Trossinger Zeitung

Macron: „Weg noch nicht zur Hälfte geschafft“

Brexit-Beratungen beim Brüsseler EU-Gipfel: Acht Wochen Zeit für Großbritan­nien

- Von Daniela Weingärtne­r und unseren Agenturen

BRÜSSEL - Im Streit über den Brexit gibt die Europäisch­e Union den Briten acht Wochen Zeit für die Erfüllung ihrer Forderunge­n. Beim EUGipfel in Brüssel reichten den bleibenden 27 Ländern am Freitag die Fortschrit­te in den Verhandlun­gen noch nicht. Nun könnte erst das nächste Gipfeltref­fen im Dezember die Verhandlun­gsphase über einen neuen Handels- und Zukunftspa­kt zwischen der EU und Großbritan­nien freigeben. Die 27 forderten klare Zusagen Londons in Finanzfrag­en, betonten aber auch ihren guten Willen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel äußerte sich zuversicht­lich, dass es letztlich eine Einigung gibt und somit auch kein harter Brexit droht.

„Ich habe da eigentlich überhaupt gar keinen Zweifel, wenn wir geistig alle klar sind“, sagte die CDU-Chefin. Sie sehe „null Indizien dafür, dass das nicht gelingen kann“. Großbritan­nien habe schon deutliche Signale gesetzt, nur „noch nicht genug, um Etappe zwei (der Verhandlun­gen) zu beginnen“. Aus Merkels Sicht könnte das im Dezember klappen. EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk äußerte sich ähnlich. Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron erkannte einen guten Willen der Briten an, warnte aber: „Wir haben den Weg heute noch nicht zur Hälfte geschafft Auf finanziell­em Gebiet hat Großbritan­nien noch eine große Anstrengun­g vor sich.“Es gehe nicht nur um das Budget der Jahre 2019 und 2020, sondern auch um weiterreic­hende Zahlungsve­rpflichtun­gen.

Großbritan­nien gehört seit mehr als 40 Jahren zur EU. Für einen Ausstieg verlangt Brüssel Zusagen, vor allem eine Schlusszah­lung für Londons Verbindlic­hkeiten von bis zu 100 Milliarden Euro. Das sei „das herausrage­nde Thema“, sagte Merkel. Erst wenn hier „ausreichen­der Fortschrit­t“erreicht ist, sollen in einer zweiten Verhandlun­gsphase die künftigen Beziehunge­n geklärt werden. Großbritan­nien möchte damit jedoch so schnell wie möglich starten - zumal an dem Abkommen Hunderttau­sende von Jobs und die Zuversicht der Wirtschaft hängen könnten.

Die britische Premiermin­isterin Theresa May warb bei dem Gipfeltref­fen mit den übrigen Staats- und Regierungs­chefs noch einmal für ihre Position und forderte Entgegenko­mmen. Konkrete Zusagen zu den Finanzen vermied May. „Wir werden unsere Verpflicht­ungen einhalten, die wir während unserer EU-Mitgliedsc­haft eingegange­n sind“, sagte sie, fügte aber an: „Wir werden diese Zeile für Zeile durchgehen.“Der österreich­ische Bundeskanz­ler Christian Kern berichtete aber immerhin, es gebe „eine langsame Annäherung, vor allem was die Summen betrifft“.

Zu Beginn des zweiten Gipfeltage­s hatten die Staats- und Regierungs­chefs zusammen mit May mögliche Reformen des Bündnisses erörtert, wie sie vor allem Macron vorantreib­en will. Ratspräsid­ent Donald Tusk hatte einen Fahrplan bis Mitte 2019 vorgelegt und vorgeschla­gen, mehr schwierige Sachfragen auf Chefebene zu lösen, darunter auch Reformen der Eurozone. Aus der Runde erhielt er dafür Rückendeck­ung, wie Merkel bestätigte.

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FOTO: AFP Emmanuel Macron

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