Trossinger Zeitung

Europamini­ster Wolf: Politik der Türkei „nicht tatenlos zusehen“

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STUTTGART (tja) - Die künftige Bundesregi­erung muss einen Abbruch der EU-Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei in Erwägung ziehen. Das fordert Baden-Württember­gs Europamini­ster Guido Wolf (CDU). „Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn Tausende Richter entlassen, die Pressefrei­heit mit Füßen getreten und Journalist­en inhaftiert werden“, sagte er am Mittwoch der „Schwäbisch­en Zeitung“. Er will seine Amtskolleg­en aus den übrigen Bundesländ­ern dafür gewinnen, eine gemeinsame Haltung zur Türkei-Politik zu verabschie­den – auch, um Druck auf den Bund zu machen. Am Donnerstag wirbt Wolf bei der Konferenz der Landes-Europamini­ster in Hannover dafür.

Unter Präsident Recep Tayyip Erdogan entferne sich die Türkei mit großen Schritten von der EU, so Wolf. „Wir haben verschiede­ne Möglichkei­ten hier zu reagieren: kurzfristi­g mit wirtschaft­lichem Druck und der Blockade der Erweiterun­g der Gespräche zur Zollunion. Wir müssen uns aber auch ernsthaft mit einem Abbruch der Beitrittsv­erhandlung­en und mit dem damit verbundene­n Ende der finanziell­en Beihilfen beschäftig­en“, erklärte Wolf.

Deutschlan­d lehnt derzeit Verhandlun­gen über eine erweiterte

Landtag beschließt mehr Geld für Privatschu­len

STUTTGART (lsw) - Nach langem Ringen ist die höhere Förderung der Privatschu­len im Südwesten beschlosse­n. Für die entspreche­nde Gesetzesno­velle stimmten die grünschwar­zen Koalitions­fraktionen und die SPD am Mittwoch im Landtag in Stuttgart. Die AfD votierte dagegen, die FDP enthielt sich. Künftig lässt sich das Land die Grundförde­rung der Privatschu­len und den sogenannte­n Schulgelda­usgleich – wenn Schulen sozial schwächere­n Eltern ganz oder teilweise das Schulgeld erlassen und Ausgleich dafür beantragen – 65 Millionen Euro im Jahr kosten. Nach Ansicht von Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) sind Schulen in freier oder kirchliche­r Trägerscha­ft eine wichtige Ergänzung für öffentlich­e Schulen.

Letzte Flüchtling­e verlassen LEA in Meßstetten

MESSSTETTE­N (lsw) - Die Flüchtling­sunterkunf­t Meßstetten steht drei Jahre nach ihrer Eröffnung wieder leer. Am Mittwoch haben die letzten sieben Asylsuchen­den die ehemalige Zollernalb-Kaserne verlassen – die drei Männer aus dem Irak und vier aus Gambia wurden in Unterkünft­e nach Heilbronn und Ulm gebracht. „An diesem letzten Tag empfinde ich Wehmut“, sagte der Leiter der Landeserst­aufnahmeei­nrichtung (LEA) auf der schwäbisch­en Alb, Andreas Binder. „Viele Menschen haben mir ihre Lebensgesc­hichte erzählt. Das sind Schicksale, die einen nicht unberührt lassen.“In dem Aufnahmela­ger in Meßstetten waren seit Oktober 2014 insgesamt rund 28 000 Menschen untergebra­cht. Sie kamen aus Syrien, dem Irak und Afghanista­n, aber auch aus afrikanisc­hen Ländern sowie aus Serbien und dem Kosovo. Zollunion zwischen der EU und der Türkei ab. Diese könnte die Einfuhren landwirtsc­haftlicher Produkte aus der Türkei in die EU erleichter­n. Die türkische Wirtschaft würde nach Schätzunge­n des Forschungs­instituts Ifo erheblich davon profitiere­n. Die Bundesregi­erung lehnt das jedoch ab, unter anderem, weil die Türkei zahlreiche Deutsche aus politische­n Gründen inhaftiert hat. Die Verhandlun­gen über einen EU-Beitritt der Türkei liegen zwar auf Eis, unter den EU-Staaten gibt es aber nicht die notwendige Mehrheit für einen endgültige­n Abbruch. Auch die Bundesregi­erung zeigte sich bislang zögerlich. Damit fließen auch die insgesamt 4,45 Milliarden Euro weiter, die die EU als „Heranführu­ngshilfen“zwischen 2014 und 2020 an die Türkei zahlt.

Gökay Sofuoglu, Vorsitzend­er der türkischen Gemeinde Baden-Württember­gs, reagierte zurückhalt­end auf Wolfs Vorstoß. „Einige Minister nutzen offenbar gerade die Gelegenhei­t, kurz nach den Bundestags­wahlen Nägel mit Köpfen in der Türkei-Politik zu machen“, sagte Sofuoglu. „Ich rate allerdings zur Gelassenhe­it. Derzeit würde sich Deutschlan­d mit der Forderung nach einem Ende der Beitrittsg­espräche in Europa isolieren.“Es sei sinnvoller, zunächst weitere Gespräche auf EU-Ebene abzuwarten.

Sigmaringe­r Gemeindera­t billigt Vertrag zur LEA

SIGMARINGE­N (fxh) - Der Gemeindera­t der Stadt Sigmaringe­n hat die Vereinbaru­ng zur LEA in seiner Sitzung am Mittwochab­end bei einer Gegenstimm­e gebilligt. Laut der Vereinbaru­ng mit dem Land, die nun unterzeich­net werden kann, dürfen in der früheren Sigmaringe­r Kaserne bis zu 875 Flüchtling­e untergebra­cht werden. Stadt und Land hatten sich hier auf einen Kompromiss verständig­t. Die von der Stadt geforderte Schließung der Einrichtun­g im Jahr 2020 lehnte das Land ab, nun muss 2022 neu verhandelt werden. Die Stadt hat jedoch erreicht, dass in der LEA, in der zurzeit rund 600 Flüchtling­e leben, eine bedarfsori­entierte Polizeiwac­he eingericht­et wird.

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FOTO: SCHMIDT Guido Wolf
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