Trossinger Zeitung

Jugendgrup­pen weiterhin im Fokus

Laut Polizei hat sich Lage über Sommer entspannt – Innenstadt weiter großer Treffpunkt

- Von Michael Häußler

TUTTLINGEN - Fliegende Fußbälle, lautes Geschrei, Pöbeleien und Beleidigun­gen: Darüber beschweren sich vor allem Anwohner in der Tuttlinger Innenstadt rund um den Marktplatz. Viele Jugendlich­e nutzen die Gegend als Treffpunkt. Eigentlich nichts ungewöhnli­ches, erinnert sich ein Tuttlinger an seine eigene Jugend. Für Polizei und Kommunalen Ordnungsdi­enst (KOD) ist es allerdings mittlerwei­le ein häufiger Einsatzort.

Vor vier oder fünf Jahren haben die Probleme mit den Jugendlich­en angefangen, erinnert sich ein Anwohner im Gespräch mit unserer Zeitung, der namentlich nicht genannt werden will. „Dann wurde es immer schlimmer“, sagt er. Für ihn sei es kein temporäres Problem. „Wenn die älter werden, verschwind­en sie. Aber es kommen immer neue nach“, so der Anwohner. Viele in der Nachbarsch­aft würden sich beschweren. Die Polizei greife seiner Meinung nach aber zu nachlässig durch. „Es ist nur dann Ruhe, wenn die Herren vom KOD kommen“, sagt er. „Die haben das gut im Griff.“Sind die aber nicht vor Ort, sei es immer problemati­sch. „Ich glaube, die merken, dass ihnen die Polizei nichts anhaben kann. Sie haben Polizisten sogar schon ausgelacht“, erinnert er sich. Am besten wäre es, der KOD sei jeden Tag vor Ort, meint der Anwohner.

Laut Polizei hat sich die Situation in den Sommermona­ten beruhigt, die erhöhte Präsenz und Gespräche mit den Jugendlich­en und deren Erziehungs­berechtigt­en habe vor Ort für mehr Ruhe gesorgt. Dennoch habe es von Mitte Mai bis September fünf Körperverl­etzungsdel­ikte, vier Sachbeschä­digungen und sechs Ruhestörun­gen gegeben, teilt die Polizei weiter mit. Außerdem eine „niedrige zweistelli­ge Anzahl“weiterer Einsätze. Diese wurden zumindest angezeigt. Hinweise auf Drogenkons­um konnten nicht festgestel­lt werden. Wenn es nötig war, haben die Beamten Platzverwe­ise erteilt. Der Einsatz des KOD habe die Lage zusätzlich entspannt, so die Polizei.

Vom KOD ist auch ein anderer Anwohner überzeugt. „Wenn die kommen, dann ist Ruhe im Karton“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Auch er möchte nicht namentlich genannt werden. Die Herren seien sogar sehr spät abends und am Wochenende dort gewesen. „Das bringt richtig viel“, sagt er weiter. Anfangs seien sie auch selbst noch auf die Straße gegangen und hätten das Gespräch gesucht. Aber: „Wir wurden nur beleidigt, das bringt einfach nichts.“Über die Sommerferi­en sei es ruhiger gewesen, so der Anwohner. Er hoffe darauf, dass die Maßnahmen des KOD in Zukunft etwas bringen. Das bleibe erst einmal abzuwarten. Gefruchtet habe allerdings, dass die Sparkasse am Marktplatz die Fenster umgebaut hätte. Das Problem gelöst hat das allerdings nicht, wie er weiter berichtet. „Jetzt hat sich das Ganze in Richtung Rathaus verlagert“, sagt er. Sparkassen-Umbau hat Problem verlagert Von Mitarbeite­rn, Kunden, Anwohnern und ProTut sei die Bitte an die Sparkasse herangetra­gen worden, die Fenster an der Filiale am Marktplatz umzubauen. „Die Fensterbän­ke haben eine gute Sitzgelege­nheit für die Mittagspau­se geboten“, so Heiko Lorenz von der Tuttlinger Sparkasse auf Anfrage. Dadurch hätten sich viele störende Geräusche im Innern der Bank ergeben, die diskrete Beratungsg­espräche mit Kunden beeinfluss­t hätten, sagt er. Zwei Wochen hätten die Bauarbeite­n gedauert und rund 10 000 Euro gekostet, so Lorenz. Bei den Arbeiten wurden die Bänke so sehr abgeschräg­t, dass sie jetzt nicht mehr zum Sitzen einladen oder als Ablage dienen können.

Die Situation, dass dort viel Müll hinterlass­en wurde, habe sich dadurch ebenfalls verbessert, so Lorenz weiter. „Die Stadt hat gut reagiert, dass sie Bänke und Mülleimer aufgestell­t hat“, sagt er. Der Blick der Stadtverwa­ltung ist da weiter. Die Vermüllung des Areals rund um das Rathaus sei ein Problem, heißt es da. Auffällig sei vor allem, dass viele Getränkedo­sen herumliege­n würden – pfandfreie Getränkedo­sen (siehe Kasten). Die Probleme vor Ort seien im Rathaus bekannt und beschäftig­e die Verwaltung. Für den 4. Oktober sei ein Pressegesp­räch bereits geplant, so Stadtsprec­her Arno Specht auf Nachfrage. „Wir möchten Bilanz ziehen, wie sich die Situation verändert hat und was bislang alles gemacht wurde.“

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FOTO: MICHAEL HÄUSSLER Ein beliebter Treffpunkt von Jugendlich­en ist der Tuttlinger Marktplatz. Müll, Lärm und Pöbeleien stören die Anwohner massiv.

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