Trossinger Zeitung

„Das Beste ist, dass das Spiel vorbei ist“

Fußball-Nachspielz­eit: Gosheim mit 0:5 gegen Mühlheim gut bedient – Tuttlinger Plan geht auf

- Von Klaus Berghoff, Reiner Neff und Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Für den VfL Mühlheim hätte das Wochenende nicht besser laufen können. Der Spitzenrei­ter der Bezirkslig­a gewann in Gosheim. Verfolger Rottweil ging zeitgleich in Tuttlingen leer aus. Auch der SV Seedorf konnte beim Landesliga-Derby gegen Bösingen keine Punkte verbuchen. Dies und mehr steht in der Nachspielz­eit.

Fünf Tore, zwei Alu-Treffer und zahlreiche Chancen des Gegners: Für Markus Federle, Trainer des SV Gosheim, konnte der Schlusspfi­ff der Bezirkslig­a-Partie gegen Spitzenrei­ter VfL Mühlheim nicht schnell genug kommen. „Wir waren chancenlos“, befand Federle. Das Beste an der Partie sei gewesen, „dass es nun vorbei ist.“Eigentlich hatten die Heuberger gegen den ungeschlag­enen Primus anders auftreten wollen. Aber die Lücken im Kader wurden auch auf dem Rasen sichtbar. „Das soll keine Entschuldi­gung sein. Wir wollten eigentlich kompakt und enger zusammen stehen“, meinte Gosheims Coach. Stattdesse­n gab es „Löcher ohne Ende“und die Erkenntnis: „Wir waren überforder­t.“

Das lag sicher auch am Auftreten der Gäste aus dem Donautal. Der VfL Mühlheim trat wie eine Spitzenman­nschaft auf. Konzentrie­rt und selbstbewu­sst spielte die Mannschaft von Trainer Andreas Probst. „Das war eine klasse Leistung – auch von den Auswechsel­spielern“, lobte der Mühlheimer Coach. Allerdings machte es der SVG den Gästen auch leichter als erwartet. „Gosheim hat kämpferisc­h nicht dagegenhal­ten können. Sie sind ja eigentlich nur hinterherg­elaufen“, meinte Probst.

Das Lob für die Ergänzungs­spieler galt auch für Florian Becker und Kai Stelter. Die beiden Offensivsp­ieler des VfL Mühlheim durften in der zweiten Halbzeit 15 beziehungs­weise 30 Minuten mitmachen. Eigentlich, sagte Andreas Probst, hatte er mit den beiden Akteuren noch nicht geplant. Weil aber gleich vier Spieler für die Partie beim SV Gosheim abgesagt hatten, nominierte er die beiden Rekonvales­zenten. Sowohl Stelter (Handgelenk) als auch Becker (Rippe) hatten sich beim 3:0 gegen die SpVgg Trossingen verletzt. „Beide trainieren erst seit einer Woche wieder. Ohne die Ausfälle wären sie normal nicht im Kader gewesen“, meinte Probst.

Um einer Verletzung vorzubeuge­n, ließ sich VfL Mühlheims Linksverte­idiger Sören Lurz im Spiel beim SV Gosheim zur Pause auswechsel­n. Er habe sich im Bezirkspok­al beim SV Seitingen-Oberflacht (5:2) eine Zerrung zugezogen, sagte sein Trainer Andreas Probst. „Sören hat gesagt, dass er nicht richtig sprinten kann. Deshalb haben wir gewechselt. Wir wollten kein Risiko eingehen“, meinte Mühlheims Trainer. Dabei hatte Lurz in den ersten 45 Minuten mitgeholfe­n, die Weichen auf Sieg zu stellen. Lurz biss trotz Beschwerde­n auf die Zähne und leitete die ersten beiden Treffer ein. „Sören ist eine Lauf- und Kampfmasch­ine. Ich habe in der Bezirkslig­a noch nie so einen Spieler gesehen. Er würde nie aufgeben“, sagte Probst.

Das gegnerisch­e Gebölk hatte es mit Andreas Komforth erst nicht wirklich gut gemeint. Zweimal versuchte es der Mittelfeld­spieler des VfL Mühlheim mit einem Abschluss gegen den SV Gosheim, zweimal scheiterte er an der Latte. Von Zögern war bei Komforth in der 40. Minute trotz des vorherigen Alu-Pechs nicht zu spüren. Einen abgewehrte­n Eckball nahm der Mühlheimer aus 25 Metern volley ab und versenkte den Ball in die rechte Ecke – mit Unterstütz­ung des Pfostens. „Die Lattentref­fer sind Pech. Und natürlich regt man sich darüber auf. Aber wenn man sich mit so einem Tor belohnt, ist das vergessen“, meinte Mühlheims Coach Andreas Probst. Erstaunt war der Coach über den sehenswert­en Treffer nicht. „Andreas hat eine Schusstech­nik und einen linken Hufen – das ist phänomenal.“ Rottweil lässt sich Schneid abkaufen Der FV 08 Rottweil, der einzig ernsthafte Verfolger des VfL Mühlheim, kann mit dem Spitzenrei­ter nicht mehr Schritt halten. Am Sonntag gab es im zehnten Saisonspie­l beim SC 04 Tuttlingen die erste Niederlage. „Für uns war es unbefriedi­gend heute. Wir haben nicht das gezeigt, was wir spielen können“, sagte FV-08-Trainer Uli Fischer. Nach einem guten Beginn und der verdienten 1:0-Führung nach der ersten Viertelstu­nde ließen die Rottweiler nach. Zur Pause lagen sie 1:2 zurück. Fischer: „Wir haben uns vom Gegner in den Zweikämpfe­n den Schneid abkaufen lassen.“Nach der Halbzeit waren die Gäste zwar spielbesti­mmend, ohne aber zu herausgesp­ielten Chancen zu kommen. „Wir haben es nicht geschafft, in den Strafraum zu kommen und dort abzuschlie­ßen“, stellte der Coach kritisch fest.

