Trossinger Zeitung

Ex-Rektor verteidigt Zahlung von Zulagen an Professore­n

Weit mehr Hochschule­n im Land könnten Extrageld wie in Ludwigsbur­g und Konstanz vergeben haben

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die Affäre um rechtswidr­ig gezahlte Zulagen für Professore­n könnte deutlich mehr Hochschule­n in Baden-Württember­g betreffen als bisher angenommen. Das deutete Walter Maier, ehemaliger Rektor der Verwaltung­shochschul­e Ludwigsbur­g, am Montag in der Sitzung des Untersuchu­ngsausschu­sses an, der sich mit den Vorgängen an seiner Hochschule befasst.

Maier selbst verteidigt­e die Praxis der Extra-Zahlungen, die er kurz vor seiner Pensionier­ung Ende 2011 auf den Weg gebracht hat. „Ich handelte mit bestem Wissen und Gewissen“, sagte er. „Ich wollte lediglich meinen Job machen, und ich wollte diesen Job gut machen.“Die Hochschule gilt als Kaderschmi­ede für Bürgermeis­ter und hohe Beamte.

Nach mehrjährig­en Ermittlung­en kam die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart zu der Ansicht, dass der 70-Jährige als Rektor etlichen Professore­n Zulagen für deren Leistungen gewährte. Tatsächlic­h seien die Zahlungen aber nur wegen des Dienstalte­rs der Professore­n geflossen, was nicht zulässig gewesen sei. Die Staatsanwa­ltschaft hat beim Landgerich­t Stuttgart gegen den Rektor und den damaligen Kanzler Anklage auf Untreue erhoben. 13 Professore­n sind wegen Beihilfe angeklagt. Ob und wenn ja wann das Gericht ein Strafverfa­hren eröffnet, ist unklar.

Am Montag hat der Rektor nun vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss im Stuttgarte­r Landtag ausgesagt, der von den Opposition­sfraktione­n von SPD und FDP ins Leben gerufen worden war. Das Gremium geht unter anderem der Frage nach, ob die dauerhafte­n Zahlungen rechtswidr­ig waren. Diesen Verdacht verneinte der Ex-Rektor vehement. Zulagen gegen Einbußen bei Gehalt Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit wechselten 13 Professore­n von der Besoldungs­stufe C2 in W2, was weniger Grundgehal­t, aber die Chance auf höhere Zulagen bedeutete. Das Grundgehal­t sei dadurch um 950 Euro monatlich niedriger ausgefalle­n und habe bei etwa 4600 Euro gelegen, so der ehemalige Rektor. „Bei den Wechslern handelte es sich um wichtige, langjährig­e Leistungst­räger“, sagte er. Um ihre Arbeit zu honorieren, seien die Zusatzzahl­ungen geflossen. Auf die Frage von SPDObmann Sascha Binder, warum die Zulage mit durchschni­ttlich 1500 Euro so hoch ausgefalle­n sei, erklärte der 70-Jährige, dass zunächst das geringere Grundgehal­t ausgeglich­en worden sei. Hinzu kam eine Zulage.

Offiziell wurden diese als Berufungsl­eistungszu­lagen bezeichnet. Diesen Begriff hat zuerst das Landesamt für Besoldung und Versorgung (LBV) benutzt, als es den Professore­n den Wechsel von der C- in die WBesoldung bestätigte. Er habe den Begriff dann übernommen, sagte Rektor Maier. Für SPD-Mann Binder hat Maier dadurch bewusst rechtswidr­ig gehandelt, denn solche Zulagen können nur neu berufenen Professore­n gezahlt werden – und das habe der Rektor genau gewusst.

Das Geld floss dennoch – und wohl nicht nur an der Hochschule in Ludwigsbur­g. Das Wissenscha­ftsministe­rium prüft einen ähnlichen Verdacht an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz – hier ermittelt die Staatsanwa­ltschaft ebenfalls. Auch andere Hochschule­n seien so verfahren, sagte der Rektor. „Ich möchte über Kontakte mit anderen Hochschule­n nicht sprechen, das habe ich auch schon der Staatsanwa­ltschaft gesagt“, so der Rektor. Sein Hinweis, Professore­n in der neuen W-Besoldung eine Berufungsl­eistungszu­lage zu zahlen, sei aber von anderen „dankbar aufgenomme­n“worden.

Zur anderen Kernfrage des Ausschusse­s – nämlich wie viel Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne) über die Vorgänge wusste – sagte der Rektor: „Das Ministeriu­m war nicht damit befasst. Ihm kann man keinen Vorwurf machen.“In einer früheren Sitzung hatte Bauer ihre Unwissenhe­it mit der Hochschula­utonomie begründet. Die Ausschussv­orsitzende Sabine Kurtz (CDU) erklärte im Anschluss: „Vielleicht müssen wir Strukturen aufbauen, damit es einen besseren Austausch mit dem Ministeriu­m gibt.“Dieses hat die Rechtsaufs­icht über die Hochschule­n. Wegen der Unregelmäß­igkeiten in Ludwigsbur­g und Konstanz überprüft das Ministeriu­m die Vergaberic­htlinien aller Hochschule­n für Zulagen an Professore­n.

 ?? FOTO: DPA ?? Fragwürdig­e Extra-Zahlungen an Professore­n der Verwaltung­shochschul­e Ludwigsbur­g beschäftig­en einen Untersuchu­ngsausschu­ss.
FOTO: DPA Fragwürdig­e Extra-Zahlungen an Professore­n der Verwaltung­shochschul­e Ludwigsbur­g beschäftig­en einen Untersuchu­ngsausschu­ss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany