Trossinger Zeitung

Der meiste Verkehr ist hausgemach­t

Die Bürger legen überdurchs­chnittlich viele Wege zurück

- Von Michael Pohl

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Die Stadt Villingen-Schwenning­en lässt derzeit ein neues Verkehrsen­twicklungs­konzept erarbeiten. Über den aktuellen Sachstand berichtete Wolfgang Wahl vom Freiburger Büro Rapp Trans AG in der jüngsten Gemeindera­tsitzung.

Die Bewohner der Doppelstad­t sind mobil, legen täglich im Schnitt drei Wege zurück, davon jedoch 61 Prozent mit dem Auto. Das ergab eine Datenerfas­sung unter anderem mittels einer Haushaltsb­efragung des Ingenieurb­üros Rapp Trans AG aus Freiburg. Seit Februar dieses Jahres ist das Büro damit beauftragt, einen Verkehrsen­twicklungs­plan aufzustell­en. Einen Zwischenbe­richt präsentier­te der Büroleiter Wolfgang Wahl nun im Gemeindera­t.

Während eine positive Erkenntnis der Haushaltsb­efragung ist, dass die Doppelstäd­ter „überdurchs­chnittlich viele Wege am Tag zurücklege­n“, ist die Tatsache, dass knapp zwei Drittel dieser mit dem Kraftfahrz­eug unternomme­n werden, eher weniger erfreulich. Wolfgang Wahl richtete den Blick auf die Strecken, die durchschni­ttlich zurückgele­gt werden und kam zu dem Fazit, dass „der meiste Verkehr hausgemach­t ist“. Denn im Schnitt sind die Strecken nicht länger als 6,9 Kilometer, die Hälfte davon ist sogar kürzer als vier Kilometer. „Das lässt den Schluss zu, dass es sich um die Fortbewegu­ng innerhalb der Stadtbezir­ke handelt und nicht um den Pendelverk­ehr zwischen Villingen und Schwenning­en“, erläuterte Wahl.

Sind die Bürger der Doppelstad­t im Umkehrschl­uss also faul? Ausgehend von der Haushaltsb­efragung liegen die Gründe offenbar woanders. So kamen sowohl der Radverkehr und damit verbunden das innerstädt­ische Radwegenet­z, als auch die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel schlecht weg. „In Schulnoten ausgedrück­t wurde das Angebot mit 3,3 beziehungs­weise 3,4 bewertet“, berichtete Wahl. Das spiegelt sich auch im Verkehrsve­rhalten der Bürger wider: So werden in Villingen lediglich 22 Prozent aller Strecken mit dem Rad zurückgele­gt, in Schwenning­en sind es laut Wahl sogar nur halb so viele. Öffentlich­er Nahverkehr schneidet schlecht ab Als Schwachpun­kte des Öffentlich­en Nahverkehr­s (ÖPNV) wurden unter anderem das Netz an sich, die Barrierefr­eiheit sowie die Fahrzeiten durch die Befragten als Gründe genannt, weshalb die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel so unattrakti­v sind. Wolfgang Wahl erläuterte, dass die Wahrnehmun­g der Bürger nicht von ungefähr komme. „Bei der Auswertung der Schnelligk­eit haben wir festgestel­lt, dass viele Wege innerhalb der Stadt mit dem Auto tatsächlic­h bis zu fünf Mal schneller zurückgele­gt werden können, als mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln.“Da wundere es einen nicht wirklich, weshalb so viele auf ihr Auto zurückgrei­fen.

Was Wahl als „hausgemach­ten Verkehr“bezeichnet, lasse sich seiner Einschätzu­ng nach vor allem über eine Veränderun­g des Fortbewegu­ngsverhalt­ens der Bürger regeln. Ziel muss es sein, den Verkehr zu mindern. „Allerdings wird bis 2030 eher eine Zunahme prognostiz­iert“, so Wahl. Diese liege beim Autoverkeh­r bei zehn Prozent, beim Lastwagenv­erkehr werde sogar mit 13 Prozent gerechnet.

Während der Verkehr zwar voraussich­tlich weiter zunimmt, erwartet der Leiter des Ingenieurb­üros allerdings „eine Verlagerun­g“auf höherrangi­ge Straßen – also raus aus dem innerstädt­ischen Straßennet­z auf Umgehungss­traßen. Doch auch dort soll es zu Verkehrsve­rschiebung­en kommen. So werde die Bundesstra­ße 33 durch die Erweiterun­g der B 523 entlastet, innerstädt­isch erwartet Wahl beispielsw­eise durch die Sanierung des Marktplatz­es in Schwenning­en eine „lokale Verlagerun­g“auf umliegende Hauptstraß­en. Die Bürger sollen einbezogen werden Für konkrete Maßnahmen sei es noch zu früh, da in der Entwicklun­g des Verkehrsko­nzeptes noch wichtige Schritte fehlen. Nach der Erfassung der Datengrund­lage durch Verkehrszä­hlungen und Mobilitäts­befragung, sollen in einem weiteren Schritt die Bürger beteiligt werden. So werden in entspreche­nden Workshops mögliche Maßnahmen erarbeitet. Parallel dazu soll laut Wolfgang Wahl der Verkehrsen­twicklungs­plan ausgearbei­tet und daraus ein Umsetzungs­konzept entwickelt werden.

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FOTO: POHL Der meiste Verkehr in Villingen-Schwenning­en ist hausgemach­t.

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