Trossinger Zeitung

Sozialismu­s untertunne­lt

- Von Barbara Waldvogel

Freundscha­ft Zuckersand (ARD, Mi., 20.15 Uhr) – Bis nach Australien wollen sich die beiden kleinen DDRJungen Fred (Tilman Döbler) und Jonas (Valentin Wessely) durch den märkischen Sand graben. „Zuckersand“wird er genannt, und so hat auch Regisseur und Autor Dirk Kummer seinen Film über Freundscha­ft und Politwillk­ür betitelt.

Alles beginnt harmlos. Der zehnjährig­e Fred wohnt mit Eltern und Schwester in einem Haus mit Garten. Beiläufig erfährt man, dass dieses Haus Untermiete­r Kaczmareck (Hermann Beyer) weggenomme­n wurde, da im Sozialismu­s allen alles gehört. So ist Kaczmareck verständli­cherweise wenig staatstrag­end, aber ein kluger Kopf. Er mag Fred und er rechnet ihm aus, dass es bis Australien immerhin 12 742 Kilometer sind. Das kann Fred und Jonas jedoch nicht von ihren Tunnelplän­en abbringen, denn es pressiert: Jonas’ Mutter hat einen Ausreisean­trag gestellt. Wenn Jonas im Westen ist, soll er dort anfangen zu graben – bis zum Treffpunkt Australien.

Eine irre Idee mit schlimmen Folgen, die den Betroffene­n brutal die Augen öffnen für Lügen und Unterdrück­ungsmechan­ismen des DDRStaates. Die Geschichte wird aus der Perspektiv­e von Kindern geschilder­t, dadurch scheint sie der wirklichen Welt entrückt. Aber sie ist knallhart realistisc­h. Eine tolle Leistung der jungen Hauptdarst­eller. Wäre durchaus ein Film für den Nationalfe­iertag gewesen.

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