Netzexperte
Die nach der Bundestagswahl gebeutelte SPD stellt sich neu auf. Am Montag hat sich das SPD-Präsidium einstimmig für Lars Klingbeil (SPD) als neuen Generalsekretär der Sozialdemokraten ausgesprochen. „Ich trete an für die Erneuerung der SPD“, sagte der mit 39 Jahren für Politikerverhältnisse blutjunge Bundestagsabgeordnete. Der Niedersachse gilt als Hoffnungsträger der SPD, sehr gut vernetzt und als eines der größten Talente der Partei. Seit 2009 sitzt er dauerhaft im Parlament. Bei der Bundestagswahl im September gewann Klingbeil seinen Wahlkreis Rotenburg mit 41 Prozent der Erststimmen direkt. In diesen Zeiten ein Merkmal, mit dem man bei der SPD heraussticht.
Als derzeitiger netzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion gilt er als Internet-Experte. Er soll das Megathema Digitalisierung für die Partei vorantreiben und damit die SPD-Zentrale modernisieren. Neben dem Digitalen hat sich der Sohn eines Berufssoldaten viel mit Verteidigungspolitik befasst. Der SPD-Mann hat ein freundliches Auftreten und eine ruhige Art, ist kein Lautsprecher. Dass ihm mitunter die Statur eines Wandschranks nachgesagt wird, stört ihn nicht. Sein gemütliches Wesen sollte aber nicht über seine Ambitionen hinwegtäuschen. Mit der Partei hat Klingbeil viel vor. „Ich werde jeden Stein umdrehen.“
Klingbeil stehe für einen Generationenwechsel, schwärmte SPD-Chef Martin Schulz. „So stelle ich mir die neue SPD vor.“Klingbeil sei modern und aufgeschlossen für die Herausforderungen der Zukunft, aber zugleich fest verwurzelt in seiner Region. Doch die Personalie bietet auch Grund für Diskussionen. Schulz’ Personalvorschlag war bereits in der vergangenen Woche bekannt geworden und prompt auf Kritik gestoßen. Die SPD-Frauen hätten sich eine weibliche Besetzung gewünscht, der linke Parteiflügel sieht sich durch den konservativ geltenden Kandidaten unterrepräsentiert.
Sebastian Heilemann/dpa