Jugendgruppen weiterhin im Fokus
Laut Polizei hat sich Lage über Sommer entspannt – Innenstadt weiter großer Treffpunkt
TUTTLINGEN - Fliegende Fußbälle, lautes Geschrei, Pöbeleien und Beleidigungen: Darüber beschweren sich vor allem Anwohner in der Tuttlinger Innenstadt rund um den Marktplatz. Viele Jugendliche nutzen die Gegend als Treffpunkt. Eigentlich nichts ungewöhnliches, erinnert sich ein Tuttlinger an seine eigene Jugend. Für Polizei und Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) ist es allerdings mittlerweile ein häufiger Einsatzort.
Vor vier oder fünf Jahren haben die Probleme mit den Jugendlichen angefangen, erinnert sich ein Anwohner im Gespräch mit unserer Zeitung, der namentlich nicht genannt werden will. „Dann wurde es immer schlimmer“, sagt er. Für ihn sei es kein temporäres Problem. „Wenn die älter werden, verschwinden sie. Aber es kommen immer neue nach“, so der Anwohner. Viele in der Nachbarschaft würden sich beschweren. Die Polizei greife seiner Meinung nach aber zu nachlässig durch. „Es ist nur dann Ruhe, wenn die Herren vom KOD kommen“, sagt er. „Die haben das gut im Griff.“Sind die aber nicht vor Ort, sei es immer problematisch. „Ich glaube, die merken, dass ihnen die Polizei nichts anhaben kann. Sie haben Polizisten sogar schon ausgelacht“, erinnert er sich. Am besten wäre es, der KOD sei jeden Tag vor Ort, meint der Anwohner.
Laut Polizei hat sich die Situation in den Sommermonaten beruhigt, die erhöhte Präsenz und Gespräche mit den Jugendlichen und deren Erziehungsberechtigten habe vor Ort für mehr Ruhe gesorgt. Dennoch habe es von Mitte Mai bis September fünf Körperverletzungsdelikte, vier Sachbeschädigungen und sechs Ruhestörungen gegeben, teilt die Polizei weiter mit. Außerdem eine „niedrige zweistellige Anzahl“weiterer Einsätze. Diese wurden zumindest angezeigt. Hinweise auf Drogenkonsum konnten nicht festgestellt werden. Wenn es nötig war, haben die Beamten Platzverweise erteilt. Der Einsatz des KOD habe die Lage zusätzlich entspannt, so die Polizei.
Vom KOD ist auch ein anderer Anwohner überzeugt. „Wenn die kommen, dann ist Ruhe im Karton“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Auch er möchte nicht namentlich genannt werden. Die Herren seien sogar sehr spät abends und am Wochenende dort gewesen. „Das bringt richtig viel“, sagt er weiter. Anfangs seien sie auch selbst noch auf die Straße gegangen und hätten das Gespräch gesucht. Aber: „Wir wurden nur beleidigt, das bringt einfach nichts.“Über die Sommerferien sei es ruhiger gewesen, so der Anwohner. Er hoffe darauf, dass die Maßnahmen des KOD in Zukunft etwas bringen. Das bleibe erst einmal abzuwarten. Gefruchtet habe allerdings, dass die Sparkasse am Marktplatz die Fenster umgebaut hätte. Das Problem gelöst hat das allerdings nicht, wie er weiter berichtet. „Jetzt hat sich das Ganze in Richtung Rathaus verlagert“, sagt er. Sparkassen-Umbau hat Problem verlagert Von Mitarbeitern, Kunden, Anwohnern und ProTut sei die Bitte an die Sparkasse herangetragen worden, die Fenster an der Filiale am Marktplatz umzubauen. „Die Fensterbänke haben eine gute Sitzgelegenheit für die Mittagspause geboten“, so Heiko Lorenz von der Tuttlinger Sparkasse auf Anfrage. Dadurch hätten sich viele störende Geräusche im Innern der Bank ergeben, die diskrete Beratungsgespräche mit Kunden beeinflusst hätten, sagt er. Zwei Wochen hätten die Bauarbeiten gedauert und rund 10 000 Euro gekostet, so Lorenz. Bei den Arbeiten wurden die Bänke so sehr abgeschrägt, dass sie jetzt nicht mehr zum Sitzen einladen oder als Ablage dienen können.
Die Situation, dass dort viel Müll hinterlassen wurde, habe sich dadurch ebenfalls verbessert, so Lorenz weiter. „Die Stadt hat gut reagiert, dass sie Bänke und Mülleimer aufgestellt hat“, sagt er. Der Blick der Stadtverwaltung ist da weiter. Die Vermüllung des Areals rund um das Rathaus sei ein Problem, heißt es da. Auffällig sei vor allem, dass viele Getränkedosen herumliegen würden – pfandfreie Getränkedosen (siehe Kasten). Die Probleme vor Ort seien im Rathaus bekannt und beschäftige die Verwaltung. Für den 4. Oktober sei ein Pressegespräch bereits geplant, so Stadtsprecher Arno Specht auf Nachfrage. „Wir möchten Bilanz ziehen, wie sich die Situation verändert hat und was bislang alles gemacht wurde.“