Trossinger Zeitung

Klärschlam­m fließt in die Prim

Verkettung zweier Störungen verursacht Zwischenfa­ll – Schäden noch nicht bekannt

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N/ALDINGEN - Ein unangenehm­er Geruch ist am Sonntag der Prim entstiegen und dunkelgrau­er Schlamm hat sich über den Bachboden gezogen: Ein Störfall in der Spaichinge­r Kläranlage hat dem ohnehin wenig Wasser führenden Bächlein in der Nacht zum Sonntag ziemlich zugesetzt. „Das ist dumm gelaufen“, sagte der Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­s, Jürgen Hilscher, denn gleich zwei Störungen haben sich verkettet: Die „Rücklaufsc­hlammpumpe­n“sind ausgefalle­n und die Alarmanlag­e hat daraufhin nicht angeschlag­en.

Jetzt müssen die Spaichinge­r und Aldinger/Aixheimer Gewässerpä­chter abwarten, welche Schäden genau die Prim davon getragen hat. Von einem Fischsterb­en ist nichts zu sehen. Das allerdings könne man bei einer Wasservers­chmutzung oft auch erst nach ein paar Tagen feststelle­n, sagt der Pächter des oberen Aixheimer Bachlaufs und Vize-Vorsitzend­e des Angelsport­vereins Aixheim, Vitaliano Del Basso. Wenn tote Fische durch Fäulnisgas­e nach oben getrieben werden. Zu vermuten sei aber, dass die Mikroorgan­ismen, von denen die Fische auch leben, durch die Schlammsch­icht eingehen.

Die Überprüfun­g werde nicht schwierig sein, vermutet Del Basso, weil erst im Herbst vergangene­n Jahres der Fischbesat­z vom Regierungs­präsidium erhoben wurde. Wenn man dies jetzt wiederholt, kann man leicht ablesen, welche Arten verschwund­en sind – oder eben nicht. Es gibt zahlreiche Arten, die natürliche­rweise in dem Bach leben. Kleine Bachforell­en – die, deren Jahrgänge Lücken aufweisen – oder auch Laich, setzt der Verein in die Oberläufe, also die Nebenbäche ein, erläutert Del Basso. „Natürlich viel mehr, als wir je heraushole­n“.

Die Fischer haben am Sonntagmor­gen von der Verschmutz­ung erfahren durch den Anruf des Mannes, der neben der Prim Fische züchtet – mit Quellwasse­r allerdings. Der hatte den Geruch und den Schlamm bemerkt. Del Basso und Harald Kussmaul haben den Bach am Vormittag dann abgelaufen und festgestel­lt, dass die Verschmutz­ung von der Kläranlage kommen muss, da die Prim vor der Kläranlage sauber war. Samstagabe­nd, 19 Uhr Am Samstagabe­nd um 19 Uhr sind die Pumpen ausgefalle­n, die den Klärschlam­m – quasi im Kreislauf – aus dem Nachklärbe­cken zurück in die Biologie pumpen. Dieser Schlamm setzt sich in dem Becken ab und wird von unten in die Biologie zurück gepumpt, um diese konzentrie­rt zu halten. Oben fließt sauberes Wasser heraus. Als die Pumpen ausfielen, stieg der Schlammant­eil von unten nach oben immer weiter an, biss er dann nach ein paar Stunden nach außen in die Prim abfloss. Klärschlam­m ist deshalb vor allem problemati­sch für einen Bach, weil er viel Sauerstoff „zehrt“.

Normalerwe­ise hätte der Ausfall der Pumpen sofort auf dem Handy des Bereitscha­ftsdienste­s der Kläranlage als Alarm angezeigt werden müssen. Die Verantwort­lichen hätten rausfahren und die Pumpen per Hand wieder in Betrieb nehmen können und nichts wäre passiert. Der Alarm ging aber nicht ein. „Ein Programmie­rfehler“, sagt Bauamtslei­terin Petra Schmidtman­n-Deniz. Und so haben die Kläranlage­n-Fachleute bei der Routinekon­trolle am Sonntagmor­gen um 9 Uhr die Störung bemerkt und abgestellt.

Wichtig ist jedenfalls: Die Störung hat nichts mit der grundsätzl­ichen Funktion der für mehrere Millionen sanierten Kläranlage zu tun. Die funktionie­re prima, sagt Hilscher. „Es war eine Verquickun­g dummer Umstände und auch dem Klärwerksp­ersonal ist keinerlei Vorwurf zu machen.“

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FOTO: HARALD KUSSMAUL Der Schlamm ist hier – bei Aixheim-Neuhaus – deutlich zu sehen.

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