Stellplätze contra ÖPNV
Kreistag diskutiert am Donnerstag kräftig über die Parkplatzsituation am Landratsamt
TUTTLINGEN - Der Tuttlinger Kreistag hat sich in seiner Sitzung am Donnerstagnachmittag einmal mehr mit dem Erweiterungsbau des Landratsamts befasst. Kontrovers wurde dabei vor allem die Parkplatzsituation diskutiert. Auch der gestiegene Finanzbedarf schmeckte nicht jedem Gremiumsmitglied. Dafür trifft das Gebäude, in dem 330 Arbeitsplätze geschaffen werden sollen, weiterhin auf volle Zustimmung.
So wird das Erweiterungsgebäude nach aktueller Berechnung 29,9 Millionen Euro kosten. Dazu kommen 1,4 Millionen Euro für die Tiefgarage mit 30 Stellplätzen. Durch eine Vorsteuer-Einsparung kann der Landkreis aber von den Tiefgaragen-Kosten 600 000 Euro einsparen. Damit summieren sich die Gesamtkosten für den Bau auf 30,7 Millionen Euro. Nicht eingerechnet sind dabei eventuelle Altlasten-Entsorgungskosten, die im Erdreich zu finden sind. Dazu muss der Boden erst noch sondiert werden. Ursprünglich hatte der Kreistag mit Kosten in Höhe von 24 Millionen Euro gerechnet.
Clemens Maier (FW) geht von einer Baukostensteigerung in Höhe von fünf Prozent pro Jahr aus: „Wir müssen daher noch etwas draufrechnen“, betonte er. Für Willi Kamm (SPD) steht fest, dass „wir bei 35 Millionen Euro landen werden“. Paul Haug (FDP) trat dagegen etwas auf die Bremse: „Wir müssen abwarten, was die Ausschreibungen bringen“, meinte er. Erfreut zeigte sich das Gremium darüber, dass der Erweiterungsbau solide finanziert sei und der Landkreis keine Schulden aufnehmen müsse. Gebäude wird abgerissen Heftig diskutiert wurde über die Parkplatz-Situation am Landratsamt. Eins ist klar: Das zwischenzeitlich angedachte Parkdeck auf dem Nebengrundstück kommt vorerst nicht. Dazu sind die Kosten zu hoch. Auf Antrag der CDU soll sich der Kreistag mit dem Thema in einem Jahr noch einmal befassen. Bis dahin soll die Stadt Tuttlingen auch ihr Konzept für die Parkplatz-Bewirtschaftung in diesem Bereich der Stadt aufgestellt haben. Aktuell wird das Gebäude auf dem Nachbargrundstück abgerissen, um Stellplätze zu ermöglichen.
Für die Mitarbeiter des Landratsamts sollen an der Kreissporthalle, die derzeit im Bau ist, hundert Stellplätze geschaffen werden. „Es muss etwas getan werden, wir wollen kein Gerangel um die Parkplätze“, sagte daher auch Joachim Löffler (CDU), der sich durchaus noch mehr Parkplätze an der Kreissporthalle vorstellen kann. Zustimmung bekam er von Haug. Landrat Stefan Bär berichtete, dass mehr als die hundert Parkplätze an der Kreissporthalle nicht möglich seien. Da die Stadt Tuttlingen von diesen Stellplätzen ebenfalls profitiere, stellte Maier den Antrag, dass sich die Stadt mit 50 Prozent an den Kosten beteiligen soll. Doch dieser Wunsch fand im Gremium nur wenig Zustimmung. Baukultur für die Bürger Hans-Martin Schwarz (OGL) sprach von einem Goldenen Kalb der CDU, weil sie sich so stark für die Schaffung von Parkplätzen einsetze. Für ihn sollte jedoch der öffentliche Personennahverkehr mehr in den Fokus rücken, zumal die Mitarbeiter, die aus den Zweigstellen in den Erweiterungsbau ziehen werden, einen deutlich kürzeren Weg zum Bahnhof haben würden: „Wir können nicht den ganzen Verkehr nach Tuttlingen hereinführen“, sagte er.
Kamm richtete den Blick in Sachen Erweiterungsbau auf einen anderen Aspekt: „Das ist ein Bau für unsere Bürger. Wir schaffen damit Baukultur“, meinte er. Die Baukultur müsse in der öffentlichen Wahrnehmung eine größere Bedeutung erhalten. Er sprach von einem offenen, transparenten Gebäude, in dem – so seine Hoffnung – künftig anders gearbeitet wird. Dafür müssten die Mitarbeiter aber mitgenommen werden.
Haug monierte , dass es in den sanitären Einrichtungen des Erweiterungsbaus kein warmes Wasser geben soll. „Wir wollen einen mittleren Standard bauen“, erklärte Landrat Bär, warum es dieses nicht geben wird.