Radangebote sollen neu gedacht werden
Regionalkonferenz zu E-Bikes und Naturtourismus in der Tuttlinger Stadthalle
TUTTLINGEN - Zu einer Regionalkonferenz „E-Bikes und Naturtourismus“haben die Stadt Tuttlingen und der Landschaftspark Junge Donau am Freitagnachmittag in die Tuttlinger Stadthalle eingeladen. Neben verschiedenen Workshops gab es auch eine Podiumsdiskussion, die von Johann Senner vom Überlinger Planungsbüro Planstatt Senner geleitet wurde.
Rund 60 Minuten diskutierten Prof. Frank Allmendinger (Hochschulcampus Tuttlingen), Walter Knittel (Geschäftsführer Donaubergland GmbH), Martin Schmidt (Projektleiter Logistik, Verkehr, Infrastruktur bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg), Henner Lamm (ADFC Tuttlingen), Ralf Gagstatter (Fahrradhändler) sowie Dieter Schaaf (E-Manager der Stadt Tuttlingen) über die Chancen, die sich durch die E-Bikes ergeben. Dabei wurde deutlich, dass mit den neuen Rädern ganz neue touristische Möglichkeiten entstehen.
So betonte etwa Knittel, dass EBikes dort genutzt werden, wo eine Infrastruktur mit Ladestationen vorhanden ist. War vor sechs, sieben Jahren auf der Tourismusmesse CMT in Stuttgart das Wandern das große Thema, so sei dies seit drei Jahren immer mehr von den E-Bikes verdrängt worden. „Wir müssen Radangebote neu denken. Das Donaubergland bietet eine hervorragende Perspektive“, sagte er. Konflikte mit Wanderern Durch die E-Bikes würde eine Verbindung vom Donauradweg, der touristischen Marginale, auf die Höhen möglich werden. Das sei für die Gastronomie und die Hotelerie die Chance für eine höhere Wertschöpfung. Auch beim Tagestourismus würde es mehr Radfahrer, etwa ältere Menschen, geben. Klar sei, dass es hierdurch Konflikte mit den Wanderern gebe. Von daher plädierte er für eine Trennung von Wander- und Radwegen.
Allmendinger sprach von der mechatronischen Kompetenz, die im Landkreis Tuttlingen zu finden sei. Am derzeit entstehenden Innovationsund Forschungscentrum am Hochschulcampus in Tuttlingen werde es bald ein elektrochemisches Labor geben, in dem zu Akkus geforscht werden könne. Zudem werde eine Promotionsstelle eingerichtet, die sich mit der Nutzung von ausgedienten Zellen befassen wird. Der Professor kann sich gut vorstellen, dass es gute Chancen für die E-Mobilität mit Kleinfahrzeugen zwischen Tuttlingen und dem Gewerbegebiet Take-Off in Neuhausen ob Eck gibt: „Die Entfernung ist nicht so groß“, sagte er. Das sei beim Fernverkehr noch nicht möglich, da E-Autos noch zu wenig Nutzlast haben würden. Es sei aus Allmendingers Sicht noch viel Basisarbeit notwendig, wobei die Nutzung von E-Bikes helfen könne.
Dass Räder an sich helfen können, das Verkehrsproblem in den Städten in den Griff zu bekommen, davon zeigte sich Lamm überzeugt. Dazu müssten aber die Sicherheitsvoraussetzungen für die Radler geschaffen werden. So könnten sie in Tuttlingen überall, mit Ausnahme des Kreuzstraßentunnels, unterwegs sein. „Die Fahrradtour beginnt und endet nicht im Donautal“, betonte der ADFCVertreter. Daher sei es bei der Stadtplanung wichtig, die Belange der Radfahrer zu berücksichtigen: „E-Bikes sind ein starkes Treibmittel, um weiter nach vorne zu kommen.“
Ein Anlehnung ans Car Sharing kann sich Schaaf auch ein Bike-Sharing in Tuttlingen vorstellen. Diesbezüglich habe er schon erste Gespräche mit Anbietern geführt: „Dazu gehört aber der politische Wille.“Daher müssten die politischen Entscheidungsträger auch hinter der Idee stehen. Ein solches Projekt gibt es etwa bereits in Konstanz. Spaß mit E-Bikes Die IHK sei in Sachen E-Mobilität mit dem Projekt „3Mobil“schon mit im Boot gewesen, verdeutlichte Schmidt. Dabei ging es vor allem um die berufliche Mobilität zwischen dem Zuhause und dem Arbeitsplatz. Ein Türöffner für die E-Mobilität sei der Spaß am E-Bike. Dann entstünde auch ein Bewusstsein dafür, dass man sich auch ein E-Fahrzeug anschaffen könne.
Dass man mit E-Bikes als Händler wirtschaftlich auch erfolgreich sein kann, zeigte Gagstatter auf. Er hat sich komplett auf diese Räder spezialisiert. Nach dem ersten Kontakt mit einem E-Bike am Talhof in Beuron sei bei ihm der Entschluss gereift, sich damit selbstständig zu machen.