Züchter gibt sich Paragrafen geschlagen
Nach Rechtsstreit mit Geflügelzuchtverein: Schwenninger Viktor Böhm gibt Parzelle ab
VS-SCHWENNINGEN - Der Rechtsstreit, der zwischen dem Schwenninger Viktor Böhm und dem Villinger Geflügelzuchtverein seit mehr als zwei Jahren herrscht, scheint beendet: Das ehemalige Mitglied muss seine Anlage räumen.
„Er hat immer alles gegeben und tatkräftig mitgeholfen“, sagt Stefan Dörflinger, Pressebeauftragter des Villinger Geflügelzuchtvereins. Dass es trotzdem soweit gekommen ist, dass der Verein dem langjährigen Mitglied Viktor Böhm gekündigt hat, sei ganz allein seine Schuld.
Ein Blick zurück: Wie berichtet, war es in den vergangenen Jahren zu mehreren Gerichtsverfahren zwischen dem 62-jährigen passionierten Geflügelzüchter und dem Verein gekommen. Ihm wurde nicht nur vorgeworfen, seine Parzelle und sein Geflügel vernachlässigt, sondern auch zu Zeiten seiner Kassiertätigkeit 500 Euro Spendengeld aus der Vereinskasse genommen zu haben.
Abgewiesen wurde die Klage der Unterschlagung zwar. „Sie ist aber vom Amtsgericht nachgewiesen worden“, betont Stefan Dörflinger. Der Angeklagte sei nur deswegen von der Rückzahlung befreit worden, weil den Kassenprüfern mangelnde Kontrolle vom Gericht vorgeworfen wurde. Nachdem die erste Kündigung vor anderthalb Jahren nicht fristgerecht eingereicht worden war, sei sie mittlerweile wirksam.
Viktor Böhm widerspricht dieser Anklage noch heute. Er sieht das Vorgehen des Vereinsvorstands, der vor rund vier Jahren gewechselt hatte, als bewusste Schikane gegen viele älterer Mitglieder, allen voran ihm selber, an. „Sie wollen mich loswerden und an meine Parzelle kommen“, sagte er bereits Anfang des Jahres. Und auch jetzt bringt er Begriffe wie Neid oder Angst vor der Konkurrenz mit ins Spiel. 23 Jahre war der gebürtige Kasache Mitglied des Vereins und hatte neben seiner langjährigen Tätigkeit im Vorstand erfolgreich an vielen Vereins- und Kreismeisterschaften teilgenommen.
Für Böhm ist klar, dass durch den neuen Vorstand, der 2013 die Vereinssatzung überarbeitet hatte, ein bewusster Umbruch im Verein stattfinden sollte. Und gerade an dieser Satzung orientiert sich der Vorstand, wenn Böhm ihm vorwirft, durch Mitgliedschaftskündigungen den Verein von 146 auf 65 Mitglieder minimiert zu haben: „Der Verein hatte nie 146, sondern maximal 125 Mitglieder“, betont Dörflinger. Wenn ein Geflügelzüchter mit seinem Mitgliedsbeitrag im Rückstand war, sei er schriftlich daran erinnert worden und habe drei Monate Zeit zur Nachzahlung gehabt, erklärt er. Andernfalls wurde ihm laut Satzung die Mitgliedschaft gekündigt.
Auch andere Mitglieder hatten im Gespräch mit Journalisten die „ungewöhnlichen Taktiken“, den Verein zu leiten, unter anderem mit dem Ableisten von Arbeitsstunden, kritisiert. Diese würden immer an der Jahreshauptversammlung festgelegt und abgestimmt, sie sei laut Satzung bindend, erklärt der Pressebeauftragte. Der neue Vorsitzende Heinrich Scharf habe einen Neuanfang gewollt und die Satzung sehr ernst genommen.
„Der neue Vorstand kennt keine Menschlichkeit, sondern nur Paragrafen“, kommentiert derweil Viktor Böhm. Nachdem er wegen der Kündigung der 800 Quadratmeter großen Parzelle im Sommer erfolglos in Berufung gegangen war, ist die sofortige Räumung des Grundstücks, das dem Spitalfonds Villingen gehört und auf dem der 62-Jährige Stallungen gebaut hatte, nun offiziell. Wie Böhm selber erfahren hat, besteht eine Liste mit Anwärtern für die Anlage, auf der an oberster Stelle der Vorsitzende Heinrich Scharf aufgeführt ist. Mittlerweile sieht Böhm keine andere Möglichkeit mehr, als seine Anlage zu räumen.