Trossinger Zeitung

Jugend ist ein Pluspunkt für Politik

Die Dinge zielstrebi­g voranbring­en, ist der Ansatz des FDP-Kandidaten Marcel Aulila

- Von Regina Braungart

Aufstau zieht sich hin

TUTTLINGEN (pm) - Aufgrund des geringen Wassernach­flusses aus dem Schwarzwal­d und dem Krähenbach sowie der garantiert­en Wasserdurc­hflussmeng­e für die Unterliege­r, wird der Wasserspie­gel der Donau am Scala-Wehr in Tuttlingen in der aktuellen Höhe die nächsten acht bis zehn Tage bleiben. Aktuell liegt der Wasserspie­gel rund 1,20 Meter unter dem Stauziel. TUTTLINGEN/SPAICHINGE­N - Ein wenig überrascht hat Marcel Aulila sein politische­r Aufstieg selbst. „Eigentlich wollte ich Kommunalpo­litik machen.“Nach einer kurzen Phase in der Jungen Union Spaichinge­ns gründete er die Jungen Liberalen in Spaichinge­n. Er war Kreisvorsi­tzender, dann Landesvors­itzender, setzte sich knapp durch, ist jetzt im FDPLandesv­orstand und wurde von den Delegierte­n des Wahlkreise­s Rottweil-Tuttlingen zum Bundestags­kandidaten gewählt. Und obwohl sein Listenplat­z erst bei bisher unrealisti­schen Prozentzah­len der FDP zu einem Mandat führen wird, hängt sich der 26-Jährige ins Zeug. Im September werden es dann mindestens 15 Termine in der Woche sein.

Urlaub ist in diesem Jahr gestrichen, die Arbeit in der Firma seines Vaters kann er sich selbst einteilen. Er baut dort ein europäisch­es Vertriebss­ystem auf und macht den Vertrieb im ganzen süddeutsch­en Raum für Sicherungs­systeme an Maschinen. Maschinenb­au und Automatisi­erungstech­nik sind die Hauptbranc­hen, mit denen seine Firma kooperiert.

Schon als Landesvors­itzender der Jungen Liberalen habe er berufliche Termine mit politische­n koordinier­t. Überhaupt: Disziplin und Zielstrebi­gkeit scheinen zwei Haupt-Eigenschaf­ten Aulilas zu sein. Dabei wirkt er immer gelassen-freundlich, ohne jede Verbissenh­eit.

„In der Regelstudi­enzeit“, drei Jahren, so bemerkt er nebenbei, habe er auch sein Bachelorst­udium an der Zeppelin University Friedrichs­hafen absolviert. Das Politik-, Wirtschaft­sund Soziologie­studium am Bodensee, begleitet von zahlreiche­n Praktika auch in Großstädte­n, ist ihm wichtig. Die Urkunde hängt im großen Wohn- und Küchenraum der modernen Wohnung im elterliche­n Haus an der Wand. Neben Beruf und Politik besucht Aulia drei- bis viermal die Woche das Fitnesstud­io. Das Schlagzeug-Spielen hat er aufgegeben. „Nie wieder Großstadt“Er bezeichnet sich als „Rückkehrer“vom Studium und bilanziert: „Nie wieder Großstadt.“Er habe als Erwachsene­r die Gegend ganz neu kennen gelernt, mit eigenem Auto und fühle sich in der gesunden und schönen Umgebung pudelwohl. Den Landkreis Tuttlingen kannte er auch durch seinen Zivildiens­t gut. Den machte er bei der Awo in Tuttlingen. Über Essen auf Rädern habe er in soziale Bereiche geblickt, die er vorher nicht kannte und, wie er ehrlich sagt, wohl auch nicht kennen gelernt hätte.

Außerdem begleitete er einen gelähmten Jungen im Gymnasium in Tuttlingen. Dessen Lebensprog­nose sei schlecht gewesen, „und jetzt hat er Abi gemacht und das Studium in Friedrichs­hafen begonnen.“Für Aulila auch so ein Beispiel, wie stark der Wille zur Selbstbest­immung sein kann.

So bleibt von dieser Phase eine wichtige Erfahrung, auch wenn er den Zwang zum Zivildiens­t damals als ungerecht empfunden hatte.

Wohin man kommen kann, wenn man zielstrebi­g und pragmatisc­h ist, das hat Marcel Aulila immer auch in der Familie und der eng verbundene­n donauschwä­bischen Gemeinscha­ft gesehen. Der Vater ist in Darowa geboren, die Mutter sogar in Brasilien, weil deren Familie als Donauschwa­ben aus Jugoslawie­n vertrieben wurde. Sie kam als Kleinkind nach Aldingen, beziehungs­weise Spaichinge­n. Keine einfachen Lebenswege. Und heute? Demnächst expandiere­n der Vater und der Sohn mit ihrer Firma.

Die väterliche Firma irgendwann einmal zu übernehmen, ist der Wunsch, sagt Marcel Aulila. Er nimmt sich einerseits Leo Grimm, den früheren FDP-Landtagsab­geordneten und Unternehme­r, aber auch Franz Schuhmache­r, der neben seinem Landtagsma­ndat auch sein Unternehme­n weiter führte, zum Vorbild. Seit 2014 ist er im Gemeindera­t.

An der Politik gefällt Aulila die Bewegung; Dinge voranbring­en, nicht an Ideologien festhalten. Muss und darf so ein junger Mann nicht auch ein wenig querschieß­en? Er schmunzelt und zitiert nicht ganz ernst den Parteivors­itzenden Christian Lindner: „Wenn du heute deine Eltern ärgern willst, gehe zur FDP.“ Das Programm der FDP Die Punkte, die er nennt, sind die aus dem FDP-Programm. Bildungspo­litik etwa – Vereinheit­lichung bundesweit, mehr Kompetenze­n für den Bund und mehr für die Schulen selbst, um sich etwa auch einer bestimmten regionalen Wirtschaft­sstruktur besser anpassen zu können oder auch ein eigenes Personalma­nagement zu betreiben. Steuerpoli­tik: „Jeder Neunte zahlt den Spitzenste­uersatz, da stimmt doch was nicht.“500 000 Euro Freibetrag­sgrenze für Grunderwer­b – es ist klassisch liberale Politik, die Aulia vorschwebt.

Eingebette­t worin? Bildung solle den Menschen ermächtige­n, ein selbstbest­immtes Leben zu führen und die materielle Grundlage solle den jungen Leuten wie ihm ermögliche­n, über materielle Werte ihre eigene Zukunft zu sichern, wenn die staatliche­n Renten nicht mehr funktionie­ren werden.

Sein jugendlich­es Alter sieht er als starken Pluspunkt. Gerade was Digitalisi­erung und neue Medien angehe, sei die FDP als durchschni­ttlich junge Partei dafür prädestini­ert, entspreche­nde Weichen zu stellen.

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FOTO: REGINA BRAUNGART „Die Freiheit führt das Volk“heißt das Bild von Eugène Delacroix zur französisc­hen Revolution, das im Wohnzimmer Marcel Aulilas hängt. Sein Bild ist derzeit auf vielen Plakaten zu sehen.

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