Fünf Frauen servieren scharfzüngiges Menü
Gerburg Jahnke und ihre „Gästinnen“nehmen den Alltag auf die Schippe
TUTTLINGEN - „Frau Jahnke hat eingeladen“– und die Besucher in der voll besetzten Tuttlinger Stadthalle haben am Dienstagabend von Gastgeberin Gerburg Jahnke, die aus der Sendung „Ladies Night“(ARD) bekannt ist, sowie Sarah Bosetti, Lisa Feller, Katie Freudenschuss, und Daphne De Luxe, ein herzhaftes und scharfzüngiges „Kabarett-ComedyMenü“serviert bekommen. Die Gäste waren von den unterschiedlichen Gängen restlos begeistert.
Gerburg Jahnke, Komödiantin aus Oberhausen, verstand es, mit ihrer lockeren, sympathischen Art das Tuttlinger Publikum in ihren Bann zu ziehen und diesem den sprichwörtlichen Spiegel vorzuhalten, indem sie so manch alltägliche, wohlbekannte Situation „auf die Schippe“nahm. Selbstverständlich bei ihr, dass die Männer dabei immer wieder „ihr Fett weg bekamen“.
Köstlich, wenn sie Beziehungen mit Malern verglich: Zu Beginn euphorisch im Expressionismus startend, bis hin zum „Schrei“von Edvard Munch, um am Ende bei dem abgetrennten Ohr von Vincent van Gogh zu landen. Köstlich, wenn sie ihr imaginäres langes Haar, das sich zur Zeit in einem „Process of Work“befindet, schüttelt, um sich dann über den Abgang von Weinen, „kenne ich eigentlich nur von Männern“, ausließ, oder Geschenktipps für Weihnachten gab: Gutscheine für neue Brüste, aber auch Lego-Bausatzkästen für Männer, denen sie drei Teilchen entnimmt, um diese über den Winter bis zum März damit zu beschäftigen, „denn dann kann er wieder in den Garten, wie meiner.“ Geschichten vom Scheitern Dass Künstlerinnen nicht nur hübsch, nett und harmlos sind, sondern auch böse, zynisch und unanständig sein können, das bewiesen ihre vier hervorragenden „Gästinnen“. Die köstliche Menüfolge eröffnete Slampoetin Sarah Bosetti aus Berlin. Aus ihren mit viel Fingerspitzenund Feingefühl verfassten Geschichten voller hintergründigem Humor las sie Geschehnisse vom Scheitern, wie die zum Nachdenken anregende „Klassenbeste“, von Komplimenten, wie „Du bist voll hübsch, eigentlich, obwohl man es nicht sieht“oder gemeinsam mit Gerburg Jahnke, eine in der Nacht zuvor spontan geschriebene Geschichte. Aufrüttelnd ihre Gedanken zum Vergleich von Gehirn und Darm, die von Gott vielleicht bei einigen Menschen vertauscht worden sind ...
Ihre „Kinder behalten und den Kerl abgetrieben“hat Lisa Feller aus Münster, die mit ihrer unkomplizierten Art, mit viel Gestik und Mimik den ganz alltäglichen Wahnsinn einer alleinerziehenden Frau mit zwei Söhnen unter die „humoristische Lupe“nahm. Den Spagat zwischen Beruf, Erziehung, Aufklärung, der perfekten Figur sowie der Suche nach einem neuen Partner schaffte sie fröhlich improvisierend mit viel Elan, Witz und ansteckendem Optimismus. Schonungslose Offenheit Mit schonungsloser, zum Teil sprachlos machender Offenheit, agierte Katie Freudenschuss, Sängerin, Pianistin und Poetin auf der Bühne. Sie outete sich als „Wurstsängerin“mit dem weltbekannten Bratmaxe-Hit aus der Würstchen-Werbung. Auch wenn sie ihr Image mit einer Casting-Show und dem herrlichen „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“-Soul aufpolierte – bei der sarkastischen, bittersüßen und schonungslosen Suche um Verständnis für Selbstmordattentäter, die sich wegen 72 Jungfrauen freudenvoll in die Luft sprengen, blieb so manchem Zuschauer das Lachen buchstäblich im Halse stecken.
Eine Künstlerin, lecker zum Anbeißen, mit einer sehr imposanten Bühnenpräsenz, das ist Daphne de Luxe. Von der Veranlagung her eher schlank, „ich lebe es aber nicht aus“, becircte sie das Publikum, das ihr an den Lippen hing, nicht nur mit ihrer rauchigen Stimme, sondern temperamentvoll und selbstironisch. Probleme mit der Schwiegermutter („siehst du im Moor sie winken, winke zurück und lass sie sinken“), mit einem Ehemann, den sie wie ein Abo erwarb und nicht mehr loswurde, begeisterten mühelos, ebenso wie der Tom Jones-Song „Sex Bomb“, den sie dem mitklatschenden Publikum als griechisches Volkslied servierte.