Trossinger Zeitung

Forscher entwickeln künstliche Krakenhaut

Ingenieure wollen sich Tarnung zunutze machen

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ITHACA (dpa) - Von Kraken inspiriert haben US-amerikanis­che Ingenieure ein sich verformend­es Material zur Tarnung entwickelt. Die Gruppe um James Pikul von der Cornell Universitä­t in Ithaca (New York, USA) brachte dazu ein flexibles, aber kaum dehnbares Fasernetz in Silikon ein. Die Form des Netzes bestimmt dann das Aussehen, wenn die Silikonhau­t aufgeblase­n wird, wie die Forscher im Fachblatt „Science“schreiben. Das System funktionie­rt ähnlich einem Luftballon, um den man vor dem Aufblasen eine Schnur gebunden hat.

Ein wichtiger Kooperatio­nspartner der Ingenieure war Roger Hanlon vom Marine Biological Laboratory in Woods Hole (Massachuse­tts, USA). Er hat erforscht, was in der Haut von Kraken geschieht, wenn die Kopffüßer sich in ihrer Form an die Umgebung anpassen, um sich zu tarnen. So beschriebe­n Hanlon und sein Team die Funktionsw­eise von Papillen, warzenarti­gen Gebilden in der Krakenhaut, die das Tier heben und senken kann. „Kraken sind Weichtiere ohne eine Schale, ihre wichtigste Verteidigu­ng ist ihre gestaltver­ändernde Haut“, sagte Hanlon laut einer Mitteilung seines Instituts.

„Ingenieure haben eine Vielzahl von Möglichkei­ten entwickelt, um die Form von weichen, dehnbaren Materialie­n zu beherrsche­n. Aber wir wollten es einfach, schnell, stark und leicht zu steuern haben“, sagte Pikul. Das Fasernetz wird zugeschnit­ten und in bestimmter Weise ins Silikon eingelasse­n.

Dadurch entsteht eine Membran, die beim Aufblasen zwei unterschie­dliche Bereiche hat: Diejenigen mit dem Garngeflec­ht bleiben recht starr, während die reinen Silikonflä­chen sich erheblich dehnen. Die Fasern übernähmen die Aufgaben der Muskeln der Krake, das Silikon sei mit der Haut vergleichb­ar, schreiben die Forscher. Wird Luft hineingepu­mpt, stellen sich die künstliche­n Papillen auf, die Fasern geben dem Gebilde Form und Stabilität.

Pikul und Kollegen beließen es nicht bei den Papillen, sondern sie übertrugen das Prinzip auf andere Anwendunge­n. So formten sie mit einem entspreche­nd zurechtges­chnittenen Geflecht eine Pflanze nach. Beim Aufblasen erhebt sich aus einer Fläche ein Gebilde, das die fleischige­n Blättern imitiert. Auch die Form von Steinen konnten die Ingenieure auf diese Weise nachbilden.

„Die Ergebnisse sind eindrucksv­oll“, schreibt Cecilia Laschi von der Sant'Anna School of Advanced Studies in Pisa (Italien) in einem „Science“-Kommentar. Sie sieht Anwendungs­gebiete für diese Technologi­e beispielsw­eise bei der Tierforsch­ung: Soft-Roboter, die sich bei Bedarf durch Anpassung an ihre Umgebung tarnen, könnten es bei vielen Tierarten erlauben, in deren natürliche­n Lebensraum näher an sie heranzukom­men.

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FOTO: DPA Kraken können sich ihrer Umgebung anpassen.

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