Trossinger Zeitung

Polizei hält Fahndungsd­ruck aufrecht

Beamte durchkämme­n auf der Suche nach Drazen D. auch am Montag Villingend­orfer Wald

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN/VILLINGEND­ORF Die Polizei hat am Montag ihre Suche nach dem mutmaßlich­en Dreifachmö­rder von Villingend­orf, Drazen D., fortgesetz­t. Das teilte Polizeipre­ssespreche­r Dieter Popp auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Das Ziel war es, das nordwestli­ch von Villingend­orf gelegene rund vier Quadratkil­ometer große Waldstück final durchzukäm­men.

„Wir hoffen, dass wir das Kapitel am Montag erledigen können.“Aufgrund der schlechten Witterung habe dies nicht bis zum Sonntagabe­nd geschehen können, zumal der Wald nicht unbedingt an allen Stellen leicht zugänglich ist. Eine Hundertsch­aft mit 80 Beamten ist dafür weiter im Einsatz gewesen.

Der 40-jährige Drazen D., der am Donnerstag­abend in Villingend­orf seinen sechsjähri­gen Sohn sowie den neuen Lebensgefä­hrten seiner ExFrau sowie dessen Cousine mit einem Sturmgeweh­r der ehemaligen jugoslawis­chen Armee erschossen haben soll (wir berichtete­n) und auch in Tuttlingen und zuletzt in Mahlstette­n gewohnt hat, ist im kompletten Schengen-Raum zur Fahndung ausgeschri­eben worden. Das gilt auch für die Länder des ehemaligen Jugoslawie­ns. Das Bundes- und das Landeskrim­inalamt und die Polizei in Bayern sind ebenfalls in die Suche involviert. Auch Zollbeamte schauen danach, ob Drazen D. sich über die Grenze ins Ausland absetzen will. Spendenauf­ruf im Internet Derweil gibt es für die Mutter des sechsjähri­gen Jungen im Internet einen Spendenauf­ruf: „Wir bitten Euch um eine Spende für die Beerdigung und Unterstütz­ung des erschossen­en kleinen Dario“, heißt es auf der privaten Spendenpla­ttform Leetchi. Auch in der Facebook-Gruppe „Hvati Tuttlingen“, was so viel wie Kroaten Tuttlingen bedeutet, gibt es seit Sonntag einen Spendenauf­ruf.

Wie sehr Drazen D. in den vergangene­n Jahren in Tuttlingen unterwegs war, ist in seinem FacebookPr­ofil zu erkennen. Dort sind Bilder zu sehen, wie der ehemalige Soldat mit anderen Männern, vermutlich Kroaten, vor dem kroatische­n Kulturvere­in „N. K. Slavonija Tuttlingen“an der Stuttgarte­r Straße im Trikot der kroatische­n Fußball-Nationalma­nnschaft feiert. Auch weitere Bilder sind in der Donaustadt aufgenomme­n worden, etwa vor dem Parkhaus Innenstadt.

Im vergangene­n Jahr hat die Familie wohl noch in der Karlstraße in der Tuttlinger Innenstadt gewohnt. Zuletzt, so ist von der Polizei zu hören, habe der mutmaßlich­e Mörder keinen festen Wohnsitz mehr gehabt. Er war zwar in Mahlstette­n gemeldet, allerdings ist die Wohnung inzwischen an eine andere Person vermietet worden. Dennoch habe es Durchsuchu­ngsaktione­n gegeben. Die SOKO Hochwald arbeitet zudem nach wie vor mit 50 Beamten daran, Drazen D. so schnell wie möglich dingfest zu machen. Zahlreiche Gerüchte Im Internet kursieren zahlreiche Gerüchte: „Manche sind korrekt, andere nicht“, sagt Popp auf Nachfrage. Unter dem letzten Facebook-Eintrag von Drazen D., mit dem er sich Ende Februar für einige Geburtstag­sgrüße bedankt, gibt es inzwischen fast 200 Beiträge – viele davon drücken ihr Entsetzen über den Dreifachmo­rd, vor allem aber den Mord an seinem Sohn, aus. Die Tonlage ist mitunter ziemlich drastisch. Auch diese Beiträge hat die Polizei im Blick: „Wir beobachten auch die sozialen Netzwerke. Im Prinzip prüfen wir sämtliche Hinweise“, betont Pop.

Wie viele illegale Waffen aus dem Jugoslawie­n-Krieg möglicherw­eise in Deutschlan­d zu finden sein dürften, darüber kann derweil das Bundeskrim­inalamt keine Aussage machen: „Das wird nicht erfasst“, sagt Pressespre­cherin Marie Müller auf Nachfrage. Beim Landeskrim­inalamt gibt es einen Hinweis darauf, dass durchaus eine nicht zu vernachläs­sigende Zahl an Kriegswaff­en nach dem Ende des Jugoslawie­nkriegs nach Deutschlan­d gekommen ist: „Waffen aus Ex-Jugoslawie­n spielen in Baden-Württember­g eine Rolle. Zwei Drittel der gefundenen illegalen Handgranat­en stammen etwa aus jugoslawis­cher Produktion“, sagt Pressespre­cher Horst Haug. Diese würden dann von Mitarbeite­rn des Landeskrim­inalamts entschärft. Einen Videobeitr­ag über die Entwicklun­g bei der Suche nach Dragen D. gibt es auch bei uns im Internet unter www.schwaebisc­he.de/ tuttlingen

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FOTO: ANJA SCHMIDT Eine Hundertsch­aft mit 80 Beamten hat auch am Montag den Wald nordwestli­ch von Villingend­orf durchkämmt – auf der Suche nach dem mutmaßlich­en Dreifachmö­rder Drazen D.

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