Weiterhin Engpässe an den Grundschulen
25 Stellen sind an den Grundschulen im Landkreis unbesetzt – „Nicht-Erfüller“helfen aus
TUTTLINGEN - Auch im neuen Schuljahres hat zwar jedes Tuttlinger Schulkind einen Stundenplan und einen Klassenlehrer erhalten. Doch: Weiterhin sind an den Grundschulen im Landkreis Tuttlingen 25 Stellen unbesetzt. Um die Lücken zu füllen, sind vielerorts kreative Lösungen und Eigeninitiativen gefragt.
„Im Schnitt fehlt an jeder zweiten Schule ein Deputat“: Uwe Preiss vom zuständigen Schulamt Konstanz bringt auf den Punkt, dass es mit der Lehrerversorgung im Grundschulbereich weiterhin nicht zum Besten bestellt ist. Während es etwa im Landkreis Konstanz an den insgesamt 67 Grundschulen zwölf unbesetzte Stellen gibt, sind es im hiesigen Landkreis an 40 Schulen 25 offene Stellen. Nur wenig reguläre Bewerber gab es, die Preiss überhaupt verteilen konnte, nur wenig Absolventen, die nach ihrem Referendariat eine Stelle in seinem Schulamtsbezirk antraten. Vorsorglich schon Notfall-Stundenplan gemacht Immerhin: An vielen Schulen sieht es zum Schuljahresbeginn besser aus, als noch am Ferienanfang gedacht. „Als ich in die Ferien gegangen bin, war es so, dass wir im neuen Schuljahr hätten Unterricht streichen müssen. Wir hatten vorsorglich schon einen Notfall-Stundenplan gemacht“, sagt etwa Kathrin Schlifski, Schulleiterin der Anton-BraunGrundschule Möhringen. Nun steht fest, dass drei weitere Personen das Lehrer-Kollegium für zumindest ein Jahr verstärken werden.
„Nicht-Erfüller“lautet das große Schlagwort in diesem Schuljahr. Gemeint sind Personen, die keine klassische Lehrerausbildung durchlaufen haben, also das erste oder auch zweite Staatsexamen nicht absolviert haben. Teils haben sie einen künstlerischen Hintergrund, teils eine musische Ausbildung oder sind gar studierte Sportwissenschaftler. Manche von ihnen arbeiten bei der Jugendkunstschule oder der Musikschule.
Auch die Karlschule hält auf diese Weise im begonnenen Schuljahr den Betrieb am Laufen. 58 von insgesamt 76 fehlenden Stunden werden hier durch „Externe“aufgefangen – der Begriff „Nicht-Erfüller“klinge zu negativ, meint Rektor Till Haendle. Diese unterrichten Fächer wie Musik, Kunst oder Sport, sind in der Vorbereitungsklasse für Flüchtlingskinder und in der Ganztagesbetreuung eingesetzt.
„Dadurch ist es möglich, dass die anderen Lehrkräfte die Kernfächer geben können und nichts ausfallen muss“, sagt er.
Allerdings: Ohne ein gewisses Maß an Eigeninitiative wäre dies nicht gegangen, so Haendle. „Wir haben einige der Kräfte selbst gesucht und bei ihnen angefragt - ich kann ja nicht sehenden Auges ins Unglück laufen.“Selbst kümmerte er sich um deren Verträge, die dann erst in der vergangenen Woche aus Freiburg eintrafen.
Auch mehrere Gymnasiallehrer verstärken im kommenden Schuljahr die Grundschulkollegen, in Tuttlingen etwa an der Grundschule Holderstöckle und der Schildrainschule.
Unterricht ausfallen muss an einigen Schule dennoch – meist trifft es Fächer wie Englisch, Sport oder Kunst, wo einzelne Stunden gestrichen werden. „Bei uns sind das pro Klasse zwei bis drei Stunden“, sagt Ute Scharre-Grüninger, Rektorin der Schrotenschule, die betont, zwar einen verlässlichen Stundenplan anbieten zu können, aber in verkürzter Form und nicht als Vollversorgung.
Auch zusätzlicher Förderunterricht ist nicht drin. Dazu kommt: „Krank werden darf keiner“, wie Adelheid Buggle von der Schildrainschule stellvertretend für viele weitere Schulen sagt.
Auch im Bereich der Sonderschulpädagogik sieht es nicht rosig aus: Dort sind im Schulamtsbezirk zwölf Stellen unbesetzt. Besser geht es indes den Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen, wo ein Lehrermangel höchstens in einzelnen Fachbereichen zu spüren ist.