Trossinger Zeitung

Bloß nicht wie die Axt im Walde

Bauprojekt Sperberstr­aße: Naturschüt­zer und Anwohner bangen um alten Baumbestan­d

- Von Eva-Maria Huber

VILLINGEN-SCHWENNING­EN Nicht nur Thomas Schalk schaut etwas unsicher zu den prächtigen Bäumen am Bauzaun hoch. Bleiben die Riesen an der Sperberstr­aße bestehen oder werden auch sie gefällt, „so wie teils bei anderen Projekten auch“?

Eigentlich sei das Vorhaben ein tolles Projekt, schwärmen NabuKreisv­orsitzende­r und Landesnatu­rschutzver­bands-Vorstandsm­itglied Schalk und Anwohner. Denn das Wohngebiet Steppach werde aufgehübsc­ht. Die städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft wbg wird an der Sperberstr­aße drei große Mehrfamili­enhäuser abreißen und dafür Neubauten erstellen. Als Vorbild dient das Schwenning­er Projekt „Neckar Fair“. In Bälde sollen dort 65 neue Wohnungen entstehen. Schöne Sache einerseits, anderersei­ts sorgen sich nicht nur Schalk und Anwohner wie Ellen und Ralf Claaßen um die alten Bäume, die innerhalb des großen Bauzauns stehen. Baum-Größen, die nicht nur für Naturliebh­aber ein wunderschö­ner Anblick sind, sondern auch Lebensraum für Vögel und viele Insekten bieten.

Thomas Schalks Sorge um die Baumreihen war so groß, dass er vor knapp einem Monat eine offizielle Anfrage an die Stadt VS stellte, ob zumindest ein Teil des Baumbestan­des erhalten bleibe. „Bislang habe ich noch keine Antwort erhalten“. Nicht umsonst hat es Schalk eilig mit einer Reaktion. „Häufig wird doch einiges platt gemacht.“Nicht nur er, sondern auch andere Doppelstäd­ter wünschen sich einen schonender­en Umgang mit alten Baumbestän­den. „Wir sind nicht gegen Neubauten“, wehrt sich Schalk gegen Vorwürfe, „aber gegen allzu rigoroses Fällen.“Ein Unding sei auch, streifte er ein anderes Thema, dass ganz allgemein viele gesunde Bäume aus Gründen der Verkehrssi­cherungspf­licht auf den Stamm gesetzt werden. „Da muss nur einer etwas schief stehen und weg ist er“, rügt der Nabu-Chef.

Und dann diese Ersatzpfla­nzungen: Thomas Schalk nennt das, was anstelle von alten mächtigen Bäumen teilweise gepflanzt werde, eher „Pseudogrün“. Sorten werden gepflanzt, die eher klein bleiben, keine dicken Äste ausbilden und „nicht viel Arbeit machen“. Für Oxana Brunner ist dies eine eher subjektive Beobachtun­g. Wenn es um Bauprojekt­e eines Bebauungsp­lanverfahr­ens (wie in der Sperberstr­aße) gehe, so die Pressespre­cherin der Stadt, gebe es für Ersatzpfla­nzungen „Empfehlung­slisten“, die entweder vom Amt für Stadtentwi­cklung erstellt werden oder von externen Fachbüros. Bei der Erstellung der Listen, ergänzte sie, versuche man auch, möglichst „gebietshei­mische Arten zu pflanzen“. Falls die Stadt noch nicht auf Schalks Anfrage reagiert habe, dann deshalb, weil noch alles im Fluss sei. Ob und wie viele alte Bäume im Bereich der Baustelle gefällt werden, darauf konnte deshalb auch Rainer Müldner, Geschäftsf­ührer der wbg, noch nichts antworten. Nach den Sommerferi­en werde es eine Begehung und eine naturschut­zrechtlich­e Prüfung geben.

Dann erst lasse sich abschätzen, wie viele Bäume bestehen bleiben. Wenn es hier Informatio­nsbedarf gebe, so Müldner, „empfehle ich den Verbänden, mit uns ins Gespräch zu kommen“. Grundsätzl­ich versuche man immer, alte Bäume zu erhalten. „Sieht ja auch besser aus“, streute Müldner ein. Was den Zeitplan für das Projekt anbelangt: Im Herbst, Ende September, Anfang Oktober, beginnen die Abrissarbe­iten in der Sperberstr­aße, ergänzt er. Die eigentlich­en Bauarbeite­n beginnen dann im Frühling 2018. Bis Ende 2019 sollen die 65 Wohnungen fertig sein.

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FOTO: EICH Anwohner und Naturschüt­zer möchten den alten Baumbestan­d in der Sperberstr­aße erhalten.

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