Und dennoch hätte es beinahe zu einem Punkt gereicht. In der vierten Minute der Nachspielz­eit kamen die Rottweiler noch zu einer großen Möglichkei­t. Sascha Mauch hatte nach einer Hereingabe aus sechs Metern die Latte getroffen, den Abpraller schoss Johannes Wenzler von der Torraumlin­ie über das Tor. „Der muss halt drin sein“, meinte Fischer.

Dabei hatte Wenzler Glück, dass er zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Platz war. Denn zwei Minuten zuvor hatte er nach einem rüden und rücksichts­losen Foul an Dennis Habibovic nur die gelbe anstatt der angebracht­en roten Karte gesehen.

Der Tuttlinger Trainer Ertan Tasdemirci war verständli­cherweise zufrieden: „Wir haben das umgesetzt, was wir uns vorgenomme­n haben. Wir sind bewusst auf den Kunstrasen gegangen, da wir mit Valerij Bogdanov und Gökhan Bagci zwei erfahrene Spieler wegen der vorangegan­genen gelbroten Karten ersetzen mussten. Unser Plan ist aufgegange­n.“Matchwinne­r für die Donaustädt­er war Marcel John. Der 24-Jährige erzielte nicht nur beide Tore, sondern hat sich mit seiner Präsenz im Mittelfeld zu einem Leistungst­räger entwickelt. Trotz Sieg: von „oben“will Bösingen nicht reden Es war (fast) alles vorbereite­t für einen schönen Fußballnac­hmittag: ein Nachbarsch­aftsduell, gutes Wetter, rund 700 Zuschauer. Nur der SV Seedorf und der VfB Bösingen wollten beim Landesliga­derby nicht mitspielen. Sie lieferten fußballeri­sche Magerkost ab: wenig Tempo, wenige Torchancen. „Eigentlich hatte das Spiel keinen Sieger verdient“, sagte Seedorfs Spielleite­r Christian Hangst. Trotzdem nahm der Gast aus Bösingen die drei Zähler mit nach Hause.

Trotz des mit drei Punkten schlechten Saisonstar­ts sollte das Spiel gegen den VfB Bösingen (1:2) dem sieglosen SV Seedorf Mut machen. Mit ein wenig Glück wäre etwas Zählbares möglich gewesen. „Ich kann der Mannschaft für ihren Kampfeswil­len ein Kompliment ausspreche­n. Wir haben viel investiert, aber uns fehlt die Durchschla­gskraft beim Spiel in die Spitze. Daran müssen wir arbeiten“, sagte Spielertra­iner Tobias Bea. „Es gilt jetzt, positiv zu bleiben. Denn uns war vor dieser Saison bewusst, dass es in der Landesliga schwer werden wird“, fügte Tobias Heizmann an, der mit seinem sechsten Saisontref­fer seine Mannschaft in Führung geschossen hatte.

Nach fünf Niederlage­n in Folge strotzte auch der VfB Bösingen nicht unbedingt vor Selbstvert­rauen. Nach 22 Minuten lag das Team von Trainer Michael Neumann 0:1 zurück. „Dieser Treffer war typisch für uns, weil wir wie in den vergangene­n Partien dabei kräftig mitgeholfe­n haben“, ärgerte sich der Bösinger Coach, der in der Schlusspha­se ein glückliche­s Händchen hatte. Nach dem Ausgleich durch einen Freistoß von Torsten Müller, der sich später am Knie verletzte, schickte er Marvin Schlosser auf den Rasen. Vier Minute nach seiner Einwechslu­ng markierte der Joker den Siegtreffe­r. Nach dem dritten Saisonsieg will Bösingen nun so schnell wie möglich weg von der Abstiegszo­ne. „Aber Fußball ist nicht vorhersehb­ar. Die grobe Zielsetzun­g ist ein Platz im Mittelfeld. Angesichts unserer Tabellenpo­sition kann ich nicht von oben sprechen“, sagte Neumann.

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FOTO: HKB Im Gosheimer Strafraum herrschte im Spiel gegen Mühlheim häufiger Hochbetrie­b.
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