendricks nun als beherzte Vorkämpferin für die von Fahrverboten bedrohten Autohalter in Szene setzt und zur Chefanklägerin gegen die Konzerne aufschwingt. Hatte sie nicht mit am Tisch gesessen, als beim Dieselgipfel die Scheinlösungen ausgehandelt wurden? Die Berechnung des Umweltbundesamtes, wonach allenfalls 20 von 90 Städten Fahrverbote abwenden können, offenbart einmal mehr, dass die deutsche Schlüsselindustrie jahrelang beim Diesel in die falsche Richtung gesteuert ist, den kurzfristigen Gewinn über die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte gestellt hat und die Politik dem Treiben zusah.
Hendricks Ruf nach einer technischen Umrüstung von Millionen Dieselstinkern taugt allenfalls, um im Wahlkampf zu punkten, nicht aber als Lösung: Ein Großteil der neueren Fahrzeuge verfügt über keine Harnstoffkatalysatoren. Sie umzurüsten und ausreichend große Harnstofftanks einzubauen, ist schlicht nicht machbar oder viel zu aufwendig. Die Abnahmen der Änderungen durch die Behörden könnten Jahre dauern. Ein einfacher Ausweg ist nicht in Sicht. Wenn die Hersteller Vertrauen zurückgewinnen wollen, gäbe es nur eine saubere Lösung: die Luftverpester zurücknehmen und gegen Wagen eintauschen, die die Grenzwerte einhalten. politik@schwaebische.de