Berufliche Ausbildung muss gefördert werden
Deutschland droht nach einer Studie in den kommenden Jahren ein erheblicher Fachkräfte-Mangel. Die Lage am Arbeitsmarkt werde sich in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren deutlich verschärfen, heißt es in einem in Basel veröffentlichten Bericht des Forschungsinstituts Prognos.
„Fachkräfte werden über alle Branchen hinweg knapp, da die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben ausscheiden.“Allein bis 2030 könnte sich die Zahl der fehlenden Fachkräfte auf bis zu 3 Millionen beziffern und bis 2040 auf 3,3 Millionen, so die Wissenschaftler. Sie prognostizieren insbesondere einen Mangel an Managern, Forschern, Ingenieuren, Ärzten, Pflegern und medizinischen Assistenten, in geringem Umfang auch an Kreativen und Journalisten.
„Die Arbeit geht uns nicht aus, sie wird aber komplexer“, betonen die Autoren. Gebraucht würden sowohl Arbeitskräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung, als auch solche mit Hochschulabschluss. „Unqualifizierte werden dagegen von Arbeitslosigkeit bedroht sein.“
Die Wissenschaftler sehen dabei Handlungsmöglichkeiten der Politik: Junge und alte Arbeitskräfte müssten mit Qualifizierungen und Weiterbildung auf die Veränderungen der Digitalisierung vorbereitet werden. Vor allem die berufliche Ausbildung müsse gefördert werden, um mehr jungen Menschen zu einem Berufsabschluss zu verhelfen.
Das mittelfristig ertragreichste Mittel gegen die Fachkräftelücke ist aus ihrer Sicht die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Insbesondere Mütter müssten ihren Wunsch nach Erwerbstätigkeit besser verwirklichen können. Notwendig seien mehr Kinderbetreuungsangebote, flexiblere Betreuungszeiten und Ganztagsangebote für Grundschulkinder. Nach Berechnungen der Prognos AG fehlen für Grundschüler rund 560.000 zusätzliche Plätze und ergänzende Angebote.
Die Wirtschaft — gerade auch kleine und mittelständische Unternehmen - sollte nach den Worten des Geschäftsführenden Gesellschafters der Prognos-AG, Christian Böllhoff, neue Arbeitsmodelle anbieten und „viel stärker als bisher auf vollzeitnahe Tätigkeiten, mitunter auch in Kombination mit Homeoffice“, setzen.
„Die Arbeitswünsche von Müttern, die häufig eine höhere Stundenzahl arbeiten wollen, müssen mehr berücksichtigt werden.“Ältere sollten dazu motiviert werden, länger zu arbeiten. Mit beiden Maßnahmen könnte der drohende Arbeitskräftemangel langfristig um rund zwei Millionen Beschäftigte verringert werden.