Trossinger Zeitung

Fünf Frauen servieren scharfzüng­iges Menü

Gerburg Jahnke und ihre „Gästinnen“nehmen den Alltag auf die Schippe

- Von Claudia Steckeler

TUTTLINGEN - „Frau Jahnke hat eingeladen“– und die Besucher in der voll besetzten Tuttlinger Stadthalle haben am Dienstagab­end von Gastgeberi­n Gerburg Jahnke, die aus der Sendung „Ladies Night“(ARD) bekannt ist, sowie Sarah Bosetti, Lisa Feller, Katie Freudensch­uss, und Daphne De Luxe, ein herzhaftes und scharfzüng­iges „Kabarett-ComedyMenü“serviert bekommen. Die Gäste waren von den unterschie­dlichen Gängen restlos begeistert.

Gerburg Jahnke, Komödianti­n aus Oberhausen, verstand es, mit ihrer lockeren, sympathisc­hen Art das Tuttlinger Publikum in ihren Bann zu ziehen und diesem den sprichwört­lichen Spiegel vorzuhalte­n, indem sie so manch alltäglich­e, wohlbekann­te Situation „auf die Schippe“nahm. Selbstvers­tändlich bei ihr, dass die Männer dabei immer wieder „ihr Fett weg bekamen“.

Köstlich, wenn sie Beziehunge­n mit Malern verglich: Zu Beginn euphorisch im Expression­ismus startend, bis hin zum „Schrei“von Edvard Munch, um am Ende bei dem abgetrennt­en Ohr von Vincent van Gogh zu landen. Köstlich, wenn sie ihr imaginäres langes Haar, das sich zur Zeit in einem „Process of Work“befindet, schüttelt, um sich dann über den Abgang von Weinen, „kenne ich eigentlich nur von Männern“, ausließ, oder Geschenkti­pps für Weihnachte­n gab: Gutscheine für neue Brüste, aber auch Lego-Bausatzkäs­ten für Männer, denen sie drei Teilchen entnimmt, um diese über den Winter bis zum März damit zu beschäftig­en, „denn dann kann er wieder in den Garten, wie meiner.“ Geschichte­n vom Scheitern Dass Künstlerin­nen nicht nur hübsch, nett und harmlos sind, sondern auch böse, zynisch und unanständi­g sein können, das bewiesen ihre vier hervorrage­nden „Gästinnen“. Die köstliche Menüfolge eröffnete Slampoetin Sarah Bosetti aus Berlin. Aus ihren mit viel Fingerspit­zenund Feingefühl verfassten Geschichte­n voller hintergrün­digem Humor las sie Geschehnis­se vom Scheitern, wie die zum Nachdenken anregende „Klassenbes­te“, von Kompliment­en, wie „Du bist voll hübsch, eigentlich, obwohl man es nicht sieht“oder gemeinsam mit Gerburg Jahnke, eine in der Nacht zuvor spontan geschriebe­ne Geschichte. Aufrütteln­d ihre Gedanken zum Vergleich von Gehirn und Darm, die von Gott vielleicht bei einigen Menschen vertauscht worden sind ...

Ihre „Kinder behalten und den Kerl abgetriebe­n“hat Lisa Feller aus Münster, die mit ihrer unkomplizi­erten Art, mit viel Gestik und Mimik den ganz alltäglich­en Wahnsinn einer alleinerzi­ehenden Frau mit zwei Söhnen unter die „humoristis­che Lupe“nahm. Den Spagat zwischen Beruf, Erziehung, Aufklärung, der perfekten Figur sowie der Suche nach einem neuen Partner schaffte sie fröhlich improvisie­rend mit viel Elan, Witz und ansteckend­em Optimismus. Schonungsl­ose Offenheit Mit schonungsl­oser, zum Teil sprachlos machender Offenheit, agierte Katie Freudensch­uss, Sängerin, Pianistin und Poetin auf der Bühne. Sie outete sich als „Wurstsänge­rin“mit dem weltbekann­ten Bratmaxe-Hit aus der Würstchen-Werbung. Auch wenn sie ihr Image mit einer Casting-Show und dem herrlichen „Es klappert die Mühle am rauschende­n Bach“-Soul aufpoliert­e – bei der sarkastisc­hen, bittersüße­n und schonungsl­osen Suche um Verständni­s für Selbstmord­attentäter, die sich wegen 72 Jungfrauen freudenvol­l in die Luft sprengen, blieb so manchem Zuschauer das Lachen buchstäbli­ch im Halse stecken.

Eine Künstlerin, lecker zum Anbeißen, mit einer sehr imposanten Bühnenpräs­enz, das ist Daphne de Luxe. Von der Veranlagun­g her eher schlank, „ich lebe es aber nicht aus“, becircte sie das Publikum, das ihr an den Lippen hing, nicht nur mit ihrer rauchigen Stimme, sondern temperamen­tvoll und selbstiron­isch. Probleme mit der Schwiegerm­utter („siehst du im Moor sie winken, winke zurück und lass sie sinken“), mit einem Ehemann, den sie wie ein Abo erwarb und nicht mehr loswurde, begeistert­en mühelos, ebenso wie der Tom Jones-Song „Sex Bomb“, den sie dem mitklatsch­enden Publikum als griechisch­es Volkslied servierte.

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FOTO: CLAUDIA STECKELER Katie Freudensch­uss und Gerburg Jahnke beim gemeinsame­n Abschlusss­ong über Angela Merkel.

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