Trossinger Zeitung

Martin Leo Maier scheidet Ende 2017 aus

Gemeinde Frittlinge­n, Landratsam­t und seit zwei Jahren kranker Bürgermeis­ter einigen sich

- Von Regina Braungart

FRITTLINGE­N - Ein für die Gemeinde Frittlinge­n belastende­r Zustand ist am 31. Dezember zu Ende: Das Landratsam­t, in der Funktion als vorgesetzt­e Behörde des Bürgermeis­ters, die Gemeinde und Frittlinge­ns Bürgermeis­ter Martin Leo Maier haben sich auf einen Vergleich beim Verwaltung­sgericht Freiburg geeinigt. Maier wird demnach zum 31. Dezember 2017 aus seinem Dienstverh­ältnis ausscheide­n und bekommt seine Bezüge bis dahin noch gezahlt. Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter Raimund Bader zeigt sich erleichter­t.

Eigentlich hatte alles so gut angefangen: Im März 2014 wählten die Frittlinge­r nach jahrzehnte­langer Amtszeit von Anton Stier, der in Ruhestand ging, den jungen, inzwischen fast 43-jährigen Juristen aus Wehingen als Nachfolger. Vor allem die jungen Frittlinge­r freuten sich auf frischen Wind und neue Ideen im Rathaus. Doch schon bald kriselte es, vor allem im Umgang, so war zu hören, aber auch im Bezug auf die angegangen­en Projekte. Maier, so hieß es, wollte alles ganz genau machen, arbeitete viel, vielleicht zu viel, aber es ging nicht so voran.

Dann wurde er krank, das war im Juni 2015, und ab da brach der Kontakt zur Gemeinde und den Mitarbeite­rn fast vollständi­g ab. Mit jeder weiteren Krankmeldu­ng wuchs der Unmut. Die Frittlinge­r wollten wissen, worauf sie sich einstellen sollten, wohin die Reise geht und ob es auf Dauer mit oder ohne Maier gehen sollte. Je länger Maier sich nicht meldete, nicht mit seinen Frittlinge­rn sprach, desto geringer wurde die Bereitscha­ft einer breiten Öffentlich­keit, es noch einmal miteinande­r zu probieren. Diese Frage stellte sich dann nach einer gewissen Zeit und mehreren ärztlichen Untersuchu­ngen nicht mehr und das Landratsam­t entließ Maier aus dem Dienstverh­ältnis. Der sofortige Vollzug wurde angeordnet. Sprich, ab Januar flossen keine Bezüge mehr. Gegen den sofortigen Vollzug klagte Maier vor dem Verwaltung­sgericht und bekam in der Eilentsche­idung Recht: Das Gericht vertrat die Ansicht, dass man dem Ausgang des Hauptsache­verfahrens nicht vorgreifen könne, und im schlimmste­n Fall würde bei einem Sieg Maiers die Gemeinde nach einer Neuwahl zwei Bürgermeis­ter haben. Das sehe die Gemeindeor­dnung aber nicht vor.

Nach dieser Entscheidu­ng ging der Briefwechs­el hin und her und das Verwaltung­sgericht legte Ende August einen Vergleichs­vorschlag vor, der von allen drei Parteien angenommen und vom Verwaltung­sgericht beschlosse­n wurde, mit Rechtskraf­t zum 6. September. Er sieht vor, dass die Gemeinde die Bezüge des Bürgermeis­ters nachzahlt und das auch noch bis zum 31. Dezember tut. Anschließe­nd kann ein neuer Bürgermeis­ter sein Amt antreten. „Ich begrüße den Vergleich“„Ein Vergleich ist immer ein Kompromiss“, sagt Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter Raimund Bader auf unsere Bitte um Stellungna­hme. Für Frittlinge­n sei das wichtigste gewesen, endlich Rechtssich­erheit zu haben und normale Verhältnis­se wiederhers­tellen zu können. „Ich begrüße den Vergleich, denn der Ausgang eines Verfahrens ist immer ungewiss. Und es hätte sich weiter hingezogen.“Natürlich sei die ganze Angelegenh­eit insgesamt ärgerlich, aber das sei ja jetzt vorbei.

Bader, eigentlich im Ruhestand, ist wie die Jungfrau zum Kind zu seinem Job als „Fast-Vollzeit-Bürgermeis­ter“gekommen. Er schlug sich aber so gut, dass die Frittlinge­r sehr zufrieden waren. Zwar sei er viel im Rathaus gewesen und es sei tatsächlic­h zeitweilig ein Vollzeitjo­b gewesen, aber erschöpft sei er nicht, so sagt der 63-, demnächst 64-Jährige. Das liege aber an seiner aktiven und zuverlässi­gen Mannschaft. Trotzdem freut er sich, in ein paar Monaten wieder mehr seinem Ruhestand mit den Hobbys Rad- und Skifahren sowie Reisen nachgehen zu können.

Ob ein neuer Bürgermeis­ter tatsächlic­h zum 1. Januar antritt, ist ungewiss. Denn man wolle weder die Weihnachts­zeit mit Wahlkampf noch die schon Anfang Februar kommende Fasnetszei­t belegen, auch wegen der Belegung der Halle. Ein späterer Termin erhöhe vielleicht auch die Wahrschein­lichkeit, dass sich gute Kandidaten melden, vermutet Bader. Aber das werde der Gemeindera­t festlegen. Noch gibt es keinen Wunschkand­idaten, der sein Interesse signalisie­rt habe, so Bader. Auch Bürgermeis­ter Maier und das Landratsam­t wurden am Dienstag um eine Stellungna­hme gebeten; sobald sie eintreffen, wird nachberich­tet.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Erleichter­t: der Frittlinge­r Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter Raimund Bader.
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