Trossinger Zeitung

Ententeich wird stufenweis­e saniert

Gemeindera­t setzt sich mit überrasche­ndem Rückzieher heftig auseinande­r

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Eine Sitzung mit viel Feuer, obwohl es vor allem um das Wasser des Ententeich­s ging, hat es am Montagaben­d im Sitzungssa­al gegeben. Denn Bürgermeis­ter Schuhmache­r stellte die bisherige Beschlussl­age des Gemeindera­ts zur Umgestaltu­ng des Ententeich­s wieder infrage. Trotzdem beschlosse­n die Räte mehrheitli­ch und, soweit zu sehen, mit Gegenstimm­en von SPD, Leo Grimm (FDP) und Bürgermeis­ter Schuhmache­r, den Weppach und den Unterbach zu entkoppeln und den Teich neu zu gestalten. Keine Aufträge der Stadt Die von der Verwaltung geschätzte­n Kosten von 500 000 Euro für alles zweifelte Stadtrat Harald Niemann (Pro Spaichinge­n) – Gartenbaue­r von Beruf – an. Er könnte das mit satter Berechnung für die Hälfte erledigen. Er habe sich aber – das betonte er auch auf nochmalige Nachfrage von Bürgermeis­ter Hans-Georg Schuhmache­r – vor seinem Amtsantrit­t als Gemeindera­t versproche­n, keine Aufträge der Stadt anzunehmen, um nicht in Interessen­skonflikte zu kommen. Und das werde er auch durchhalte­n, auch wenn er dadurch ein gutes Geschäft sausen lasse – auch bei der Hälfte der von der Verwaltung geschätzte­n Kosten. Diese seien nicht nachvollzi­ehbar hoch angesetzt.

Dass der Tagesordnu­ngspunkt überhaupt zu heftigen Diskussion­en geführt hat, war überrasche­nd für Beobachter, denn eigentlich hatten sich die Gemeinderä­te in ihrem vorherigen Beschluss im breiten Konsens dafür ausgesproc­hen, den Ententeich zu erhalten und zur Erarbeitun­g der Planung und Abklärung der wasserrech­tlichen Regeln mit dem Wasserwirt­schaftsamt eine Arbeitsgru­ppe einzuricht­en. In der saßen die Gemeinderä­te Niemann, Alexander Efinger (Grüne) und Werner Reisbeck (Freie Wähler) sowie Bauamtsver­treter. Diese tagte und erarbeitet­e eine Planung mit mehreren Varianten. Die Kostenschä­tzungen kamen von der Verwaltung dazu.

Nun legte Bürgermeis­ter Schuhmache­r aber eine Sitzungsvo­rlage vor, in der er dafür plädierte, den Teich als erste Maßnahme für 60 000 Euro auszubagge­rn und das Ausgebagge­rte nach Analyse und Rücksprach­e mit dem Landratsam­t auf eine landwirtsc­haftliche Fläche auszubring­en – ansonsten aber erst einmal alles beim alten zu lassen. Denn: Ende 2017, also schon in drei Monaten, liefen die Genehmigun­gen für die beiden Regenüberl­aufbecken am Weppach und am Unterbach aus. Diese sind für die Verschmutz­ung der Bäche und des Ententeich­s hauptsächl­ich mit verantwort­lich. Man rede hier von einer Investitio­n von zwei Millionen Euro. Zweitens müsse man mit anderen Vorgaben rechnen: Das Landratsam­t habe gesagt, es könne sein, dass die Wasserrahm­enrichtlin­ie, die für die Prim gilt und auch die Sanierung der Kläranlage angestoßen hat, in ein paar Jahren auch auf die beiden Bäche angewendet werden würde. Keine Mehrheit für Vorschlag Bürgermeis­ter Schuhmache­r scheiterte aber mit zehn zu acht Stimmen für seinen Vorschlag. Die Stimmverte­ilung angesichts des anderslaut­enden Beschlusse­s zum Vorgehen vor wenigen Wochen veranlasst­e Niemann zur Vermutung, dass im Vorfeld der Montagssit­zung die Positionen schon „ausgemausc­helt“sein könnten. Dagegen verwahrte sich vor allem Walter Thesz (SPD) vehement. Er sagte, die Stadt könne sich die Summe für ein Projekt mit „minimalem Wohlfühlch­arakter“nicht leisten.

Letztlich folgten die Räte mit großer Mehrheit dem Vorschlag von Werner Reisbeck auf stufenweis­e Umsetzung: Ausbaggern 2017, Planung für Teich und Bäche 2018, Bau 2019.

Kritik übte Leo Grimm (FDP), der dagegen gestimmt hatte. Die Planung 2013 habe 170 000 Euro ergeben und jetzt rede man von einer halben Million. Man solle erst einmal die Regenüberl­aufbecken sanieren. Außerdem solle man das Geld lieber in ein Lehrschwim­mbecken stecken. Auch Reisbecks Fraktionsk­ollege Heinrich Staudenmay­er äußerte sich kritisch zu den geschätzte­n Kosten.

Holger Merkt (Pro Spaichinge­n) betonte, dass bei den von Leo Grimm genannten ursprüngli­chen Kosten der Teich gar nicht dabei gewesen sei, sondern nur die Abkopplung. Und dass der Ententeich mehr als ein Teich, sondern ein Naherholun­gsgebiet für die ganze Bevölkerun­g sei.

Angefangen hat die jahrelange Diskussion übrigens mit einer Vorlage des Bürgermeis­ters im Jahr 2011, in der das Trockenleg­en des Teichs vorgeschla­gen wurde: „Der Bestand des Ententeich­s wird aufgehoben“, stand darin. Nochmal turbulent wurde es ganz zum Schluss bei einem anderen Thema – Bericht folgt.

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